Andi tut nichts leid. Nicht, dass wir drei Jahre auf ein neues Album warten mussten. Nicht, dass es in seinen Texten weiterhin hauptsächlich um Koks geht. Nicht, dass das 80. Gramm gratis ist. Nicht, dass er uns wie Ronaldo etwas vorspielen muss. Und es muss ihm auch nicht leidtun. Andi kommt wie gewohnt mit Boss-vom-Hinterhof-Attitüde durch die Boxen und rappt auf uns glückliche Hörer*innen ein. Egal ob beim Shawarma-Essen, Spielo-Besuch oder in der Dorf-Disco beim »Strawberry Haze«-Konsum. Da stört es auch nicht, dass das »Türsteher Bootleg« stark von slowthais »Doorman« inspiriert ist. Heutzutage ist sowieso alles gestohlen, wiederverwertet und durch den Fleischwolf gedreht. Und was würden wir uns denken, hätte Andi mehr Zeit zum Musikmachen verwendet als »Auf der Jagd«. Feature-technisch gibt es nach der Soloshow von »Asap Kotti« wieder drei Guests, wobei hier Morlockk Dilemma natürlich den Track am meisten »Blessed«. Beat-technisch geht es um einiges entspannter zu Werke. Alle Tracks wurden von Voddi257 produziert und es kommt einem vor, als wäre hier oder da doch der eine oder andere »Jib« statt einer Line konsumiert worden – das Ganze natürlich nicht in Backwoods, sondern – Neukölln Style – mit »Handelsgold«. So bleibt zu hoffen, dass der Helmut Berger des Deutschrap die Kokssucht teilweise unter Kontrolle hält, damit auch in den nächsten Jahren politisch unkorrekter Rap von Karate Andi unser Gehör erfreuen darf – u. a. tut er das am 23. März 2023 live im Wiener Flex.
Karate Andi
»Handelsgold Tape«
Selfmade Records
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