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XXY

Im Mittelpunkt des argentinischen Spielfilms »XXY« steht die 15-jährige Alex. Sie ist intersexuell, was für das Leben der Pubertierenden und ihrer Eltern eine ziemliche Herausforderung darstellt.

Was macht eine Frau, was macht einen Mann aus? Sind es die primären Geschlechtsmerkmale? Was ist wenn die körperlichen Merkmale uneindeutig sind? Muss sich jeder Mensch eindeutig festlegen oder ist eine Identität jenseits von feminin und maskulin möglich? Mit diesen Fragen setzt sich Lucía Puenzo in ihrem Spielfilmdebüt auseinander. Die argentinische Regisseurin und Schriftstellerin porträtiert in »XXY« die 15-jährige intersexuelle Alex und ihre Familie. Alex ist eigentlich ein Mädchen, auf Grund einer angeborenen Hormonstörung besitzt sie jedoch auch einen Penis. Um ihrem Kind das Schicksal eines begafften Freaks zu ersparen ist die Familie von Buenos Aires an einen entlegenen Ort am Meer gezogen. In nächster Zeit soll sich Alex entscheiden, welchem biologischen Geschlecht sie angehören will. Ein namhafter Chirurg, der gegebenenfalls die entscheidende Operation durchführen soll, besucht mit Frau und Sohn Alex‘ Familie.

Zwischen den Kategorien

Zwischen dem Arzt und Alex‘ Vater zeigen sich bald Differenzen, die zu Spannungen und Konflikten führen. Für den Mediziner teilt sich alles in klare Kategorien, die unhinterfragt für alle gelten, der Biologe muss sich zunächst Ratlosigkeit eingestehen, kann aber die Uneindeutigkeit schlie&szliglich akzeptieren. Währenddessen beginnen Alex und Alvaro, der 16-jährige Sohn des Chirurgen, sich füreinander zu interessieren. Die selbstsichere, aber sprunghafte Alex verwirrt und fasziniert Alvaro gleichzeitig. Dass ihr Kind erste sexuelle Erfahrungen macht ist wiederum ein Vorgang mit dem Alex‘ Eltern umzugehen lernen müssen.

Recht auf Selbstbestimmung

In »XXY« wird nicht blo&szlig eine Geschichte einer ungewöhnlichen Person erzählt, sondern die Intersexualität der Hauptfigur wird im Kontext des Heranwachsens thematisiert. Ihr Anderssein verkompliziert Alex‘ Pubertät, die Phase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter ruft Wünsche und Ängste hervor – wie bei anderen auch. Es sind die Mitmenschen, die sich schwer tun ein Abweichen von der Norm zu akzeptieren. Es war bis vor Kurzem Praxis, Menschen, die ohne eindeutige Geschlechtsmerkmale geboren wurden, im Babyalter durch operative Eingriffe zu Buben oder Mädchen zu machen. Elisabeth Scharangs Dokumentarfilm »Tintenfischalarm« (2006) begleitet Alex, der diese schmerzhafte Erfahrung durchlebte (Die Namensgleichheit der Hauptfiguren ist vermutlich kein Zufall). Beide Filme plädieren für die Selbstbestimmung der Betroffenen.

»XXY« (R: Lucía Puenzo; Argentinien/Frankreich/Spanien 2007. Mit Inés Efron, Ricardo Darín, Valeria Bertuccelli, Martín Piroyansky u.a.)

Zurzeit in österreichischen Kinos.

>> xxy-film.de
>> polyfilm.at

Home / Kultur / Film

Text
Jenny Legenstein

Veröffentlichung
04.12.2008

Schlagwörter

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