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Immer nie am Meer

Endlich sind Dirk Stermann, Christoph Grissemann und Heinz Strunk nicht nur zu hören, sondern auch in Spielfilmlänge im Kino zu sehen.

Gleich vorweg: Mit dem gleichnamigen Buch von Stermann und Grissemann hat der Film »Immer nie am Meer« nichts zu tun. Der Titel ist einerseits eines von vielen Selbstzitaten, andererseits charakterisiert er die Grundstimmung von Handlung und Personen. Denn am Meer kann man sich die traurigen Gestalten Baisch (Dirk Stermann), Anzengruber (C. Grissemann) und Schwanenmeister (Heinz Strunk) schwerlich vorstellen. Tief im Wald sitzen sie fest, nachdem ihr Wagen von der Stra&szlige abgekommen ist. Türen und Fenster lassen sich nicht öffnen, die Scheiben sind aus Panzerglas. Selbstredend gibt es auch keinen Mobiltelefonempfang. So bleibt den drei Männern nichts übrig, als die Zeit totzuschlagen bis sie gefunden werden.

Haneke auf vulgär

Als ein Kind das Auto entdeckt feiern die Insassen schon vorzeitig ihre Rettung, aber der Bub denkt nicht daran, Hilfe zu holen, hat er doch auf diese Weise ideale Versuchsobjekte gefunden – zumal ihm seine Laborratte entwischt ist. Diese Konstellation erinnert an frühe Haneke-Filme, mit dem Unterschied, dass die bedrohten Subjekte völlig lächerlich wirken. Denn weder Baisch noch sein Schwager Anzengruber können als Siegertypen gelten und auch Schwanenmeister ist als tingelnder Unterhaltungskünstler nicht vom Erfolg verwöhnt. Zudem zeigt der Film, was Katastrophenfilme sonst immer aussparen, z.B. die Befriedigung elementarer körperlicher Bedürfnisse. Im Interview bezeichnen die Hauptdarsteller den Film als Psycho-Groteske.

Ein Alptraum zum Lachen

»Immer nie am Meer« ist Antonin Svobodas zweite Regiearbeit an einem Langspielfilm nach »Spiele Leben«. Bisher war Svoboda vor allem als Produzent tätig; etwa für Barbara Alberts »Böse Zellen« oder »Die fetten Jahre sind vorbei« von Hans Weingartner. In »Immer nie am Meer« wird auf billige Witzchen verzichtet, wohltuend ist auch das Anti-method-acting der Hauptdarsteller. Christoph Grissemann: »Wir haben uns bemüht – aus Angst vor Peinlichkeit – so wenig wie möglich zu tun.«

»Immer nie am Meer« (R: Antonin Svoboda, Üsterreich 2007)
Ab 9. März 2007 in österreichischen Kinos

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Text
Jenny Legenstein

Veröffentlichung
18.03.2007

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