Begonnen hat der vorletzte Tag mit Regen – die leichten und beschwingten Musik des Amestoy-Trios, das als Opener als Duo (Jean-Luc Amestoy am Akkordeon und Gilles Carles an der Gitarre) zu sehen war passte da hervorragend. Ergänzt wurden die beiden – die sich zwischen Walzer, Musette und Jazz bewegten -, kongenial durch den Sänger André Minvielle. Der stammt aus der Gascogne und brachte das Publikum nicht nur durch seine wandelbare Stimme zum staunen, sondern auch dadurch, dass er mit einem Plastiksackerl spielte!
Unglaublich: Faiz Ali Faiz!
Dann der Höhepunkt des vorletzten Festivaltages: Faiz Ali Faiz aus Pakistan. Dessen Musik, der pakistanisch-nordindische »Qawwali« ist im Sufismus verwurzelt. Im Zentrum steht daher die Annäherung an Gott durch Ekstase, in diesem Fall durch ekstatischen Gesang. Nusrat Fateh Ali Kahn, der Meister des Qawwali, soll einmal auf die Frage, was Qawwali sei, geantwortet haben: »Qawwali verkürzt die Distanz zwischen Schöpfer und Schöpfung«. Eine Aussage, die die Nähe des Qawwali zur islamischen Mystik des Sufismus verdeutlicht.
Wie gut haben die neun Herren auf der Bühne an diesem Abend Distanzen verkürzt! Faiz Ali Faiz zog alles Register seiner Stimme und seine prägnante Gestik unterstrich die mythische und spirituelle Bedeutung der Stücke eindrucksvoll. Fünfzehn bis zwanzig Minuten dauernde Stücke, vorgetragen mit einer unglaublichen Präzision und Kraft, ließen die Weinberge ringsum zu spirituellen Orten werden.
Monica Akihary von den Molukken
Da war es zunächst schade, dass es die Flamenco-MusikerInnen aufgrund eines Fluglinienstreiks nicht bis nach Krems schafften. Abhilfe schafften zwei baskische Schwestern, die auf Holzplanken spielend ebenso zu beeindrucken wussten. Den erholsamen Abschluss nach derlei Adrenalinschüben besorgte die Sängerin Monica Akihary von den Molukken. Wieder mal gelang es dem Glatt & Verkehrt-Festival zu zeigen, was seine Stärke ist: Die besten Bands aus der jeweiligen Musikrichtung nach Krems zu holen.