70ies-Riffs, harte Rhythmen und eine geballte Ladung Wiedererkennungswert: Das sind Pastor. Was hört man hier gleich heraus? Eine gehörige Portion Black Sabbath. Wie könnte es aber auch anders sein, wenn sich die Band selbst als Gruppe vorstellt, die ihre Einflüsse aus »your dad’s record collection« bezieht – »if he was actively listening from 1968 to 1978«, wohlgemerkt. Die Band bewegt sich im Heavy Rock, Psych Rock und Proto Metal. Das Quartett aus Arik (Gesang, Gitarre), Shardik (Gitarre), Georg (Bass) und Alex (Schlagzeug) betritt die Bühne des vollen Kramladen um 21:15 Uhr genauso energiegeladen, wie sie sie eine Stunde später wieder verlassen. Es ist nicht die erste Pastor-Show, bei der das Publikum, vor allem in den vorderen Reihen, extrem abgeht – das scheint eine gegebene Konstante zu sein.
Von Voodoo-Magie
Pastor präsentieren in ihrem Set unter anderem die Nummern »Voodoo«, »Moving On« und »Evoke« – der Titeltrack des im August 2015 erschienenen Albums, das in fünf Tagen und ohne Click-Track aufgenommen wurde, »because, let’s be honest, life won’t play to a steady beat either«. Genau diese Rauheit, die sich vor allem auch in Ariks Stimme wiederfindet, macht Pastor aus. Rauheit bedeutet dabei nicht Dilettantismus, die Bandmitglieder spielen nämlich nicht nur ihre Instrumente professionell, sondern haben auch ein Gespür für musikalische Dynamiken. Das wird klar, wenn der Gesang beispielsweise von druckvoll-krächzenden zu melodisch-gediegenen Passagen gleitet, ohne dabei Disharmonie zu erzeugen. Oder dann, wenn die Musik zum Wasserfall wird – mit zunächst stätigem Aufbau, Beschleunigung, Eskalation und schließlichem Absprudeln wie beim Song »Chaos Age Rising«. Oder auch anhand der eindrucksvollen Rhythmussektion der Band: Schlagzeuger Alex weiß genau, wann zu viel zu viel ist, und lässt es gar nicht erst so weit kommen, während Bassist Georg die schiere Eleganz beim Spielen auch in den wildesten Passagen nicht verliert. Er ist übrigens auch Gitarrist der Band Mothers of the Land, die ich nur wärmstens ans Herz legen kann. Auch, wenn nicht alles hieb- und stichfest sitzt – ein Anspruch, den Pastor augenscheinlich auch nicht stellen –, nicht jeder Einstieg passt (»Sorry, fucked that up!«), manche Instrumental-Parts mitunter auch an Wirkung verlieren, weil sie teilweise zu oft wiederholt werden: Die Band geht mindestens genauso ab, wie ihr feierfreudiges Publikum, das am Ende der Show stampfend nach mehr verlangt.
Vom Sensenmann
Um 22:15 Uhr beginnen also die im US-amerikanischen Philadelphia beheimatete Gruppe High Reeper ihren Auftritt. »It’s our first time here… this fucking rocks!«, lässt Sänger Zach Thomas die Zuseher*innen wissen. Im Vergleich zur Vorband nimmt man hier sicher einen definierteren Sound wahr. High Reeper machen, laut eigenen Angaben, Stoner Rock und Doom Metal und klingen außerdem entschieden moderner, was keine Wertung sein soll, sondern lediglich eine Tatsache. Die Kombination beider Bands an einem Abend wirkt insgesamt aber unheimlich stimmig. Shane Trimble ist stark am Bass, die Vocals bedienen eine Bandbreite an Techniken, die Gruppe ist umfassend präsent auf der Bühne und hat eine aufgeweckte Gestik. Drummer Justin Di Pinto hat einen knackigen Snare-Drum-Sound, und auch das Wechselspiel zwischen unterschiedlichen Tempi sitzt, obwohl High Reeper seit »31 fucking days« am Touren sind und beginnen, sich »desillusioniert« zu fühlen. Einzig trocken wirkt, dass High Reeper sich immer und immer wieder des gleichen »spooky« Intervalls bedienen – dem Tritonus. Thematisch zwar sicher passend, auf Dauer als Bestandteil fast jedes Riffs jedoch ein wenig ermüdend.
Vielleicht wirkt das Wiener Publikum auf die Band verhalten. Vor meinem inneren Auge sehe ich, wie die Gitarristen Andrew Price und Pat Daly sich vermutlich nur »tough crowd« denken, während sie spielen – auch, wenn sie es sich nicht anmerken lassen. Die eher wenig repräsentative Stichprobe an Szene-Wiener*innen, die sich heute im Kramladen zusammengefunden haben, taut jedoch auf. Es sind sogar Mitglieder der Band Liquid Earth anwesend, über die hier geschrieben wurde. Spätestens bei Song Nummer 8, »Reeper Deadly Reeper«, steht für jemanden aus dem Publikum fest: »You’re fucking gods!« – dennoch greifen manche verfrüht zu ihren Jacken und verlassen das Lokal. Woran liegt das? Daran, dass es Donnerstag ist? Möglich. Doch dafür bedankt sich der Frontmann gebührend: »You don’t know how much this means to us, 5.000 miles away from home, on a Thursday night, and this happens!« Das neue Album »Higher Reeper« ist jedenfalls im vergangenen März unter Heavy Psych Sounds Records erschienen – reinhören ist also sicher nicht verkehrt, denn: »We wanna see you headbang, Vienna!«
Links: https://pastor.bandcamp.com
https://highreeper.bandcamp.com