Sascha Müller, nicht nur Musiker, sondern auch Veranstalter unzähliger Rock-Shows, allen voran im Wiener Kramladen, lebte zwischen humorvollem Unfug und tiefsinnigem Engagement und setzte sich stark für die österreichische Rock-Szene ein. Er, der die Musik am liebsten auf »vol(l-)ume« gedreht hat, spielte noch am 12. Mai 2023 mit seiner Formation Wes & The Sundowners sein letztes Konzert. Zwölf Tage später wurde Sascha völlig unerwartet aus dem Leben gerissen und hinterlässt eine große Lücke. Der Schock sitzt tief und wir – der Wiener Underground – möchten uns mit diesem Nachruf noch einmal an einen ganz besonderen Menschen erinnern.
Ende Mai sehe ich, dass Tokan ihr Facebook-Profil auf Schwarz gesetzt haben. Was ist passiert? Mario (Gitarre) schickte mir die Einladung zur Beerdigung und ich bin – wie so viele – einfach fassungslos! Für Tokan ist das Ableben von Sascha surreal und nur schwer fassbar. Die drei Freunde gründeten 2016 das Heavy-Stoner-Rock-Trio, das reduzierte atmosphärische Klänge mit härteren Passagen paarte und Gesang nur als zusätzliche instrumentale Ebene einsetzte. Als Bassist und Sänger verlieh Sascha der Band einen außergewöhnlichen und einzigartigen Charakter, denn bei Tokan ging es nicht nur um Musik, sondern vor allem um Energie und Freundschaft. Sascha und ich begegneten uns erstmals im Kramladen, wo wir gemeinsam ein Konzert spielten – er mit Tokan und ich mit Cadû. Wir sind beide in Kärnten aufgewachsen und hatten schon immer einen Insider-Schmäh laufen: Kärnten in den Neunziger-Jahren. Immer wieder sahen wir uns am Gürtel, blieben für eine Zigarette oder einen ganzen Abend stehen und redeten über Musik, Politik, Menschen, und das mit viel Humor.
Am 3. Juni 2023 fand die Verabschiedung von Sascha am Zentralfriedhof Villach statt. Die Sonne hatte sich gehalten, obwohl Regen angesagt gewesen wäre. Langsam füllte sich die Aufbewahrungshalle, so sehr, dass die meisten sich hinten dazustellten. Vielen Freund*innen und Musiker*innen scheint es ein Anliegen zu sein, demnächst noch einmal ihren Sascha zu ehren. Bald wurden Stimmen laut, dass man nochmal gemeinsam Musik machen und in Erinnerungen schwelgen möchte. Mit möglichst vielen seiner Weggefährt*innen. Geplant ist ein lauter, ausgelassener Abend im Herbst in »seinem« Wiener Kramladen (»Krame«), so wie es Sascha gefallen hätte. Informationen zu Termin und Line-up folgen. Wir möchten sein Feuer in Gedanken und in unseren Herzen nochmals aufflammen lassen und bedanken uns für alles, was du für die Szene getan hast, Sascha. Danke, du Rolemodel, mach’s gut und bleib laut!