Beinah könnte auch von einer Art (Europa-)Masterplan zwischen seinem Auftritt bei Moore und dem »Thema« der aktuellen CD »The Golden Age Of Grotesque« gesprochen werden. Locker angelehnt an Alice Coopers »Welcome To My Nightmare« (1975) imaginiert sich MM absinthiniert ins Berlin der Weimarer Republik, lässt dabei sein »MM«-Logo eine Fusion zwischen SS-Rune und UFA-Symbol eingehen und scheitert ansonsten an den vorgegebenen Vorlagen und Aufgaben kläglichst. Kurz: »The Golden Age Of Grotesque« ist nichts weiter als selbstreferenzieller MM-Industrial-Rock mit altbekannten sexistischen David Lynch-Vaudeville-Freak-Show-Lächerlichkeiten. Was diesmal umso schwerer wiegt, da das Thema ja ähnliches Potential gehabt hätte wie der genial-queere Flop »Mechanical Animals«. Aber da ist nix mit Otto Dix oder George Grosz (ganz zu schweigen von Döblins »Berlin, Alexanderplatz« oder Expressionismus im Film). Auch Eselsbrücken hin zum oft erwähnten Film »Cabaret« sind Fehlanzeige. Wobei Liza Minnelli verbunden mit Helmut Bergers Marlene Dietrich-Impersonation in Viscontis »Die Verdammten« für MM ja gleich zwei Möglichkeiten von Weimarer »In Drag«-Glam-Sein (plus Nazi-Chic) zur Verfügung stellen würden. Über die peinlichen Versuche mittels Schifferklavier Weill/Eisler bzw. über ein Saxophon Roxy Music zu evozieren, wollen wir an dieser Stelle lieber ebenso schweigen wie über die plumpen Iggy/Bowie-Referenzen. Dafür machen Rammstein einen »Sauerkraut«-Remix der Single »mOBSCENE«.
Wie pflegt Homer Simpson bei solchen und ähnlichen Gelegenheiten zu sagen: »L-A-N-G-W-E-I-L-I-G!« Genau! Ozzy Osbourne bekommt Konkurrenz!
Marilyn Manson: »The Golden Age Of Grotesque« (Nothing/Universal)