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»Rusalka – Die Meerjungfrau«

Die tragisch-komische Lebensgeschichte von Alisa erzählt die russische Regisseurin Anna Melikian in ihrem märchenhaften Film »Rusalka«.

Rusalka ist ein slawisches Wort für ein weibliches Sagenwesen, eine Art Nixe. Die Hauptfigur in Anna Melikians Film ist zwar keine Wasserfee, aber Alisa (Masha Shalaeva) wurde im Meer gezeugt, sie wächst an einem kargen, wie aus der Zeit gehobenen Küstenstrich auf und sie kann Wünsche erfüllen. Die letztgenannte Fähigkeit entdeckt sie, nachdem sie aufgehört hat zu sprechen. Da ist sie sechs und musst erkennen, dass ihre beiden grö&szligten Wünsche, nämlich Ballerina zu werden und dass sie ihr unbekannter Papa besuchen würde, unerfüllt bleiben würden. Die resolute und lebenslustige Mutter und die tagein, tagaus im Schaukelstuhl sitzende Oma sind verständnislos gegenüber der Heranwachsenden, die sich mit 17 nur wünscht wegzukommen aus dem windgebeutelten Haus am Strand und dem verschlafenen Städtchen.

Vom Sand- an den Pflasterstrand

Nach einer Naturkatastrophe, für die sich Alisa verantwortlich fühlt (welche Mächte auch immer Wünsche erfüllen – sie tun das oft sehr unsensibel) zieht die männerlose Familie nach Moskau. Anna Melikian lässt die russische Hauptstadt bewusst als anonyme moderne Millionenmetropole erscheinen, ganz im Gegensatz zu Alisas Heimatort, der aus einer vergangenen Epoche übrig geblieben wirkt. Dort prangt über dem Eingang der Musikschule ein Schild, vielleicht noch aus Sowjetzeiten, »Hier werden Wünsche erfüllt« steht darauf. In der Gro&szligstadt sind es unzählige Werbeplakate, deren Slogans Alisa je nach persönlicher Stimmungslage als düstere Prophezeiungen oder glückliche Versprechen der Zukunft vorkommen.

Mythen und moderne Zeiten

Gemä&szlig Andersens Märchen »Die kleine Meerjungfrau«, von dem sich die russische Regisseurin inspirieren lie&szlig, verliebt sich Alisa in einen jungen Mann, den sie vor dem Ertrinken rettet. Doch der ist davon gar nicht beeindruckt und stellt die junge Frau als Putzfrau an. »Rusalka« verwebt mythische Motive und moderne Gegenwart, ohne Fantasy-Kitsch zu sein. Anna Melikian knüpft an die (unterbrochene) Tradition typisch russischer Film an. Es sind Erzählungen mit poetischen Bildern, absurden Begebenheiten und merkwürdigen Charakteren (auch im Sinne von: würdig gemerkt zu werden). In den letzten Jahren kamen aus Osteuropa einige bedeutende Filmbeiträge, »Rusalka« lässt hoffen und wünschen, dass auch Russlands Filmschaffen wieder internationalen Anschluss findet.

»Rusalka« (R: Anna Melikian, Russland 2007)

Seit 9.1.2009 in österreichischen Kinos

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Text
Jenny Legenstein

Veröffentlichung
14.01.2009

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