»I won’t come out until you show me your love!« Die »Queen of Electropunk« ziert sich. Aber nicht lange. Dann fällt Elias mit ihrer Band (Marcel Zürcher/Gitarre), Nico Lippolis/Schlagzeug) zum ersten und zugleich letzten Mal in die fluc_mensa ein. Im Barbarella-Outfit mit kohlrabenschwarzem Haar – unausweichlich dieser gewisse Touch Sadomaso, auf den man eigentlich gut verzichten könnte – versteht es Elias auch auf der winzig kleinen Bühne ihre Show rüber zu bringen. Und das trotz relativ miserablem Sound und diverser störender Rückkopplungen. Während sie auf ihrem neuen Album »Future Noir« zum dunkel-schönen Gesang gefunden hat, ist Elias beim Live-Gig ganz schreiende, anklagende Kraftstimme. Da sind deutlich die New Wave-Wurzeln zu hören, die sich mit etwas harscheren, technoiden Soundgebilden zum Widerstandsstatement formen. Marcel Zürcher, einstiges Mitglied von Pitchfork und Philtronic, entlockt seiner Gitarre pulsierende Power-Chords. Nebenbei bemerkt verfügt Zürcher auch noch über den schönsten Oberkörper Europas. Den er auch gerne ohne T-Shirt herzeigt.
Aggressiv Parolen wie »You Suck«, oder, wie es im Titelsong des neuen Albums »Future Noir« (Fatal Records) so schön heißt: »Politics of interest, survival of the fittest«, die bringt Elias mit ihrem in leiseren Passagen stets leicht erotisch schnurrendem Gesang überzeugend. Ihre Erfahrung im internationalen Underground scheint man in ihrer Haltung zu spüren. Elias, eine Persönlichkeit der Elektropunk-Techno-Bewegung der 90er. Die Ex-Leadsängerin von Atari Teenage Riot arbeitet nicht nur als Label-Betreiberin von Fatal Records, und Songwriterin sondern auch als Performerin hart, das ganze Set durch. Erhebt ihre Stimme ganz dem Fatal-Manifest entsprechend: Pro-Frauen, Anti-Kapitalistisch, Pro-Männer, Anti-Sexistisch. Und überzeugt mit dieser Gelassenheit, mit der sie das Mikrofon hält. Hanin Elias – Gothic Rrriot Girl.
Aber trotzdem. Waren es der Sound oder Sparmaßnahmen, was auf dem neuen Album als dunkelster, fettester Elektrofunk in die Beine fährt, das bleibt beim Live-Debüt am Praterstern am Boden. Der Funk ging Hanin Elias auf der Reise von Berlin nach Wien verloren. So hieß es eher Headbangen als Jumpen, was manchen leicht unbefriedigt zurück ließ. Vor allem, weil am dritten Tag des SoundBridges-Festivals weder der vorangegangene Act, der kultige Bluesrocker Kraftpost, noch der folgende, die gealterte Buberlpartie Dis*ka aus München, die Beine zum Jucken brachten, und das geht so auch in Ordnung – gute Musik, aber nicht wirklich tanzbar. Miss Elias, next time please don’t forget the beat!