Thees Uhlmann, Sänger der Rockgruppe Tomte, begleitete Tocotronic 1999 als Fan, der zum Freund wurde, auf deren K.O.O.K.-Tour. Und er hat darüber ein Buchgeschrieben, oder besser gesagt: seine alten, auf der Toco-Homepage nachzulesenden Internet-Tagebuchaufzeichnungen wurden jetzt in Buchform noch einmal veröffentlicht.
Als alter Fanzine-Schreiber mit Punk- und Hardcore-Wurzeln weiß Uhlmann, worum es bei einem derartigen Unterfangen in erster Linie gehen muss – sich selbst nämlich. Dementsprechend wird penibel genau über den Alkohol- und Nikotinkonsum des Autors und seine wechselnde emotionale Befindlichkeit informiert. Außerdem geht es um endlose Busfahrten, After-Show-Partys, diverse kumpelhaft Jungs-Rituale, die Qualität von Autobahnraststätten, das Fernsehprogramm im Hotelzimmern, das stete Wechselspiel von Monotonie und Euphorie als Grundkonstante des Rock’n’Roll-Alltags und derlei das Paralleluniversum »Tourleben« prägende Dinge mehr.
Sprachlich bemüht sich Uhlmann um so etwas wie eine niveauvolle und Authentizität transportierende Flapsigkeit, die teils charmant, teils aber auch nervig wirkt. Inhaltlich könnte man es durchaus darauf anlegen, die gelegentliche (unbewusste?) Arroganz des Autors kritisch auseinanderzunehmen, aber das ist dann auch wieder müsig und würde ohnehin nur übers Ziel schießen. Schön sind jedenfalls die wenigen Passagen, in denen Tocotronic respektive die Beziehung zur Band und ihrer Musik beim Autor sehr persönliche Gefühlsausbrüche und tiefergreifende Reflexionen über Gott und die Welt (oder vielmehr: die Liebe und das Leben) auslösen. Der Rest? Leere Kilometer. Wie das auf Tour eben so ist.
Thees Uhlmann: »Wir könnten Freunde werden«
Ventil-Verlag, 144 Seiten, DM 22,-