Der Erfolg der Veranstalter ist offensichtlich: enormes Gedränge auf den Bahnen zu den jeweiligen Bühnen oder kulinarischen Labestationen. Neben afrikanischem, arabischem und indischem Essen oder EZA-Kaffee wird eine große Auswahl an musikalischen Leckerbissen kredenzt, die von schwierigen Soundverhältnissen etwas getrübt wird. Anfangs beeindrucken Elias Meiri und Timna Brauer auf der Hauptbühne im großen Festsaal mit jüdischen Liedern aus der Levante bis Rumänien. Danach heizen noch ein: Gewürztraminer mit vier Bläsern, dem »gemischten Satz«, als Beschleuniger und die rasenden ungarischen Turbo-Ska-Punks Bohemian Betyars. Die Group des gebürtigen Tunesiers Habib Samandi spielt im Stadtsenatssaal arabischen, psychedelisch gefärbten Rock, und Özlem Bulut reüssiert dort mit jazzigen Orientalismen. Im Grauen Salon ist u. a. [dunkelbunt] mit Balkan Beats zu hören. Der Fundus von Erdem Tunakan wirkt hingegen um einiges breiter – der Cheap Records-Mann streut sogar melodiösen Sixties-Garage-Beat in sein DJ-Set.
Das Balllied 2018
Kernstück der rauschenden Ballnacht ist der Mitternachtschor. Eine Vielzahl an SängerInnen bevölkert die Festsaalbühne, ein Mann an der Akustikklampfe treibt den Chor des Integrationshauses zu Höchstleistungen an. Gegeben wird »When The Saints Go Marching In« mit einem Text, den MitarbeiterInnen des Integrationshauses erdacht haben – hier ausschnittweise wiedergegeben:
Wir wollen Menschen Schutz gewähren und gegen Hetze uns verwehren
Zusammen gehen wir den Weg und stoppen lassen wir uns nicht
Denn dieses Land hier ist für alle so wie die Wolken und das Licht
Die in voller Inbrunst besungene Verpflichtung zur Menschlichkeit sollte in einem der reichsten Staaten der Erde eigentlich selbstverständlich sein. Schutz statt Ausgrenzung! Im Rathaus wird Haltung gezeigt, im Integrationshaus realiter gehandelt. Flüchtlingen eine Zukunft geben!
Links:
https://www.fluechtlingsball.at
https://www.integrationshaus.at