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Monumentale Feldstudie von Michael Pilz

Ein filmisches Epos in gut fünf Stunden:

Foto: www.michaelpilz.at

Der österreichische Regisseur, Kameramann und Produzent Michael Pilz dokumentiert in dem zwischen 1979 und 1982 entstandenen Film »Himmel und Erde« das Leben obersteirischer Bergbauern. Eine zu Bildern und besonders auch zu Tönen kondensierte Feldstudie über Lebensentwürfe im Wandel. Keine Ressentiments, sondern teilnehmende Beobachtung über die scheinbar so trivialen Dinge des Alltags. »Himmel und Erde« zeigt in beinahe Vertov’scher Präzision, wie eindringlich aus kleinen Gesten gro&szlige »Lebensfakten« entstehen. Wie Pilz im Begleittext zur DVD schreibt, waren anthropologische Texte und Paul Watzlawick die prägenden Referenzen für »Himmel und Erde«. Mit seiner monumentalen Doku wurde Pilz, 1943 geboren, zu einem der wichtigsten österreichischen Filmemacher, der aber, statt sich abfeiern zu lassen, in der Weltgeschichte unterwegs war, um seinem sozialambitionierten Gestus zu folgen. Vor zwei Jahren bereits hatte das Filmmuseum die erste Monografie über Pilz namens »Auge Kamera Herz« herausgebracht. Jetzt folgt sein wohl bekanntester Film, der 1983 internationale Dokumentarfilmfestivalpreise gewann. Gegliedert in die Teile »Die Ordnung der Dinge« und »Der Lauf der Dinge« kollidiert in beiden der Rhythmus des Lebens mit philosophischen Texten von Laotse aus dem Off. Jenseits irgendwelcher Nostalgien zeigt Pilz mit viel Situationsgespür und ohne Lernauftrag Stationen und Momente, so wie sie sind. Durch seine Kamera sind wir mitten drinnen und einfach da. Heimat, Veränderung und das Zusammenwirken von Mensch und Natur als kontemplativer Diskurs. Ein Plädoyer für Entschleunigung und eine beeindruckende Studie zum genauer Hinsehen und -hören.
 
Michael Pilz: »Himmel und Erde«
Doppel-DVD + 16-seitiges Booklet.
Üsterreich 1979-1982.
Edition Filmmuseum, EUR 29,90

Home / Kultur / Film

Text
Heinrich Deisl

Veröffentlichung
06.10.2011

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