© W for Wikileaks, Creative Commons, User: Computerphile.net
Wikileaks markiert einen medialen Umbruch, der die Redaktionssysteme des traditionellen Journalismus auch ausgehend vom öffentlichen Diskurs auf seine materiellen Voraussetzungen hin befragt und den Wert und die Qualität von Informationen in einer digitalen Wissens- und Informationsgesellschaft nachdrücklich zum Thema macht.
Die meisten traditionellen Journalist/innen verlieren sich dabei in sinnlosen Verwerfungen [2] und zeigen damit nur an, dass es ihnen an grundlegenden computerbezogenen, informatischen und netzwerkanalytischen Kompetenzen fehlt.
Die durch kein einziges (vor allem durch kein amerikanisches) Gesetz gedeckte Verfolgung von Wikileaks kommt – wie Christian Ströbele betonte – einer Hexenjagd gleich, die direkt an die McCarthy-Ära erinnert.[3] Sogar Helmut Schmidt verurteilte den Angriff der USA auf Wikileaks: »Das wirkt wie Rache, und das ist es auch.«[4] Aber in wie vielen Büros dieser Welt wurde die in der Tradition des investigativen Journalismus stehende Veröffentlichung von geheimen Dokumenten als »gefährlich« eingestuft, so als ob es sich um eine militärische Attacke auf die gegenwärtige Weltordnung handeln würde. Dabei handelt es sich nur um ein symbolisches Aushebeln von eingeschliffenen Informationskanälen in Journalismus, Diplomatie, Verwaltung, Politik oder Wirtschaft. Der Widerstand im Info-War zielt auf die medientechnischen Voraussetzungen unserer Gegenwart, die der traditionelle Journalismus der Tendenz nach ausblendet. Denn in den Chefetagen der Medienkonzerne sitzen scheinbar nur mehr »embedded journalists«, deren Ausbildung schon einige Jahre her ist.
Es scheint so, als ob das Wissen um Programmiersprachen, Wirtschaftsinformatik, digitale Daten- und Finanzströme, Sicherheitsdispositive oder globale ?berwachungs- und Disziplinierungsformen nicht in die traditionellen Redaktionssysteme durchdringt, obwohl diese Bereiche schon seit geraumer Zeit diskutiert wurden[5] und mit Filmen wie »Matrix« (1999) auch Eingang in die Populärkultur fanden. Mit Wikileaks werden eben diese Wissensformen kritisch und mitten in einem sinkenden globalisierten Empire aus der Perspektive der Open-Source-Bewegung und der (keineswegs kriminellen) Hackerethik [6] analysiert und umgewertet. Ein Empire, das am Beginn des 21. Jahrhunderts mit Sicherheit nicht nur aus konservativen und reaktionären Kreisen der Vereinigten Staaten besteht, wenngleich dort wohl nach wie vor sehr viele Fäden des – auch von Assange modellierten – Netzwerks gezogen werden. Und diese Fäden wurden lange Zeit nicht mehr zum Gegenstand der Analyse, schon gar nicht einer kritischen Klassen- und mithin Machtanalyse.
Schaltungen
© Mission Control Center, Wikimedia Commons, User: NASA
Wer also heutzutage eine dezidiert unabhängige Meinung im Netz öffentlich machen will, riskiert, dass seine Kreditkarten und ?berweisungs- möglichkeiten kybernetisch ausgeschaltet werden (was auch zum Jobverlust führen kann). Komisch dabei nur, dass Wikileaks das Denken in den Redaktionsstuben informatisch und material wieder eingeschaltet hat, weil der Berufsethos des Journalisten – oder auch des Historikers – per definitionem nicht an einer gelieferten Quelle vorbeigehen kann, egal ob sie nun aus Papier über das Archiv oder den Buchhändler bzw. über Bits und Bytes in Glasfaserkabeln ankommt. Und nun sind diese Quellen auf unseren Bildschirmen da und dienen als Grundlage journalistischer, diplomatischer aber auch juristischer Beweisverfahren, da das, was wir wussten oder zumindest ahnten, nun auch auf dem Tisch bzw. Desktop liegt. Die traditionellen journalistischen und auch wissenschaftlichen Praktiken verschieben sich, wenn etwa die Operation des Zitierens nunmehr über den Link auf ein cable läuft oder schaltet. Auch die Revolution in Tunesien hatte – neben vielen anderen Beispielen – mit cables zu tun, welche die Bereicherung und Korruption des Machthabers Zine El Abadine Ben Al belegen konnten. Die cables umfassen mithin nicht nur das, was wir je schon wussten. Denn auch das, was wir wussten, haben wir jetzt als Beweis schwarz auf weiß.[7]
Dabei hat Assange mit dem Wikileaks-Manifest[8] eine einfache und plausible (nicht antikapitalistische, sondern eher libertär-anarchische) Theorie der Verschwörung ins Netz gestellt, welche mit einer machtkritischen und kybernetischen Netzwerkanalyse operiert und gerade dadurch paranoische Regierungsmaschinen und Verfolgungsapparate als ziemlich real erscheinen lässt, indem sie allererst öffentlich sichtbar werden. Denn wird die raison d‘?tat auf ihr strukturelles oder netzwerkartiges Schalten und Walten hin befragt, kippt sie aus dem scheinbar rationalen Denken der Sicherheit und der ?berwachung ihrerseits in die Paranoia und lässt erneut real werden, was wir aus Spionagefilmen oder -romanen nur allzu gut kennen. Fast wie bei M. C. Escher verdrehen sich die Verbindungen und Verschaltungen zwischen Verfolgung und Verschwörung. Und diese Verschwörungen stellen – so Assange im Manifest – eine informationsverarbeitende Maschine dar:
»Verschwörungen nehmen Informationen über die Welt in der sie agieren (die konspirative Umwelt) auf, führen sie durch Verschwörer und lassen sie auf das Ergebnis einwirken. Wir können Verschwörungen als einen Typ Apparat betrachten, der einen Input hat (Informationen über das Umfeld), ein berechnendes Netzwerk (die Verschwörer und ihre Verbindungen untereinander) und Outputs (Handlungen, die darauf abzielen, das Umfeld zu erhalten oder zu verändern).«[9]
Und so sind etwa die diplomatischen Akteure über In- und Outputs in einem beinahe hermetisch abgeschlossenen System verschaltet und kommen nur schwer aus diesen Rückkopplungen heraus ?? Schlafende Hamster im Rad.[10] Wikileaks setzt genau hier an und bricht diese geschlossenen Systeme symbolisch und technologisch auf. Es geht dabei schlicht um Informationsfreiheit und freie Meinungsäußerung im Cyber-War.[11]
© Invasion of the Body Snatchers, Philip Kaufman (1978) United Artists
Musste man nicht jahrelang herumlaufen und sich die Frage stellen, wo all die plausiblen und rational abgesicherten Machtkritiken hin sind, die seit den Siebzigerjahren (und im Grunde schon davor) mit den Formationen des (linken) Protests verbunden waren? Und war Machtkritik – egal ob im Sinne der Frankfurter Schule oder im Sinne der französischen Philosophie nach dem Mai 1968 – nicht immer schon mit Figurationen einer kapitalistischen respektive antikapitalistischen Verschwörung verbunden? Es will einem so vorkommen, als ob seit dem Zusammenbruch der realsozialistischen Staaten jedes Denksystem, das einen grundlegenden Spalt der sozialen Ungleichheit oder ökonomischen Instabilität in der kapitalistischen Organisation unserer Gesellschaften konstatierte, sich dem Vorwurf der Verschwörung(-stheorie) gegenübersah. Wer also mit Gegensätzen wie Bourgeoisie/Proletariat, Kapital/Arbeit oder Regierende/Regierte operierte, setzte sich – wie Assange und Wikileaks – dem Vorwurf der Verschwörung selbst aus. Jedes Mal, wenn sich (vor allem) die Regierungen des Empire unter ihrer über Star Wars funktionierenden byzantinischen Kuppel (Toni Negri)[12] Kritik ausgesetzt sahen, lag der Vorwurf der Verschwörung(-stheorie) im Raum.
Nicht zuletzt deshalb hat Peter Weibel in Bezug auf Wikileaks sehr hellsichtig betont:
»Das ist eine wunderbare Einrichtung, eine der größten Errungenschaften: die Kontrolle jener Organe, die sich normalerweise der Kontrolle entziehen. Die Shakespearesche Welt der Intrige hat bis zum 19. Jahrhundert gegolten. Heute leben wir in einer Welt der Paranoia. Die Regierungen haben diese Paranoia und daher Angst vor Enthüllungen. Wären es demokratische, transparente Regierungen, hätten sie keine Angst. Doch die Regierungen haben vieles zu verbergen, weil sie Verschwörungsstrukturen haben.«[13]
Man kann es kaum besser sagen. Das Regieren selbst ist seit jeher – und historisch verifizierbar – mit Figurationen der Verschwörung und mithin mit dem »verfolgten Verfolger« (so definierte schon Kraepelin die Paranoia) verbunden. Und ob mit Adorno oder Foucault: Irgendwie, irgendwo, irgendwann geht es dabei um Kontrolle der Ausgeschlossenen. Auch Manfred Schneider hat jüngst in seinem Buch »Das Attentat. Kritik der paranoischen Vernunft«[14] auf diese Zirkel der paranoischen oder auch panoptischen ?berwachung hingewiesen. Und für Pierre Bourdieu waren selbst die Intellektuellen Klassifizierer unter Klassifizierten bzw. Objektivierer unter Objektivierten, so wie für Luhmann die Individuen in ganzen Beobachterkaskaden (1. Ordnung, 2. Ordnung, etc.) systematisiert sind. Regieren, Unterdrücken und Kontrollieren heißt dabei immer das Ereignis, den Zufall, das Minoritäre, Einzigartige und Kontingente systematisch abzusichern, abzudrängen, ja, auszuschalten. »Die Körperfresser kommen« (1978) und sind seit langer Zeit schon unter uns. Es steht System gegen Entropie, Ordnung gegen Chaos. Dies ging historisch in vielen Fällen direkt auf den (zumindest symbolischen) Tod jener Person, die sich oder gegen die man sich verschworen hatte. Verschwörungen sind dabei historisch verbürgt und verbrieft. Sie sind mithin auch in der Gegenwart wissenschaftlich verifizierbar. Ganz egal, ob sie nun von Regierenden oder Regierten ausgehen.
Erinnern wir uns etwa an die Verschwörung von Brutus gegen Cäsar, an die Babington-Verschwörung gegen Elisabeth I., mit der Maria Stuart auf den Thron hätte gebracht werden sollen, oder – uns historisch näher – den sog. »Röhm-Putsch« (auch »Nacht der langen Messer«) mit dem die Nazi-Paranoia sich sogar innerhalb der NSDAP konspirativ verdoppelte. Reflektieren wir noch einmal den historischen Guy Fawkes, von dem man in England immer noch sagt, dass er vielleicht der einzige war, der je das Parlament mit ehrlichen Absichten betreten habe. Denken wir auch an François Noël Baboeufs »Verschwörung der Gleichen«, die in der französischen Revolution eine gewichtige Rolle für die Linke spielte. Und gedenken wir der Résistance in Frankreich und der Widerstandskämpfer des 20. Juli (»Operation Wallküre«) die sich ja auch kämpferisch gegen die Nazis verschworen hatten. Aber auch Nixons Tonbandaufnahmen zeugen im Rahmen von Watergate von einem Dispositiv der Verschwörung. Auf eine bestimmte Art und Weise haben sich immer schon Einzelne oder Gruppen über geheime Abmachungen gegen andere verschworen. Im Guten wie im Bösen.
Bemerkenswerterweise klafft aber zwischen Watergate und Cablegate ein zeitlicher Abgrund in dem das Konstatieren von paranoischen Bespitzelungen seitens der Bürokratien oder Staaten abgedrängt zu sein schien. Der Watergate-Skandal hatte noch die gesamte internationale Protestbewegung – die sich in den globalen Ereignissen von 1968 bündelte – und damit auch eine kritische Ûffentlichkeit gegen sich. Dem kommt man im 21. Jahrhundert nur netzwerkanalytisch und programmiertechnisch bei, wenn man den sozialen Raum immer auch als einen medialen Raum begreift. Die diskursökonomisch und mediensoziologisch zirkulierende Information wird so zum entsubjektivierten Informanten.
© Khephren Pyramide, Creative Commons, User: Daniel Fafard (Dreamdan)
Figurationen der Verschwörung und der Paranoia sind dem Regieren und der Macht also immanent. Sich mit dieser Verschwörungsstruktur zu befassen ist eine traditionsreiche Form der Machtkritik der Siebzigerjahre wie wir sie im Bereich der Literatur u. a. bei Robert Shea, Robert Anton Wilson oder Thomas Pynchon hervorragend poetologisiert finden.[15] Ist moderne Politik oder moderne Kritik der herrschenden Souveränitäten nicht immer schon mit Figuren der Verschwörung verknüpft? Setzt nicht schon das »Kommunistische Manifest« eine internationale Verschwörung in Szene, im Rahmen derer sich die Mächtigen Alteuropas gegen die Verworfenen der Höllenmaschine des Kapitalismus verbünden? Und spielt Marx nicht gleichzeitig damit, dass die Kommunisten – fast wie bei Wikileaks – ihrerseits vom Vorwurf der Verschwörung betroffen sind?
»Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten.«[16]
Vor allem deutsche Polizisten ?? Und war Bakunin nicht ein Meister der Verschwörung ersten Grades, was ihm gerade seitens Marx scharfe Kritik eintrug? Das politische Denken oder die politologische Analyse hebt mithin mit Elementen der Verschwörung an, die im Grunde nichts anderes braucht als den Hinweis darauf, dass empirisch bestimmbare Gruppen, Institutionen, Netzwerke oder Lobbys eine Art von Regierungsmentalität etablieren. Im Umfeld dieser Mentalität kommt es zu einer ?berlappung von Erkenntnis und Interesse (Habermas) oder von Wissen und Macht (Foucault). Eingehend diskutiert wurde dies im 20. Jahrhundert – auch mit der Antiquiertheit des Menschen[17] – anhand der fatalen Rolle der Physiker beim Bau der Atombombe. Wo fragt man indes heute noch nach den »repressiven Funktionen« der Wissenschaft als Form der instrumentellen Vernunft und mithin als Herrschaft? Wer untersucht eigentlich noch die gegenwärtigen Wissenschaften im Blick auf ihr Verhältnis zu Wissen und Macht? Die bestallten und opportunen Intellektuellen, die als unpolitische Kopfarbeiter und Wissenskapitalisten ihre Kritikfähigkeit an den Pforten der Universitäten und Akademien der Wissenschaften abgegeben haben? Diese diskursiven und epistemischen »Schatzbildner« (Marx) bei denen die Derridasche differ(a)nce – die ja äußerst klug den medientheoretischen Unterschied zwischen Schrift und Sprache markierte – zu der von Bourdieu beschriebenen distinction verkommt? Wohl eher nicht. Dann doch eher investigativer Journalismus aus dem vermeintlichen Off. Und nichts anderes wird von Wikileaks ins Spiel gebracht.
Eine geheime Abmachung, die nicht für die Ûffentlichkeit bestimmt ist, aber sich direkt auf andere auswirkt, ohne dass diese anderen es wüssten, wäre daher eine Art verschworener Regierungsmentalität. Wenn – um hier nur ein konkretes Beispiel zu geben – die Raiffeisenbank im sozioökonomischen und medialen System Ûsterreichs all ihre Macht dazu verwendet, dafür Sorge zu tragen, dass sie weder positiv noch negativ in den Medien genannt oder erwähnt wird – die wirklich unabhängige Wiener Obdachlosenzeitschrift Augustin hat dies jüngst gezeigt[18] -, dann stellt dies ein regierungsmentales Verschwörungsdispositiv dar. In diesem – immer mit dem Sozialen und der Gesellschaft verbundenen – Dispositiv soll unsichtbar und intransparent bleiben, was in einer Demokratie eigentlich die Ûffentlichkeit erzürnen müsste. Doch was sind schon die infamen Leben der Obdachlosen wert?
Dies zeigt an, dass die (netzwerkanalytische, mathematische und relationale) Analyse von Assange exakt das erreicht hat, was es zu erreichen galt. Mögen die Staatsparanoiker dieser Welt zu grübeln beginnen, wie sehr sie in eben diese Paranoia verstrickt sind. Zumindest muss man konstatieren, dass nur durch investigativen Journalismus klar geworden ist, dass die Regierenden paranoische Maschinen freisetzen und imaginierte Feinde als Sündenböcke auf das Brutalste verfolgen (die Muslime), körperlich auf das Schlimmste demütigen und erniedrigen (Guantanamo[19] und Abu-Ghraib) und ohne juristische Grundlage juristisch belangen wollen (Assange). Dabei setzen diese Denunziationsstrategien die Angeklagten schon vor einem unabhängigen Gerichtsurteil in ein mentales Gefängnis. Was geschieht hier mit der Unschuldsvermutung? Zutiefst hoffen kann man nur, dass dabei die Liebe zu elektrischen Stühlen nicht tatsächlich in Veranschlagung gebracht wird (psychisch oder gar physisch). Wie es im Moment wohl um Bradley Manning steht?
Kriegsmaschinen
© Starship Troopers, Paul Verhoeven (1997) Tristar Pictures
»War against Communism«, »War against Drugs«, »War against HIV«, »War against Serbia«, »War against Terror«, »War against Wikileaks« ?? Eine Kriegserklärung folgt der anderen. Einem Völkerrechtsbruch folgt ein weiteres illegales Vorgehen gerade weil sich global niemand dem ersten Rechtsbruch entgegengestellt hat. (Und erinnert der fundamentalistische Mordaufruf gegen Assange nicht spiegelbildlich an die Causa der Satanischen Verse?) Sehr früh hat Peter Handke nach dem Angriff auf Serbien eingemahnt, dass nur mehr auf dem Muroroa-Atoll ein Gerichtshof (der Vernunft) Platz fände, der dagegen vorgehen könnte. Der Rest ist leider schon Geschichte. Wir leben in einer Welt (kollektiver und religiöser) Kriegsgeilheit, wie sie der Niederländer Paul Verhoeven in »Starship Troopers« (1997) fast prognostisch in Szene gesetzt hat. Ein Film, der eher nicht faschistisch war, sondern sehr konkret dem Empire einen faschismuskritischen Spiegel vorhielt. Die anderen, das sind nur mehr die – tierischen oder technischen – Wanzen, die Bugs.
Dieser Umstand lässt aber im Gegenzug vermuten, dass die zivilen Räume unserer Gesellschaft ihrerseits nach wie vor von militärischen (Geheimdienst-)Logiken und Kriegsstrategien durchzogen sind. Denn das Verfolgungsdispositiv, welches Julian Assange von Vergewaltigungsvorwürfen über die Sperrung von Kreditkarten und Paypal-Konten bis hin zu Fußfesseln zur Zielscheibe der Macht werden ließ, macht eines klar: Die Kräfte der Bourgeoisie (Marx), die Regierenden in Kontrollgesellschaften (Deleuze/Guattari/Foucault), die herrschenden Interessen (Habermas), das Empire (Hardt/Negri), die globalen Eliten (Sennet) oder – dies alles bündelnd – der Kapitalismus im Allgemeinen sind bereit, die vorhandenen und etablierten Machttechnologien auch – und vielleicht gerade dann – einzusetzen, wenn gegen jemanden nichts vorliegt. Und kybernetisch gesteuert werden dabei Wirtschaft, Gesellschaft und Politik jederzeit und permanent. Ob man dies nun als Barbarei oder als ?berzivilisation interpretiert ist im Grunde gleichgültig. Unerträglich ist es auf dem Weg »Zum ewigen Frieden« Kants allemal.
Doch hinter der Maske des Verschwörers Guy Fawkes lugt der allgemeine Wunsch nach Widerstand hervor. Mit Wikileaks hat eine »digitale Revolution« stattgefunden, die uns an die Materialität unseres Redens, Schreibens und Handelns erinnert, gerade dann, wenn man im Umfeld des Journalismus tätig ist. Unsere Welt besteht aus Manipulations-, PR- und Propagandamaschinen der Vereinnahmung, wie sie auch von Félix Guattari und Gilles Deleuze eingehend beschrieben wurden, die sich trotz aller vehementen Kritik an den Staatsbürokratien des Realsozialismus dabei auch auf marxistische Positionen berufen haben und nachdrücklich einen anderen Sozialismus anvisierten:
»Die Macht der Minderheit, der Besonderheit, hat ihr Vorbild oder ihr universelles Bewußtsein im Proletarier. Wenn sich aber die Arbeiterklasse durch einen gewonnen Status oder gar durch einen theoretisch eroberten Staat definiert, erscheint sie nur noch als ?Kapital?, als Teil des Kapitals (des variablen Kapitals), und kann sie die Ebene und den Plan des Kapitals nicht verlassen. Allenfalls wird der Plan bürokratisch [??] Es ist häufig vorgekommen, daß der Kapitalismus nicht lebensfähige Staaten seinen Bedürfnissen entsprechend unterhalten und organisiert hat, und zwar gerade deshalb, um Minderheiten zu vernichten. Es geht also für Minderheiten eher darum, den Kapitalismus abzuschaffen, den Sozialismus neu zu definieren und eine Kriegsmaschine zu schaffen, die sich mit anderen Mitteln gegen die weltweite Kriegsmaschine wehren kann.«[20]
Dabei ist mit allem Nachdruck zu betonen, dass diese widerständige und revolutionäre Kriegsmaschine in zutiefst friedlicher Absicht und nur zur Verteidigung des marginalisierten Außen ins Feld gesetzt wird. Denn:
»Es gibt eine schizophrene Begeisterung für das Werkzeug, die die Arbeit in freie Tätigkeit übergehen läßt, und eine schizophrene Begeisterung für die Waffe, die sie zu einem Mittel des Friedens werden läßt, die zum Frieden führt.«[21]
Denn erst wenn der Schatten der Schlacht den gesamten sozialen Raum besetzt, droht der totale Krieg:
»Faschismus gibt es dann, wenn in jedem Loch, in jeder Nische eine Kriegsmaschine installiert wird.«[22]
© European Parliament Brussels, Wikimedia Commons, no User
Und man sollte nicht und nie vergessen, dass die Programmierer der Open-Source-Bewegung und der Hackerszene wahrscheinlich jene sind, welche die medientechnischen Voraussetzungen und Regeln unserer Politik oder unserer Ûkonomie sehr gut nachbuchstabieren können, gerade weil Politiker oder Intellektuelle der Tendenz nach von solchen medialen Infrastrukturen im besten Fall eine Ahnung haben. Das Wikileaks-Manifest zeugt von einem immensen medien-soziologischen (und d. h. auch relationalen und netzwerkanalytischen) Wissen und Verständnis, gerade weil die programmiertechnischen Voraussetzungen (nicht nur) der Diplomatie, sondern jeder Staatlichkeit sehr gut und realistisch modelliert wurden. Damit ist die Demokratie keineswegs in Frage gestellt, wie manche monieren. Im Gegenteil: Die westlichen Post-Demokratien (Jacques Ranciére)[23] sind mit einem Kapital-Parlamentarismus (Alain Badiou)[24] verbunden, gegen den die Verteidigung der Gesellschaft (Michel Foucault)[25] und der Republik bzw. Demokratie erneut von Unten nach Oben erkämpft werden muss, nachdem in den letzten beiden Jahrzehnten ein autoritäres Top-Down immer stärker zur ausnahmslosen Regel wurde.
Bei aller Liebe zur repräsentativen Demokratie scheinen die revolutionären Widerstandslinien wegen einem ?berhang an Repräsentation sehr viel mit Partizipation zu tun zu haben. Zu konstatieren, dass unsere Demokratien in dieser »Zeit der Monster« (Slavoj Žižek)[26] mehr und mehr ausgeschaltet werden, ist dabei etwas grundlegend anderes, als die Demokratie per se abzulehnen. Und Widerstandslinien wie jene von Wikileaks öffnen – zuerst im virtuellen Raum des Netzes, dann Stück für Stück im Realen – nach langer Zeit die Repräsentations- und Partizipationsmöglichkeiten der Regierten, die in einem geschlossenen System vom großen Bruder fast schon zur Gänze ausgeschaltet wurden ?? Politische und staatsbürgerliche Unsichtbarkeit ?? 1984 ?? neoliberaler Newspeek. Es geht also mit Wikileaks auch um die demokratische Ûffnung geschlossener Herrschaftssysteme, die angesichts der Finanzmarktdiktatur wahrlich vonnöten wäre und sei es auch nur im Sinne einer Finanztransaktionssteuer. Doch von wo aus wird sie – trotz Beschluss des Europäischen Parlaments – auf globaler Ebene umgesetzt? Muroroa-Atoll?
Dabei lassen z. B. die Reaktionen im State Department real werden, was wir nur in verschwörungstheoretischen oder paranoischen Hollywoodfilmen vor Augen geführt bekamen: »Man nimmt sehr viel Aspirin in der 7. Etage des State Department« berichtete Martin Klingst, ganz traditioneller ZEIT-Korrespondent in Washington:
»Wer in diesen Tagen erfahren will, wie Amerikas Außenministerium den diplomatischen Schaden einzudämmen versucht, muss sich jenseits der Mauern und Ohren des State Department mit Mitarbeitern treffen. Zu einem Spaziergang am Ufer des Potomac, auf einer Parkbank im kalten Abendnebel oder im dichten, anonymen Gedränge der Vorhalle einer Universitätsklinik. Aus Angst vor ungebetenen Zuhörern musste ein Café fluchtartig verlassen werden.«[27]
Panik und Flucht beherrschen die Sinne des State Departments, die schon lange von Technologien des Unbewussten durchzogen sind.[28] Was bis dato Treffpunkt des Aufdeckungsjournalisten und seines Informanten war, wird nunmehr zum Ausweichort der Beamten selbst, die schlicht eines vor Augen führen: Sie selbst sind genauso verschworen und paranoid wie jene, die sie (oftmals illegal, doch: Wo kein Kläger, da kein Richter!) verfolgen. Ach, trauriges Los des Paranoikers!
© The Insider, Michael Mann (1999) Touchstone Pictures
Und wieder dieser Eindruck wie bei 9/11: It’s like Dreamworks! It’s like Hollywood! Alles läuft so wie in einem Polit- oder Aufdeckungsthriller. Jüngst zu sehen in »Fair Game – Nichts ist gefährlicher als die Wahrheit« (2010) wo mit Sean Penn und Naomi Watts sehr plausibel und realistisch die Affäre der CIA-Agentin Valerie Plame nachgestellt wurde, bei der es um die Tatsache ging, dass Saddam Hussein eben keine Massenvernichtungswaffen bauen ließ. Fiktion? Mitnichten ?? Dieser Film beruht auf wahren Begebenheiten!
Aber auch Tom Tykwer hat sich ein gehöriges Maß an kritischem Denken erhalten: Sei es, dass er für Alexander Kluge das Fetischcharakterkapitel aus Marx‘ Kapital brillant – wenngleich vom DVD-Format her nicht sehr medien- und d. i. öffentlichkeitswirksam – verfilmt hat,[29] sei es, dass er mit »The International« (2008) eine an den Kassen erfolgreiche aber sehr deprimierende Analyse der globalen Finanzmärkte vorlegte, nach der es nichts mehr hilft, der Hydra des kapitalistischen Systems einen einzelnen Kopf abzuschlagen. Für Tykwers Produktionsbedingungen gilt indes auch das, was Oliver Stone nach »Commandante« (2003), »W.« (2008), »South of the Border« (2009) und »Wall-Street 2« (2010) festhielt: »Der Sozialismus kriegt die Funzel, der Kapitalismus kriegt den Spot.«[30]
Und denken wir in diesem Sinne auch über »The Insider« (1999) von Michael Mann nach, in dem Al Pacino den Aufdeckungsjournalisten und Herbert Marcuse-Schüler Lowell Bergman gibt, der seinen Informanten nicht mehr schützen kann, am Ende vor den Logiken der Tabakkonzerne kapitulieren muss, seinen Mantel nimmt und durch die Drehtür des abhängig gewordenen Medienkonzerns verschwindet (dies übrigens in bezeichnender slow motion). Und irgendwie drückt Wikileaks auf den rewind button und die Tür dreht sich wieder in die andere Richtung. Als ob Herbert Marcuse nicht ganz vergessen ist und Lowell Bergman über den Umweg der Hackerszene und der Open-Source-Bewegung doch noch Recht behält.
Wikileaks ist die Fortsetzung des Journalismus mit anderen Mitteln. Insofern trifft die Verschwörungstheorie und -praxis von Julian Assange, dem dafür wahrlich ein Friedensnobelpreis gebühren würde,[31] direkt ins verbeamtete Schwarze. Denn der Beamte – und sei es der des State Departments – ist der Tendenz nach ein Staatsverfolger, ein bezahlter Paranoiker vor dem (puritanisch-protestantischen) Herrn, dem Phallus der Höhe – und nichts anderes ist das Kapital. Das soziale Computerspiel »Empire against Wikileaks« fördert zu Tage, woran sich wohl jeder/jede erinnern kann, der/die im Kalten Krieg aufgewachsen ist: Paranoia steht gegen Paranoia, Verschwörung gegen Verschwörung, Washington gegen Moskau, dann gegen Muslime und Bin Laden und nunmehr (genau diese absurde Verwechslung und Spiegelung macht ja so stutzig!) gegen ?? Julian Assange und das anonyme Wikileaks-Kollektiv.
Daran hat sich nur scheinbar in den letzten (rund) zwanzig Jahren etwas Grundlegendes geändert. Die Geheimdienste operieren nach wie vor und wir sollten vielleicht wieder lernen, wie man Hollywoodfilme als Quellen für militärische und technologische (?berwachungs-)Strategien liest. Von Coppolas »The Conversation« (1972) bis hin zu »Staatsfeind Nr. 1« (1998) oder »Salt« (2010), in dem der Kalte Krieg wie selten zuvor wieder vor unseren codierten Augen stand. Beruhigend nur, dass JLG im selben Jahr vom Titel weg dagegenhielt und – so wie Sartre angesichts des Nobelpreises – den Oscar für sein Lebenswerk eben nicht angenommen hat: »Film Socialisme« (2010).
Dabei gilt es zu bedenken, dass es kein Geheimnis gibt. Es ist – frei nach Lacans verlorener Letter[32] – immer alles sichtbar, wenn man nicht an erwartbaren Stellen sucht. Doch erst Wikileaks hat diese Sichtbarkeit wieder in die traditionellen Medien eingespielt. Nur dass die imperialen Paranoiker im oftmals hypostasierten Feind auf das Diffuse, Nicht-Konkrete oder Molekulare stoßen und zwanghaft neurotisch versuchen, es seiner Universalität zu entledigen, es zu reterritorialisieren. Die psychopathologischen Reaktionen auf Wikileaks lassen retrospektiv auch die Machttechnologien seit 9/11 sichtbar werden. Und das ist es, was die Regierungen so irritiert. Plötzlich ist investigativer Journalismus nicht mehr mit Terrorismus gleichzusetzen, was im Nachhinein den ganzen Krieg gegen den Terror auch wieder anders einfärbt. Da springen Journalisten aus ihren Betten und tun das, wofür sie da sind!
© Film Socialisme, Jean-Luc Godard (2010) Vega Film et. al.
Johannes Thumfahrt hat nicht zuletzt deshalb in der taz betont, dass Wikileaks ein faktenorientiertes Verständnis auf digitalem Niveau fordert. Er sieht in Wikileaks vollkommen zu Recht eine kantianische »Verwirklichung einer politischen Utopie der Aufklärung«.[33] Die Kombination von Hacker-Ethik, Netzwerkanalyse, Machtkritik, Open-Source und investigativem Journalismus führt zu einem »Kantianismus 2.0.«, den man auch mit einer KybernEthik[34] verbinden könnte, die Heinz von Förster angesichts einer durchsteuerten Gesellschaft für notwendig erachtete. Mit den Reaktionen auf Wikileaks wurde Paranoia endgültig zur ultima ratio des globalisierten Kapitals. Der immanenzphilosophisch gefasste Begriff des Herrensignifikanten – und nichts anderes ist der große Andere /Gott/ – scheint sich, mit Walter Benjamin gesprochen, seiner absoluten Verschuldung zu nähern.
»Es liegt im Wesen dieser religiösen Bewegung, welche der Kapitalismus ist, das Aushalten bis ans Ende, bis an die endliche völlige Verschuldung Gottes, den erreichten Weltzustand der Verzweiflung auf die gerade noch gehofft wird. Darin liegt das historisch Unerhörte des Kapitalismus, dass Religion nicht mehr Reform des Seins sondern dessen Zertrümmerung ist.«[35]
Und welche religiösen Fundamentalismen an dieser Zertrümmerung schuldig sind und Schuld haben, käme dann – a-theologisch gesprochen – am Tag des Jüngsten Gerichts im Rahmen einer citation à l’ordre du jour auch noch raus.
Angesichts solcher Anordnungen ist es notwendig, mit der von Guattari und Deleuze vorgeschlagenen Universalgeschichte der Kontingenz – die sich durchaus mit Globalgeschichten[36] verbinden lässt – und einer damit verbundenen rationalen und d. i. kritischen Schizo-Analyse zu kontern, die von einem grundlegenden sozioökonomische Spalt unserer sozialen und medialen Räume, Felder und Körper im kapitalistischen System ausgeht. Dies wird sich hoffentlich in den nächsten Jahren auch öffentlich zeigen. Wobei die Figur der anonymen Guy-Fawkes-Masken sowohl die Marxschen »Charaktermasken« als auch die Foucaultschen »Masken des Begehrens« aktualisieren, die ein gemeinsames Jenseits des bürgerlichen Individuums andeuten. Unterhalb der neoliberal situierten Subjektivität von Ich-AG’s fließt ein kollektiver »roter Wärmestrom« (Ernst Bloch) der im Gegensatz zum »kapitalistischen Kältestrom« (Theodor W. Adorno) mäandert und mithin auch unsere anti-ödipalen Ströme mit sich reißen könnte ??
Es scheißt, es fickt. Das Es ??
(Deleuze/Guattari, Anti-Ûdipus)
» Linke Archive # 1: Der Werwolfsheißhunger des Kapitals und seine Geschichte
» Zur Homepage des Autors Alessandro Barberi
[1] In diesem Artikel wurden auf Beschluss der Redaktion alle Internetadressen über http://tinyurl.com aus Gründen der leichteren Verwendung und der besseren Lesbarkeit durch Tinyurls ersetzt. Die Korrektheit der Links wurde zuletzt am 26. April 2011 überprüft. Es sei an dieser Stelle auch allen FreundInnen, KollegInnen und GenossInnen gedankt, deren Einwände und Klugheit auf mehrfache Weise Eingang in diesen Text gefunden haben. Pour Noël! Salut et fraternité!
[2] Paradigmatisch für diese Art unreflektierter Ablehnung ist Hans Rauschers irritierte Sinnsuche »Der Datenmasse einen Sinn geben« unter: http://tinyurl.com/65hovr6. Das Problem der Verarbeitungsgeschwindigkeit lässt sich in diesem Fall sicher nicht durch den Ankauf eines aktuellen Prozessors lösen. Aber auch Florian Klenk, Aufdeckungsjournalist des Falter, hat sich in einem Club 2 dazu verstiegen, Wikileaks im negativen Sinne mit Frankensteins Monster zu vergleichen. Im Gegenzug dazu vertrat Konrad Becker hier Positionen bei denen man anknüpfen kann. Vgl. den Club 2 auf Youtube: http://tinyurl.com/6x98t9n. Man wird den Eindruck nicht los, das etablierte und ökonomisch stabilisierte Journalisten dumpf empfinden, dass es mit der freien Information auch um ihre Machtpositionen geht.
[3] Vgl. seinen erhellenden (auch juristischen) Kommentar in der taz »Im Zweifel für die Aufklärung« unter http://tinyurl.com/6zmtep2.
[4] Vgl. dazu den Artikel im Hamburger Abendblatt »Helmut Schmidt verurteilt Rache der USA an Julian Assange« unter http://tinyurl.com/5w538o7.
[5] Vgl. Deleuze, Gilles/Guattari Félix: Anti-Ûdipus. Kapitalismus und Schizophrenie, Frankfurt/M. 1977, Foucault, Michel: ?berwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, Frankfurt/M. 1994, Michael Hardt/Toni Negri: Empire. Die neue Weltordnung, Frankfurt/M. 2000 und Berardi, Franco »Bifo«: Precarious Rhapsody. Semiocapitalism and the pathologies of the post-alpha generation, London 2009.
[6] Vgl. die einfach zusammengefassten Regeln des Chaos Computer Clubs unter http://tinyurl.com/5k8fcy.
[7] Vgl. einleitend die Inhaltsangabe des Spiegel-Sonderhefts »Die enthüllte Supermacht. Amerikas Geheimdepeschen« unter http://tinyurl.com/6395ysx.
[8] Das gesamte Manifest findet sich auf Deutsch unter: http://tinyurl.com/2uvmbxb.
[9] Ibid.
[10] Vgl. auch die wunderbare Analyse von Nanz, Tobias: Grenzverkehr. Eine Mediengeschichte der Diplomatie, Berlin 2010.
[11] Vgl. auch die durchwegs richtigen Positionen die Robert Misik in seinem Videoblog vertreten hat: http://tinyurl.com/6grwqds.
[12] Vgl. das Interview »Tokyo wird nie bombardiert« unter: http://tinyurl.com/5trgn97. Grandios, dass Negri nach den Präsidentschaftswahlen 2000 in den Vereinigten Staaten vom »Thronräuber Bush« spricht. Ist die Sache mit den Wahlmaschinen in Florida eigentlich schon aufgeklärt oder haben wir sie schlicht verdrängt und vergessen?
[13] Vgl. das Interview »Castingshows sind Universitäten für Aufsteiger« unter: http://tinyurl.com/69of9j2. Hinzuzufügen wäre, dass die Universitäten inzwischen nur mehr Castingshows sind. Eine Hollywoodisierung des Wissenschaftsbetriebs findet schon seit Jahren statt.
[14] Vgl. Schneider, Manfred: Das Attentat. Kritik der paranoischen Vernunft, Berlin 2010.
[15] Vgl. Shea, Robert/Wilson Robert A.: Illuminatus. Das Auge in der Pyramide (Teil 1 der Trilogie), Reinbeck bei Hamburg 2005 und Pynchon, Thomas: Die Enden der Parabel, Reinbeck bei Hamburg 2005.
[16] Vgl. die ersten Zeilen des Manifests online unter: http://tinyurl.com/7ugq9. Neben den »Geistergeschichten«, die Marx der deutschen Ideologie anheftete, findet sich Weiteres zur Figur des Gespensts bei: Derrida, Jacques: Marx‘ Gespenster, Frankfurt/M. 2004, und – mit bemerkenswerter titelgebender Umkehrung – bei Vogl, Joseph: Das Gespenst des Kapitals, Berlin 2011.
[17] Vgl. Anders, Günther: Die Antiquiertheit des Menschen. Band I: ?ber die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution, München 1956.
[18] Vgl. Teil 1 der Artikelserie »Der stille Riese« unter http://tinyurl.com/5wmet86.
[19] Vgl. Willemsen, Roger: Hier spricht Guantanamo. Roger Willemsen interviewt Ex-Häftlinge, Frankfurt am Main 2005.
[20] Vgl. das geschichtswissenschaftlich bemerkenswerte Kapitel »7000 v. Chr. Vereinnahmungsapparat« in: Deleuze, Gilles/Guattari, Félix: Kapitalismus und Schizophrenie. Tausend Plateaus, Berlin 2005, 587f., hier: 653-654.
[21] Ibid. 556
[22] Ibid. 292
[23] Vgl. Ranciere, Jacques: Demokratie und Postdemokratie, in: Badiou et al., Politik der Wahrheit, Wien 1997.
[24] Vgl. den Artikel »Das Reale des Krisenspektakels« unter: http://tinyurl.com/692glt.
[25] Vgl. Foucault Michel, In Verteidigung der Gesellschaft. Vorlesungen am Collège de France (1975-76), Frankfurt/M.1999.
[26] Vgl. den gleichnamigen Artikel unter: http://tinyurl.com/67ffkba.
[27] Vgl. den Artikel »Aspirin in der 7. Etage« unter: http://tinyurl.com/66elz6d
[28] Zur Figur der Panik im kybernetischen Kapitalismus vgl. auch Tiqqun: Kybernetik und Revolte, Berlin 2007.
[29] Zu finden auf der wunderbaren DVD-Sammlung von Kluge, Alexander: Nachrichten aus der ideologischen Antike. Marx – Eisenstein – Das Kapital (3 DVD’s), Frankfurt/M. 2008; vgl. dazu http://tinyurl.com/6amq9kn.
[30] Vgl. das Interview »Es ist Endzeit« unter: http://tinyurl.com/5v43oyg. Oder auch die HP des Films »South of the Border« unter: http://tinyurl.com/26pk4zd.
[31] Vgl. den Standard-Artikel »Wikileaks-Gründer Assange für Friedensnobelpreis nominiert« unter: http://tinyurl.com/6eefje2.
[32] Vgl. Lacan, Jacques: Das Seminar über E.A. Poes »Der entwendete Brief«, in: ders., Schriften I, Berlin 1991.
[33] Vgl. dazu Thumfahrts Artikel »Immanuel Kant 2.0.« in der taz unter: http://tinyurl.com/364qxos.
[34] Vgl. Förster, Heinz von: KybernEthik, Berlin 1993.
[35] Vgl. Benjamin, Walter: Kapitalismus als Religion, in: Baecker, Dirk (Hg.): Kapitalismus als Religion, Berlin 2002. 15-18. hier: 16. Online unter: http://tinyurl.com/5tnj327.
[36] Vgl. dazu die glänzende historische Synthese des 20. Jahrhunderts von
Hobsbawm, Eric: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München/Wien 1995. Allein die Analyse der Rolle und Funktion der (Natur-)Wissenschaften ist eine mehrfache Lektüre wert. Darüber hinaus sei auch auf das bemerkenswert apokalyptische Interview mit dem bezeichnenden Titel »Es wird Blut fließen, viel Blut!« verwiesen: zu finden unter http://tinyurl.com/yb3sdrd. Vgl. auch den schönen aus ähnlich allgemeiner wirtschafts-, sozial- und kulturgeschichtlicher Perspektive verfassten Band: Sieder, Reinhard/Langthaler, Ernst (Hg.): Globalgeschichte 1800-2010, Wien 2010.