Synästhesie (Altgriechisch für Mitempfinden oder Zugleich-Wahrnehmen) bezeichnet laut Wikpedia hauptsächlich die Kopplung zweier oder mehrerer physisch getrennter Bereiche der Wahrnehmung. Im engeren Sinne die Wahrnehmung von Sinnesreizen durch Miterregung der Verarbeitungszentren im Gehirn eines Sinnesorgans, wenn ein anderes gereizt wird. Auf dieses Vermischen von Sinnesebenen kann sich jeder Besucher je nach seinen Interessen einlassen. Gesamtkunstwerk-Afficionados wird wohl nicht entgehen, dass das Konzept schlüssig ist, welches ein Staunen für viele Sinnesorganen schenkt.
Dafür sorgt ein Zusammenspiel von Choreografie, Sound, audiovisuellen Medien und Publikumstanz. Bässe reiben Körper, u. a. in den DJ-Sets von Cid Rim oder Joja. Clemens Bacher alias Cid Rim, Schlagzeuger bei JSBL mit Dorian Concept und The Clonius, wird dabei mindestens genau so funky zugange sein wie in seiner Band. Ebenso Joja, Gründerin von V Are und Rhythmus-Eklektikerin, sowie Hoopa, Connaisseur in Sachen Future-Garage, Trap und einigen Bass Music-Genres mehr.
»Halle E-ntering New Worlds« ist wohl ein passendes Motto, allein schon wegen der Sounds, die mangels performativer Präsenz etwa bei Ryoji Ikeda eine Liaison mit Visuellem eingehen müssen, damit es nicht fad wird. In seinen »Test Pattern« verwandelt der japanische Elektronikmaestro mächtige Soundmaelströme in schwarz/weißes Flimmern.
Emotion darf hingegen bei Jam Rostron nicht fehlen. Als Planningtorock wuchtet die in Berlin lebende Britin zwar eine Multimedia-Performance auf die Bühne, doch ist ihre von zahlreichen Soundeffekten modulierte Stimme äußerst eindringlich und soulful. Mit Sound-Verfremdungen, Masken und Lichtinstallationen ist ihr Werk weder feminin noch maskulin zuordenbar, womit patriarchale Geschlechterverhältnisse konterkariert werden.
Andersum probiert es Hiroaki Umeda in »Holistic Strata«. Um die Sinne der Besucher herauszufordern, bedarf es der Materialisation von Emotionen. Transportmittel: ein holistischer, lebender Organismus, wo alle Bewegungen mittels Verpixelung komprimiert werden und Umeda darin selbst so etwas wie eine tänzerische Lichtgestalt darstellt.
Noé Soulier geht es um die praktischen Ziele, die man als Normalo mit der Bewegung von Beinen oder Armen zu erledigen pflegt – jedoch: Da seine Wiener Choreographen/Performance-KollegInnen die Andeutungen weglassen, die ein Erkennen der Ziele ermöglichen würden, wird dem Unfertigen und Imaginären Raum gegeben.
Poetisch unterstreicht das TWQ die Sinnlichkeit der Vorhaben: »… Körper, die sich aus der Weite des Raumes in die engste Umschlungenheit werfen«. Beispielgebend: »This is concrete« von Jefta van Dinther/Thiago Granato. In einem schwindelerregenden Szenario aus kreiselnden Beats und sich drehenden Schatten verschlingen sich unaufhörlich zwei Männerkörper, wobei alle Grenzen verschwimmen.
Filmische Versatzstücke sowie die eigene fiktive Vergangenheit der Performerinnen in der »Imploding Portraits Inevitable«-Serie dienen Liquid Loft als Bezugspunkt für eine Performance, »in der sich Reales und Virtuelles, Physisches und Projiziertes unweigerlich vermischen. Durch den Einsatz zweier Live-Kameras wird mittels Licht und Projektionsfeedback eine Art phantastisch real-virtueller Raum erzeugt. Die Verschiebungen bzw. Ûberlagerungen von Filmmaterial und Live-Performance lassen Feedbackschleifen entstehen, die das Bühnengeschehen unablässig aufspalten und vervielfältigen.«
francophil sorgt für die kulinarische Inszenierung und auch zwei VJs unterstreichen den synästhetischen Willen zum Gesamtkunstwerk. Nita. entführt in einen surrealen Bilderwald, »wo Tiere mutieren & vergessene Ahnen auf Blätter gebettet werden« und Ferdinand Glück, bereits renommierter Visual Artist, legt sein »Hauptaugenmerk auf die Programmierung von grafischen Werkzeugen und die Verknüpfung von Quartz Composer mit moderner VJ Software zum Erstellen von audioreaktiven Inhalten«.
Dance with your senses!
Gewinnfrage:
Unter welchem Namen ist Clemens Bacher bekannt und Teil des SYNÆSTHESIA³-Line-ups am 12. März im TQW/Halle E?
JSBL / CidRim / The Clonious
skug dankt für die äußerst rege Teilnahme am Gewinnspiel, die GewinnerInnen wurden bereits per mail benachrichtigt.