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Nick Cave and The Bad Seeds, 26. 11. 2004, München/Zenith

Die rote rechte Hand hat wieder zugeschlagen

»Blixa has left the band« – Mit diesen Worten »eröffnet« Nick Cave an diesem Abend das Konzert im Münchner Zenith. Leise fügt er hinzu: »… well, actually several years ago«. Und schon hämmert der staubtrockene Beat des »Abattoir Blues« auf die Zuhörer ein.

Was ist bloß los mit den Bad Seeds und ihrem Leader? Nach langen Jahren der reduzierten und fragilen Töne, explodiert die Band just in dem Moment, als der für seine Noise-Affinität berühmt berüchtigte Neubauten-Chef die Band verlässt. Eigenartig. Oder eigentlich logisch, wenn man sich den Abgang von Blixa Bargeld als eine Art Befreiung für den schlitzohrigen Poeten der Finsternis vorstellt.

Und was für eine Explosion das ist!
Sogar die ruhigeren, leichteren Stücke des aktuellen Doppelalbums »Abattoir Blues/ The Lyre Of Orpheus« werden live von den Bad Seeds als schwere Brocken auf das geneigte Publikum geworfen. Dieses gerät ob des vorherrschenden Energiepegels in ekstatische Verzückung, welche mit einem leichten Hang zur Aggression angereichert ist. Wie passend.

Dem Allmächtigen sei Dank, verschaffen die wenigen balladesken Zwischenspiele kurze Verschnauf- und Hirneinschaltpausen. Puhh. Neue Songs wie »Supernaturally«, »Hiding All Away« oder »Get Ready For Love« scheppern und dreschen sich mit exzellent brutalem Sound in die hintersten Winkel der alten Eisenbahnhalle. Überhaupt besteht der gesamte Songblock ausschließlich aus Songs vom aktuellen Album. Bemerkenswert ist dabei, dass die beschwingte Single »Nature Boy« fehlt, dafür aber »Let The Bells Ring«, ein Song für den großen Johnny Cash, dargeboten wird.

Erst im Zugabenteil spielen die Band und ihr Meister ein quasi Mini-Best-Of-Set. Darin enthalten: die Gewaltorgie »Stagger Lee«, der unverzichtbare Cave-Klassiker »The Weeping Song«, das tanzbeinanregende »Deanna« oder das Brachialfinale »The Mercy Seat«. Höhepunkt des fulminanten Gigs ist jedoch eine Nummer jüngeren Datums: »God Is In The House«, welches sich auf unglaublich zynische und humorvolle Art und Weise der von Katholizismus geprägten US-amerikanischen Kleinbürgerlichkeit annimmt: »… Oh, I wish he would come out«.
Ein harter und leidenschaftlicher Auftritt war???s. Mit einem unglaublich präsenten Nick Cave und einer ebenso agierenden »Big Band«. Und wer war nochmal Blixa?

Home / Musik / Konzert

Text
Robert Innerhofer

Veröffentlichung
04.01.2005

Schlagwörter

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