Mit der neuen Festivalleitung Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber weht neuer Wind in den Grazer Kinos. Während Barbara Pichlers vielfältige Darstellung der österreichischen Filmlandschaft weiter geführt werden soll, werden erstmals auch internationale Brücken geschlagen. Das Programm »In Referenz« setzt heimische Produktionen mit dem internationalen Kino in einen Dialog. So wird zum Beispiel der amerikanische Indie-Regisseur Matt Porterfield anwesend sein, dessen Milieustudie »Putty Hill« (2010) die Filmsprache von Sebastian Brameshubers Dokumentarfilm »Und in der Mitte, da sind wir« (2014) maßgeblich beeinflusst hat. Die Regisseure werden nicht nur durch ihre Filme, sondern auch anschließend bei der Podiumsdiskussion in einen Dialog treten. Brameshubers Doku über die Verdrängungskultur der Waldheim-Ära schlägt aber auch eine weitere Brücke, zu dem historischen Programm »Österreich: zum Vergessen«, das gemeinsam, mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung, vom Österreichischen Filmmuseum, dem Filmarchiv Austria und SYNEMA kuratiert wurde. Dabei wird nicht nur dem kollektiven Vergessen während und nach den Kriegsjahren und seiner filmischen Bearbeitung ein Denkmal gesetzt, sondern auch dem Medium Film an sich, das seit der Digitalisierung immer mehr in Vergessenheit gerät. Im Rahmen des Programms wird am Sonntag, dem 13. März, Michael Haneke anwesend sein. im Gespräch mit Alexander Horwath, Direktor des Österreichischen Filmmuseums, wird nach dem Screening von »Der siebente Kontinent« (1989) mit dem international erfolgreichen Regisseur und Drehbuchautor.
Starke Frauen
Eröffnet wird die diesjährige Diagonale mit Mirjam Ungers Spielfilm »Maikäfer flieg« (2016), basierend auf Christine Nöstlingers gleichnamigen autobiografischen Roman. Was bedeutet es, seine Kindheit im Krieg zu erleben? Dieser Frage geht Unger auf den Grund und hat dabei ein starkes Frauenteam an ihrer Seite. Produziert wurde »Maikäfer flieg« von Gabriele Kranzelbinder, die Kameraarbeit übernahm Eva Testor, die sich bereits mehrfach, unter anderem unter der Regie von Sabine Derflinger, in der Darstellung von weiblichen Schicksalen auszeichnete. Bereits 2007 verarbeiteten Unger und Testor die jüdische Vergangenheit der Regisseurin in dem Dokumentarfilm »Vienna’s Lost Daughters« (2007), zuletzt war sie mit »Oh Yeah, She Performs!« (2012) und dem weiblichen österreichischen Musikschaffen auf der Diagonale präsent. Ursula Strauss und Gerald Votava spielen die Eltern der neunjährigen Christl (Zita Gaier), die Schauspieler waren bereits 2012/13 im Rabenhof Theater in einem Christine Nöstlinger-Stück zu sehen. (»Iba de gaunz oamen Leit« 2012/13) Man darf auf diesen vielversprechenden Film gespannt sein, der seine Uraufführung bei der Eröffnungsgala der Diagonale feiern wird. Am selben Abend wird auch Erni Mangold den Großen Schauspielpreis der Diagonale erhalten. Gabriele Kranzelbinder ist nicht nur als Produzentin des Eröffnungsfilms präsent, die Diagonale widmet ihr eine Werkschau. Eine persönliche Empfehlung ist Jörg Kalts Spielfilm »Crash Test Dummies« (2005), der zwischen Grenzüberschreitung und -kontrolle tangiert.Vom 8.-13. März zeigt die Diagonale die Vielfalt des österreichischen Kinos, das gesamte Festivalprogramm ist ab 26. Februar online, Tickets gibt es ab dem 2. März zu kaufen.