Werner Jordan (Gitarre, Gesang) und Bernhard Fleischmann (Drums, Electronics usw.) blicken auf eine lange gemeinsame Geschichte zurück: Beide spielten schon in den tiefen 1990ern zusammen bei den Bands S.I.E. (Speed Is Essential) und Sore. Nachdem Werner ein paar Jahre in Großbritannien verbracht hatte starteten Fleischmann und er 2006 YGS, ergänzt durch Rupi Derschmidt (Bass, Singende Säge, Pedal Steel-Gitarre etc.). Ihren Stil bezeichnen die drei schnörkellos als »Powerpop mit einem Schuss Elektronik«. Da kann ein hauptberuflicher Elektroniker wie Bernhard Fleischmann an Bord nicht schaden, ein Tontechniker (Derschmidt) ist auch kein Nachteil.
Do It Yourself
Und da sind wir schon beim DIY-Prinzip das YGS orthodox praktizieren indem sie sich keinem Label anbiedern und keinen aufwändigen PR-Apparat mit sich herumschleppen. Konsequent erscheint »TSSOTE« also im Eigenverlag und als Download. Ausdruck findet diese Unabhängigkeit auch in der Gestaltung der Verpackung: die im Vinyldesign gehaltene CD steckt in einem sepiafarben verfremdeten, individuell gefertigten Kartonpackage, bedruckt mit einem alten Foto aus der Familiengeschichte Werners, der als Songschreiber und Sänger YGS am deutlichsten seinen Stempel aufdrückt..
Hymnen mit Kratzbürste
Klanglich orientiert sich das Trio stärker an amerikanischen Rolemodels. Im seit 2008 aufgenommenen Songmaterial offenbart sich eine Liebe zu Hüsker Dü, Dinosaur Jr., Buffalo Tom oder auch Mission Of Burma. In den fetzigeren Stücken wie »Rubber Bands«, das nahtlos an das von der spooky Musical Saw geprägte, ruhige »Trouble« anschließt, ist ein Stück Powerpop erster Güte mit verfremdeter Stimme und ironisch-referenziell anmutenden UuhUuh-Backgroundstimmen. Im Midtempo angesiedelt ist »Hold On Tomorrow (Humming Along)« , der Opener. Zuerst zurückhaltend, mit Lagerfeuergitarre und fetter Orgel legt der Song mit Fortdauer – forciert durch elektronische Beats – mächtig an Fahrt zu. Ein weiterer Kracher ist »A Vision« mit markantem Bass und teilweise Megahall auf der Stimme, schneidender Gitarre, und ausgeprägtem Zug zum Tor. Die gemächlicheren Stücke enthalten fast immer auch kantigere, lautere Passagen (der Titelsong!), weshalb langsam nicht zugleich leichtfüßig bedeutet. Ein wenig Kratzbürste ist fast immer dabei. »Superpowers« etwa erinnert ein wenig an The Notwist, und mit » (I wanted It) So Badly« gibt’s zum Schluss noch einen geradlinigen, vom Gitarrenriff dominierten Durchputzer. Das Trio demonstriert ein Händchen für süffige Melodien, die gefinkelt genug sind, um sich nicht schnell abzunützen, und bei aller detailverliebten Produktion ist es am Ende der nackte Song, der genug Substanz mitbringen muss, um veröffentlicht zu werden. Doch gute Songs schreiben viele, und so ist es vice versa dann doch wieder die Atmosphäre, die im Zusammenspiel entsteht, die den YGS-Stücken ihre ureigene Charakteristik gibt. Bei aller Differenz im Sound und Tempo vermitteln die elf Songs doch den Eindruck eines stimmigen Ganzen. Live werden dieselben Songs auch gern in abgespeckter und in krachiger Version gespielt.
Neustart als Quartett
Wegen zeitlicher Unvereinbarkeit verließ Fleischmann nach den Präsentationsshows die Band, und so markiert »TSSOTE« einerseits den Abschluss der Bandphase als Trio, anderseits den Neubeginn als Quartett. Die frischen Bandmitglieder sind Florian Kössler (Ex-Die Guten, Gitarre) und Lars Völkerling, der vom Instrumentarium her Fleischmann ersetzt. An einer Hüsker Dü-Coversion soll bereits gearbeitet werden, hoffentlich dauert es nicht wieder sechs Jahre bis zum nächsten Album.
Your Gorgeous Self: »The Sunny Salt Of The Earth« (Eigenverlag)
Upcoming Shows 2012/2013
23.04.2013 – Fluc, Vienna
08.03.2013 – Kino Ebensee, Ebensee
12.12.2012 – Eissalon Joanelli, Vienna
20.09.2012 – Rhiz Vienna, Album Release Party
25.08.2012 – Kino Gars am Kamp