Auf der Bühne der gruppe80 befinden sich die drei Protagonisten in einem spärlich möblierten Raum: Drei Sofas, eine Statue, ein Brieföffner und die Klingel nach dem Kellner (Klaus Fischer), der durchaus passend weniger als Aufseher, denn als freundlicher Platzanweiser auftritt. Die Hölle als Bürgerzimmer. In den Gängen, die für Inés, Estelle und Garcin unerreichbar sind, läuft Musik von Billie Holiday.
Gabriela Hütter (Inés), Ariane Payer (Estelle) und Alexander Lhotzky (Garcin) agieren souverän und glaubwürdig. Aufgrund der geringen Distanz zur Bühne ziehen sie das Publikum gleichsam ins Stück hinein. Die Inszenierung (Klaus Fischer) unterstützt diese Wirkung: Die Rückblenden, die das dramatische Leben der Figuren erzählen, werden mit starrem Blick auf das Publikum gerichtet. Dass Ausweglosigkeit und wechselseitige Brutalitäten überall lauern können, wird so rasch offensichtlich: In Diktaturen oder im Zusammenleben der Menschen selbst – eben hinter dem kleinbürgerlichen Sofa.
Sartre selbst hat im Falle des fatalistischen Akzeptierens von Umständen auch von »lebendigem Totsein« gesprochen und in einem Interview auch die ein Leben determinierenden Umstände als »Hölle« beschrieben. Im Spiegelbild dazu sind die Figuren im Stück tot, aber sie müssen dennoch lernen, miteinander um zu gehen. Falls sie das nicht schaffen, können sie einander nicht einmal umbringen.
???Geschlossene Gesellschaft‘, bis 19. Oktober 2002.
gruppe80, Gumpendorfer Straße 67, 1060 Wien, Telefon: 01/ 586 52 22
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