Filmstill »Maxxxine« © Universal Pictures
Filmstill »Maxxxine« © Universal Pictures

Mia Superstar

Mit »Maxxxine« beschließt Ti West seine Horrortrilogie mit Genrequeen Mia Goth in der Hauptrolle. Österreich-Premiere war am 3. Juli 2024 im Burgkino.

Ti Wests »X«-Filmtrilogie findet mit »Maxxxine« ihr Ende und zementiert den Rang von Mia Goth als neuer Königin des Genrefilms. Nach dem 1970er Texas Pornhouse Massacre »X« und dem 1920er Technicolor Murder Musical »Pearl« (beide 2020) verschlägt es die Protagonistin ins Los Angeles der 1980er-Jahre, mit jeder Menge Anleihen an ebendiese: von der Ausstattung (Kostüme, Haare, Make-up, Set-Design) über den Sound (ZZ Top, New Order, Frankie Goes To Hollywood, Kim Carnes) bis zu den filmischen Mitteln (Wann hat man zuletzt den unironischen Einsatz von Splitscreen im Kino gesehen?) und, last, but not least, dem Cast, allen voran »Footloose«-Star und Eighties-Ikone Kevin Bacon, dem der Film laut Notiz im Abspann gewidmet ist und der als Private Dick John Labat buchstäblich durch die Mangel der Hollywood-Maschinerie gedreht wird.

Zweites Standbein von »Maxxxine« ist wie schon in den Vorgängerfilmen die Filmindustrie selbst, diesmal mit Fokus auf den Horrorfilm, dessen Hochphase in den 1980ern zahllose Referenzen inspiriert, die Liebhaber*innen des Genres – ob Splatter, Slasher, Erotic/Folk/Religious Horror oder klassischer Hitchcock-Thriller – das Herz aufgehen lassen. Porno-Starlet Maxine Minx wird für den Horrorstreifen »The Puritan II« gecastet und überzeugt Regisseurin Elizabeth Bender (Elizabeth Debicki) durch ihre schauspielerische Leistung ebenso wie durch ihre Zielstrebigkeit und Willenskraft. Von ihrer Vergangenheit (»X«) eingeholt, sieht Maxine sich mit einem vorerst unbekannten Feind konfrontiert, der ihre Pläne zu durchkreuzen droht. Während Menschen aus ihrem Umfeld peu à peu einem vermeintlich satanistischen Mörder zum Opfer fallen (auch die »Satanic Panic« erlebte in den USA der 1980er ihren Höhepunkt), stellt sich für Maxine die Frage, wie weit sie zu gehen bereit ist, um ihre Ziele zu erreichen.

Filmposter »Maxxxine« © Universal Pictures

»I’m a star«

Eine Menge Ideen aus »Maxxxine« spiegeln sich im aktuellen Filmplakat wider: Darauf zu sehen ist Hollywood-Star Maxine Minx bei einer Filmpremiere, von ihrem Armreifen tropft das Blut, ihre Hand verharrt in einer angedeuteten Geste der »Devil Horns«, ihr zähnefletschendes Lächeln erinnert an die minutenlange Einstellung der lächelnden Pearl am Ende des gleichnamigen zweiten Teils der Trilogie. Auch in den Filmen selbst werden immer wieder Vergleiche zwischen den beiden Protagonistinnen, beide verkörpert von Goth, gezogen, etwa durch den »I’m a star«-Monolog, der in beiden Filmen nahezu wortgleich vorkommt. Die unausgesprochene Frage lautet: Wenn Pearls Ambitionen nicht so kaltblütig zunichtegemacht worden wären, hätte sie die Starrolle wie Maxine ausfüllen können? Und umgekehrt: Wenn Maxine der Durchbruch versagt geblieben wäre, hätten sich ihre soziopathischen Tendenzen auf andere Weise Luft gemacht?

Mia Goth selbst hat es längst nicht mehr notwendig, ihre Filmkarriere wie die zitierten Vorbilder Jamie Lee Curtis und John Travolta mit einem Horror-Flick anzustoßen. Vielmehr trägt sie als etablierte Charakterdarstellerin dazu bei, mit der Wahl dieser Rolle den Genrefilm von seinem schlechten Image zu befreien und ihm jene Aufmerksamkeit und Wertschätzung zukommen zu lassen, die ihm vor allem seitens der US-amerikanischen Filmindustrie seit jeher verwehrt wird. Dabei hätten es zahlreiche artverwandte Filme der letzten Jahre, nicht zuletzt die hier zitierte Trilogie von Regisseur Ti West, mehr als verdient, bei einschlägigen Branchen-Events und Award-Shows Seite an Seite mit Filmen vom sogenannten »ernsten Fach« präsentiert und ausgezeichnet zu werden. Wie Goth in einem Interview mit »Jake’s Takes« postuliert: »A change is necessary. A shift should take place. If they wanted to engage with the wider public I think it would be of benefit.« Vielleicht ist »Maxxxine« der Anstoß für diesen Paradigmenwechsel.

Link: https://www.universalpictures.at/micro/maxxxine 

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