Mit dem vorliegenden Album erscheint nach »Vogelmusik« (2007) das erste Soloalbum von Limpe Fuchs seit neun Jahren! Mir wäre dieser einleitende Satz Rezension genug, um nach dessen Lektüre sofort aufzuspringen und »Gestrüpp« online zu bestellen (wie man das eben heute so macht). Direkt beim Label, keine Umwege! Aber ich schreibe diese Rezension ja nicht für mich. Also noch mal von vorne: Mit dem vorliegenden Album erscheint nach »Vogelmusik« (2007) das erste Soloalbum von Limpe Fuchs seit neun Jahren. In einer »irgendwie besseren« Welt (fragt mich nicht nach Details!) würde man Limpe Fuchs’ Arbeiten immer und überall in einem Atemzug mit dem Schaffen von Harry Partch oder Harry Bertoia nennen. Aber, Harry hin, Harry her, die Verhältnisse, sie sind nicht so! Die feinsinnige Klangwelt von Limpe Fuchs ist immer noch vielen Menschen eine Terra incognita. Dabei zieht sie, seit sie sich mit Anima Sound Ende der 1960er Jahre erstmals und entgegen den herrschenden musikalischen und gesellschaftlichen Konventionen Gehör verschaffte, als unabhängige und inspirierende Improvisationsmusikerin durch die Welt und zieht mithilfe ihrer Stimme und Instrumente (z. B. Pendelsaite, Geige, Trommel, Eisenkugel oder Lithophon) ihr Publikum in Bann. Dabei geht es primitiv und raffiniert, kompromisslos und sensibel zur Sache. Ob die Welt, wie Joachim Ernst Berendt euphorisch meinte, tatsächlich Klang »ist«, dies sei dahin gestellt, dass aber, was »in« der Welt ist, klingt oder zum Klingen gebracht werden kann, das stellt Limpe Fuchs unter Beweis, wenn sie mit allem, was ihr zur Verfügung steht oder zwischen die Finger gerät, Musik macht. Die musikalische Qualität einer rostigen Kabeltrommel wird entdeckt und buchstäblich »entwickelt« (nachzuhören auf »Schnürrollen«), Steine werden angeklopft, nach klanglichen Qualitäten gesammelt, gruppiert und als Lithophon gespielt (»Wellen«), Metallstangen werden angeschlagen, die Geige quietscht und Limpe Fuchsʼ Stimme malt Laute, wie es ihr in den Sinn kommt! Heraus kommt bei all dem stets ein abenteuerliches Klangerlebnis, das flapsig als Waldorf-Variante der Einstürzenden Neubauten (siehe hier die Kettensäge auf »Holztrauer«) oder als musiktherapeutisch gewendete, rein akustische Musique concrète beschrieben werden könnte. Außer einem müden Lacher wäre aber nicht viel gewonnen und darüber hinaus der Umstand verkannt, dass, allen Scherzen und aller Leichtherzigkeit zum Trotz, Limpe Fuchs in jedem Moment weiß was sie tut, wenn sie zwischen ihren diversen Instrumenten und Klangquellen umher wandert. Diese waren auch im Klangbad Studio in Scheer aufgebaut, wo die Aufnahmen zu »Gestrüpp« statt gefunden haben. Die acht akustischen Ereignisse, dokumentiert auf dem Album, umfassen ein breites und ungewöhnliches Klangspektrum, auch Grillen und Gänse kann man hören – womit wir wieder am Anfang wären, bei der »Vogelmusik«, die schon neun Jahre zurück liegt, und ich wiederhole mich hier gerne: »Gestrüpp« ist das erste Soloalbum von Limpe Fuchs seit neun Jahren! Also …
Limpe Fuchs
»Gestrüpp«
playloud!
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