Es begann damit, dass Ebru aka. Schwester Ebra selbstproduzierte Videos veröffentlichte, in denen sie cis-männliche Rapper parodierte und ihnen queer-feministische Worte in den Mund legte. Jetzt rappt Schwesta Ebra selbst und ist Musiktextautorin. Erst kürzlich produzierte sie im Self-Release ihre Debüt-EP »Kein Plan (was ich überhaupt mache)«, die sie bei O-Sounds erstmalig live präsentiere. Im Video zu sehen ist u. a. der Track »Alle wollen Beef«, wo sie danach fragt, was Beef im metaphorischen Sinn eigentlich kostet. Weiter geht’s dann mit dem Track »Männer haben«, wo Schwesta Ebra die Aussage »Wenn du nicht genderst, spricht mich nicht an« in feinster feministischer Cloudrap-Manier skandiert. Genießt den hier gezeigten Ausschnitt aus der Sendung vom 20. Februar 2022 und lasst euch Schwesta Ebras Worte auf der Zunge zergehen.
O-Sounds: Ein Anfangspunkt deiner Karriere war 2021, als du Videos mit dem Titel »Wenn (Rapper XY) Feminist wäre« hochgeladen hast.
Schwesta Ebra: Mir kommt es vor, als hätte ich erst gestern zu meiner Freundin gesagt: »Haha, ich parodier’ Yung Hurn, den kannst du ur leicht nachmachen.« Seitdem ist für mich auch viel passiert. Die Resonanz hat mich bewegt, dass ich letztendlich eine Single herausbringe.
Ich fand das super cool, denn du konntest es im Sommer laut draußen hören und aufdrehen, ohne dich fremdschämen zu müssen. Inwieweit war dir zu dem Zeitpunkt schon bewusst, in welche Richtung sich dein Projekt weiterentwickelt?
Ehrlich gesagt war mir das gar nicht bewusst. Diese Videos waren anfangs wirklich nur als Parodie oder als Scherz gedacht. Als dann Leute geschrieben haben, sie wollen das auf Spotify, konnte ich es nicht wirklich nachvollziehen. Aber gut, Yung Hurn ist auch seiner Schiene treu geblieben. Das geht auch recht einfach für mich, wenn es so ein »Blödsinn« ist, dann geht das ruckzuck. Die neuen Sachen, die jetzt gekommen sind, treffen nicht so ganz den Stil von »Männer haben«, das liegt auch daran, dass ich selber noch nicht so genau weiß, in welche Richtung ich mich entwickeln möchte.
Ist das generell etwas, das deinen Ansatz widerspiegelt, Dinge schnell zu machen und einfach auszuprobieren?
Oh ja! Ich möchte mich irgendwo dransetzen und dann möchte ich es sofort können. Zum Beispiel Gitarre Spielen oder so war mir immer zu mühsam, deshalb kann ich auch bis heute nur sechs Akkorde. Beim Musik Veröffentlichen habe ich für meine Verhältnisse schon lange gezögert.
Der Titel deiner EP ist ja »Kein Plan (was ich überhaupt mache)«. Obwohl das ganze spontan wirkt, hat es für mich auch etwas voll Professionelles. Du machst deine eigenen Videos, Management, Booking, usw.?
Ich habe in der Vergangenheit immer wieder mit Leuten Kontakt gehabt, meistens mit männlichen Producern, und mit denen ist dann im Endeffekt nie was weitergegangen. Mir ist das so am Orsch gegangen, dass ich mir gedacht habe: Oida ich mach’s einfach selbst.
Auch Humor kann als wichtiger Bestandteil deiner Musik gesehen werden. Hast du das Gefühl, du wirst, weil du auch Comedy-Videos machst, als rappende Person weniger ernst genommen?
Es ist schwierig, denn ich will immer jeden Kuchen haben. Ich will Comedy nicht für Musik ablegen und umgekehrt, und ich spreche viele gesellschaftspolitische Themen auch so an, dass ich einen Schmäh daraus mache. Natürlich schaue ich, dass ich nicht dabei diskriminiere. Und ich habe oft gesehen, dass die Messages nicht so ernst genommen werden, wenn du sie mit Comedy verbindest, gerade auch im Deutschrap.
Die ganze Sendung und das komplette Interview lassen sich bei Res. Radio nachhören:
Die aktuelle Staffel von O-Sounds wird gefördert durch die Stadt Wien Kultur (MA7) und die SKE der Austro Mechana. Die nächste Sendung mit der Band Rolltreppe wird am 20. März 2022 um 17:00 Uhr auf Radio Orange 94.0 live ausgestrahlt. Haltet uns die Daumen, dass wir Corona dafür umfahren können, Updates dazu gibt es auf der Radio Orange 94.0 Website. Bisherige Sendungen finden sich im Cultural Broadcasting Archive: https://cba.fro.at/series/o-sounds