Nach der Oasis-Reunion im Sommer 2025 wäre eine The-Smiths-Reunion nur zu schön gewesen. Das wird angesichts der Streitigkeiten zwischen Ex-Smiths-Sänger Morrissey und seinem damaligen Bandkollegen Johnny Marr allerdings sehr wahrscheinlich nicht mehr passieren. Als Johnny Marr sein Konzert am Sonntag, dem 2. November in der Wiener SimmCity ankündigte, habe ich als Smiths-Fan trotzdem nicht lange gezögert und mir eine Karte gekauft – ohne das Wissen, dass der Abend meine Erwartungen weit übertreffen wird.

In der Location angekommen, treffe ich auf viele Smiths-Fans, was sich an T-Shirts der ehemaligen 1980er-Jahre-Indie-Band eindeutig erkennen lässt. Die irische Band The Clockworks heizt die SimmCity als Support-Act mit rockigen Gitarrenklängen und energischen Vocals ein. Mit ihren Hits »Endgame« und »Enough Is Never Enough« haben sie das Publikum bereits auf ihrer Seite. Spätestens bei der Hymne »Best Days«, bei der die Zuhörer*innen den eingängigen Refrain schnell mitsingen können, steigt die Vorfreude auf Johnny Marr, der erst vor Kurzem seinen 62. Geburtstag gefeiert hat, noch weiter an.Â
This charming man
Mit großem Gejubel seitens des Publikums kommt Johnny Marr dann pünktlich um 21:00 Uhr förmlich auf die Bühne gestürmt. Der Opener »Generate! Generate!« passt zu der Energie, die der Gitarrist mit nach Wien bringt. Der Saal bebt direkt. Die vorhin erwähnten Smiths-Fans kommen bei dem Konzert des »Mancunians«, wie es zu erwarten war, auf jeden Fall auf ihre Kosten. Songs wie »Panic«, »This Charming Man« und »Bigmouth Strikes Again« der legendären Indie-Band darf das Publikum mit einem nostalgischen Gefühl genießen. Charme hat Johnny Marr an diesem Abend ohne Zweifel mitgebracht.

Auch eine Prise Romantik darf nicht fehlen: Marr widmet den Song »Hi Hello« an alle Liebenden. Und alle, die keine geliebte Person in ihrem Leben haben, sollen sich selber lieben. Eine schöne Message. Eine kleine Überraschung gibt es ebenfalls, denn auch der neue, bisher noch nicht veröffentlichte Song »It’s Time« hat es an diesem Abend auf die Setlist geschafft. Für langsame Lieder wie »Please, Please, Please Let Me Get What I Want« werden auch mal die Akustikgitarre von Johnny Marr sowie die schönsten Stimmen seitens der Zuhörer*innen ausgepackt.Â
Getting away with it
Ein persönliches Highlight ist der Song aus Johnny Marrs Solokarriere »Easy Money«, der die Menge sogar noch mehr zum Tanzen bringt als die vorherigen Smiths-Songs. Hier ist die Stimmung auf dem Hochpunkt. Das Konzert wird mit dem »Manchester Disco«-Song »Getting Away With It« von Marrs ehemaliger Band Electronic – einer Supergroup mit Bernard Sumner von New Order und Neil Tennant von den Pet Shop Boys – vorläufig beendet, der die SimmCity erneut in einen Dancefloor verwandelt. In diesem Moment wünsche ich mir, wie so oft, in den 1990er-Jahren in Manchester aufgewachsen zu sein.
Die Zugabe eröffnet Johnny Marr mit Iggy Pops Hit »The Passenger« – gute Laune im Publikum ist somit garantiert. Natürlich darf die obligatorische Smiths-Hymne »There Is A Light That Never Goes Out« als letzter Song des Abends nicht fehlen. Vor allem die Zeile »I never, never want to go home« habe ich bei dieser außerordentlichen Stimmung besonders gefühlt. Ich glaube, ich spreche für jeden Smiths-Fan, wenn ich sage, dass ich meine Tränen zurückhalten musste, aber gleichzeitig eine Art Glückseligkeit verspürte. Ein perfekter Abschluss für ein nahezu perfektes Konzert. Danke, Johnny Marr. Du bist jederzeit wieder in Wien willkommen – auch ohne Morrissey.











