Die private Geschichte der Schwestern Bianca Leilani »Coco« und Sierra Rose »Rosie« Casady ist geprägt von familiären Turbulenzen, von Entfernung und Nähe. Zusammen sind sie CocoRosie und teilen inzwischen auch seit über zwei Jahrzehnten eine professionelle Vergangenheit. Die Musik von CocoRosie ist ein manchmal sentimental verzerrter, manchmal kritisch klarer Blick auf eine gemeinsame Kindheit und getrennte Jugend der beiden Künstlerinnen und damit auf das, was Erinnerungen an frühere Jahre und die eigene Familiengeschichte ausmachen kann. Während die Texte sehr konkret werden können, ist die instrumentelle Basis meist experimentell, verspielt und oft schwermütig.
… hab’ ich wenigstens dich
Die jüngste Veröffentlichung der beiden, ein Stück mit dem Namen »Least I Have You«, kennzeichnet den Beginn der Zusammenarbeit mit ihrem neuen Label Joyful Noise Recordings. Begleitet wird es von einem Video, das die beiden Schwestern beim Herumalbern, Tanzen, Posen und Arbeiten zeigt. Die Bilder in Schwarz-Weiß unterstreichen die zentrale Botschaft: Was auch immer bisher passiert ist, was auch immer noch passieren wird, die Schwestern haben einander. Denn wie viele Stücke zuvor beginnt auch »Least I Have You« mit einem ungeschönten Blick auf die Trennung der Eltern und die schwierigen Machtdynamiken in der Familie, endet jedoch mit einem versöhnlichen Fazit, das ihm auch den Titel gegeben hat: »If no one in the world understands / At least I have you.«
Geschwisterliche Zuversicht
Unerwartet fröhlich ist deswegen wohl auch die instrumentelle Seite: Trotz manch melancholischer Klänge baut »Least I Have You« auf einem schnellen Beat auf, der sogar tanzbar ist – er macht Lust, sich zu dem Lied zu bewegen, und verwandelt die bittersüße Note in einen kraftvollen Antrieb, für alles, was noch kommt. Wer Schwestern hat, möge sie einladen, sich zu verkleiden, zu tanzen und eine Flasche Wein zusammen zu öffnen, während »Least I Have You« läuft: Funktioniert zertifiziert für geschwisterliche Zuversicht.