Sepulchral Curse sind eine finnische Death-Metal-Band. Ich schreibe das mal so hin, als wäre es noch 1989, um hybride Genre-Bezeichnungen, wie sie sich im Metal zur immer noch genaueren Definition von Spielarten durchgesetzt haben, zu vermeiden. Ich will damit nicht sagen, dass diese Bemühungen unnötig sind, aber Iron Maiden hat wegen Wishbone-Ash-Bezügen auch nie jemand als Classic-Hard-Rock-Heavy-Metal bezeichnet. Das liegt natürlich an der historischen Entwicklung des Metal im Ganzen, dem damit gewachsenen historischen Bewusstsein in den verschiedenen Szenen und einem allgemein technisch vereinfachten Zugang zu Quellen und Archiven, und insofern ist diese Ausdifferenzierungstendenz logisch, aber ebenso wenig sind Bandwürmer à la Blackened-Melodic-Death-Doom-Metal selbsterklärend – und dieses begriffliche Monster könnte ich von der Kette lassen, um die Musik von Sepulchral Curse einzuordnen. Es gibt schleppende Passagen, melodische Twin-Guitars, ordentliches Gerödel, Geballer und Geröchel von Band und Sänger, um der Fanschar Beine zu machen, und an Epik mangelt es auch nicht. Ja, und in dieser am Material nachweisbaren Komplexität erweist sich dann auch die Qualität der Platte, denn sie ist dynamisch, abwechslungsreich und bei aller Härte klar strukturiert, will sagen, es geht nicht drunter und drüber wie bei den Landesgenossen von Concrete Winds, deren absolutes Chaos mich schon ziemlich beeindruckt, aber zu Hause möchte ich mir von dieser musikalischen Splitterbombe nicht die Inneneinrichtung zerdeppern lassen. Ich mag meinen Metal gerne bzw. überwiegend atmosphärisch und dem Spannungsauf- und abbau nach sorgfältig arrangiert – aristotelisches Drama quasi. Ich möchte beim Headbangen den Kopf nicht verlieren, wenn Sie wissen, was ich meine. Sepulchral Curse bieten in diesem Sinne eine ganze Menge – aber nacheinander und nicht alles auf einmal, wie bei den Derwischen von Concrete Winds etwa. Das liegt jetzt den geschmacklichen Präferenzen nach auch nicht am Alter, live würde ich mir Concrete Winds schon gerne mal »geben«, wie man so sagt, aber im Format des Albums, zum häuslichen Gebrauch ziehe ich Veröffentlichungen wie »Crimson Moon Evocations« vor. Wer will, kann jetzt auch vergleichen und vielleicht nachvollziehen, was ich meine. Aber jenseits aller haarigen Komparatistik: »Crimson Moon Evocations« von Sepulchral Curse – sehr gute Platte.

Sepulchral Curse
»Crimson Moon Evocations«
Dark Descent Records

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