Fast 4.000 Einreichungen aus 98 Ländern, vier Goldene Nicas und ein gemeinsames Ziel: Kunst, Technologie und Gesellschaft so zu verweben, dass neue Perspektiven möglich werden. Der Prix Ars Electronica, der älteste und renommierteste Preis für Medienkunst – er wird seit 1987 vergeben – zeigt auch 2025, wie vielfältig künstlerische Reflexion an der Schwelle zur KI-Zukunft sein kann.

Ein eindringlicher Monolog und fragile Klangwelten
In der Kategorie »New Animation Art« geht die Goldene Nica an das norwegische Duo Frode Oldereid und Thomas Kvam für »Requiem for an Exit«: Eine vier Meter hohe Roboterfigur hält einen eindringlichen Monolog über Genozide und kollektive Verantwortung. Ihre Haut ist Projektion, die Stimme ein KI-generierter Bariton. Das Unbehagen verlässt uns noch lange nicht, auch wenn der Roboter längst verstummt ist.
Klanglich herausfordernd ist auch »Organism«, Gewinner der Kategorie »Digital Musics & Sound Art«. Navid Navab und Garnet Willis transformieren eine historische Pfeifenorgel in ein subversives Klangwesen. Chaos wird zum Prinzip: Ein dreifaches Pendel und robotisch gesteuerte Luftströme bringen eine unvorhersehbare, fragile Klangwelt hervor, sie dekonstruiert eine Jahrhunderte alte sakrale Musiktradition.

Vierbeinige Roboter und die Sichtweisen einer Ziege
Eine völlig andere Richtung wählt Paula Gaetano Adi aus Argentinien, die in »Artificial Life & Intelligence« für ihr Projekt »Guanaquerx« ausgezeichnet wurde. Ihr vierbeiniger Roboter überquerte mit Künstler*innen, Tieren und einem Expeditionsteam die Anden, eine performative Hommage an die Befreiungsbewegungen Lateinamerikas. Guanaquerx transportiert eine Hoffnung: Mögen KI und Robotik nicht nur Werkzeug der Ausbeutung sein, sondern auch zu Trägern einer weltweiten Solidarität werden.
Schließlich bringt die Kategorie »u19–create your world« einmal mehr den anarchischen Geist junger Medienkunst zum Vorschein. Aleksa Jović und Nico Pflügler von der HBLA Linz erhielten die Goldene Nica für ihren experimentellen Kurzfilm »Das Ziegenkäsemachen aus der Sicht der Ziege«. Zwischen Bodyhorror, Zitatgewitter und Meme-Ästhetik entlarvt der Film Produktionsmechanismen – und stellt die Frage, wer in unserer Kultur eigentlich wen melkt.

Der Prix Ars Electronica wird sich im kommenden September noch einmal manifestieren – dann, wenn die ausgezeichneten Werke beim Ars Electronica Festival in Linz zu erleben sind.











