Mala Herba ist ein Projekt von Soundkünstler*in und Queer-Aktivist*in Zosia Hołubowska. Seit der ersten Veröffentlichung im Jahr 2017 konzentrierten sich Mala Herbas künstlerische Erkundungen darauf, eine neue Definition für traditionelle osteuropäische Musik, Hebalismus und Dämonologie zu finden. Das Debütalbum »Demonologia« ist im Jänner 2021 auf dem Berliner Label Aufnahme+Wiedergabe erschienen. Die Aufzeichnung von Mala Herbas Live-Performance bei der Sendung O-Sounds gibt es jetzt bei skug zu sehen und Teile des Interviews nachzulesen. »Inspiriert von der Landschaft und den Geschichten meiner Heimatregion, habe ich ein Ambient-Live-Set vorbereitet. Willkommen im nebligen Wald. Lass mich dich auf einen Spaziergang mitnehmen.«
O-Sounds: In einem Interview mit Christoph Benkeser meintest du, es hat dich viel Resilienz gekostet, dein Album fertig zu produzieren. Woher ist letzten Endes diese Resilienz gekommen?
Mala Herba: Ich hatte viel Support von meinen Freund*innen und meinem* Partner*. Auch Phillipp (Anm.: Strobl) vom Label Aufnahme+Wiedergabe war sehr geduldig mit mir. Und ohne mein Kollektiv Oramics wäre das Ganze nicht möglich gewesen. Ich hätte es nicht geschafft, wenn diese Leute nicht hinter mir gestanden wären und gesagt hätten, mach weiter so, das ist eine gute Idee, das ist es wert.
Du sprichst gerade von Oramics. Euer Kollektiv ist eine Plattform, um Frauen* und Non-binary-Personen in der elektronischen Musik zu bestärken – mit besonderem Fokus auf Polen. Vor welchen Hindernissen steht ihr dort als queeres Kollektiv?
Das ist kompliziert, denn obwohl ich durch Oramics involviert bin, lebe ich nicht permanent in Polen und meine Erfahrung ist deshalb anders. Aber die rechtskonservative Regierung in Polen ist offen homophob und sexistisch. Sie enthumanisiert die queere Community und lässt Gewalt gegen queere Personen einfach zu. Es ist sehr beängstigend, wie schnell sich diese Dinge ändern, von denen du eigentlich nicht gedacht hättest, dass sie wieder möglich wären. Aber das bringt auch viel Resilienz und Kreativität hervor.
Neben deiner Arbeit mit Mala Herba betätigst du dich als Soundkünstler*in bei einem Projekt für das brut in Kollaboration mit Claire Levèvre. Es geht dabei um Verletzlichkeit und radical softness. Oft zeigst du dich auch verletzlich, zum Beispiel in sozialen Medien. Welche Rolle spielt diese Verletzlichkeit in deiner Arbeit?
In der Zusammenarbeit mit Claire lernte ich einiges über softness und Verletzlichkeit. Davor habe ich softness musikalisch noch nicht erforscht. Ich war davon auch etwas verwirrt und dachte: Wie kann ich so etwas nur machen? Aber Claire hat mir vertraut, wir haben damit experimentiert und viel voneinander gelernt. Ich denke, in der Verletzlichkeit liegt eine große Kraft und Stärke. Um über struggles zu sprechen, wie auch über mentale Gesundheit, und als Möglichkeit, um gender auszudrücken. Das wird zu wenig zelebriert.
Das gesamte Interview mit Mala Herba lässt sich nachhören bei Res.Radio:
Die Radiosendung O-Sounds wird gefördert durch Stadt Wien Kultur (MA7) und SKE. Die nächste Sendung mit VOILER findet live am 21. März 2021 um 17:00 Uhr auf Radio Orange 94.0 statt. Das Archiv der Sendung findet sich im Cultural Broadcasting Archive: https://cba.fro.at/series/o-sounds