In der seit Dezember 2004 laufenden Serie »Video des Monats« ist in der Blickle-Lounge diesmal eine Zusammenstellung von Outtakes, TV-Arbeiten und computergenierten Werken zu sehen, die Elisa Rose und Gary Danner aka Station Rose (SR) zu einem der prominentesten Projekte an der Schnittstelle zwischen realen und virtuellen Bild- und Ton-Welten hat werden lassen.
Nach ihrem Umzug nach Frankfurt und ins Netz 1991 wurde besonders an der Virtualisierung elaboriert. Die audiovisuelle Kunst von SR zielte immer mitten hinein in das Material: Frühe Amiga-Experimente mit ihren verschachtelten, sich ineinander verschlingenden Geometrien muten heutzutage etwas krude an, lassen sich indes wunderbar kurzschließen mit den frühen Filmexperimenten eines Oskar Fischinger. Aus ihrem Studio wurde 2002-06 die wöchentliche Sendung »Best of Webcasting« im öffentlich-rechtlichen TV in Deutschland ausgestrahlt, eine der wenigen (regelmäßigen) Kunstsendungen in diesem Medium.
SR eine Video-Band? Bild (Rose) und Ton (Danner) werden synchron komponiert, entstehen zueinander in Echtzeit. Daraus ergibt sich eine audiovisuelle Interaktion, die etwa VJing weit hinter sich lässt. Vielmehr geht es um Videos, denen der »Jetzt-Faktor« immanent ist, live eingespielte Befindlichkeitsaufnahmen aus den Tiefen des digitalen Datenstroms.
»20 Digitale Jahre« ist der Einfachheit halber auf DVD kompiliert worden. Dabei handelt es sich bei dem Projekt vielmehr um eine Installation, denn die Filmfragmente sind Loop-mäßig organisiert, rein- und rauszappen ist dem Zuschauer überlassen. Die Zusammenstellung ist auch a-chronologisch und non-narrativ; Vielmehr geht es um ästhetische, persönliche und konzeptuelle Parameter, wodurch sich Produktions- und Wahrnehmungswelten allenthalben fröhlich vermischen und sich zu einem wuchtigen synästhetischen Kommentar über das Medienzeitalter verdichten. Danners Soundtrack pulsiert dabei zwischen Minimal, Dub, Electronica und Referenzen an Nino Rota. Als Hilfsklammer oder Paraphrase dienen Fieldrecording-Aufnahmen, als SR Mitte der 80er einige Zeit in Kairo verbrachten.
Nach etwas mehr als einer Stunde Programm und gut 60 Filmen ist dann der kaleidoskopische Blick auf die digitalen Jahre vorbei. Das Licht geht kurz an, und schon läuft wieder der Vorspann. »20 Digitale Jahre« ist eine kompakte Zusammenstellung über Station Rose geworden, ein veritables Tool für avancierte audiovisuelle Blickschulung mit einem Referenzkorpus zwischen abstrakter Filmhistorie und der Auslotung digitaler Bild- und Tonproduktionen mit einem spielerisch-affirmativen Zugang zu aktuellen (Video-)Kunstdiskursen. Sollen sich die anderen ruhig in ihren scheint’s bedeutungsschweren Medienexperimenten verlieren: Station Rose machen derweil Rock’n’Roll, vulgo digitalisierte Momentaufnahmen aus ihrem Leben.
Station Rose in der Ursula Blickle Videolounge
Ein lauer Frühsommerabend im Wiener Museumsquartier, fast alle streben zu den Getränkeständen. Umso radikaler gestaltet sich das Eintauchen in die klimatisierte Ursula-Blickle-Videolounge im Keller der Kunsthalle und generiert so eine weitere Parallelwelt zu denen, die es nun in der Video-Compilation »20 Digitale Jahre« von Station Rose zu sehen gibt.
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