»Tone-Deaf« © Alex Worman / slash Filmfestival
»Tone-Deaf« © Alex Worman / slash Filmfestival

»Fucking Babyboomers«

In »Tone-Deaf« von Richard Bates Jr. geht es um den Konflikt zwischen den Generationen und um den Kampf mit der eigenen Vergangenheit. Scheinbare Gegner*innen werden dabei zu unfreiwilligen Verbündeten. Ein slash-Review.

Frisch getrennt und frisch entlassen mietet sich Olive (Amanda Crew) für ein paar Tage in einem Haus auf dem Land ein, um auf andere Gedanken zu kommen. Ihr Vermieter Harvey (Robert Patrick) drückt ihr die Schlüssel in die Hand und wünscht ihr eine gute Zeit, hegt aber insgeheim ganz andere Pläne … Während Olive in bester »Girls«-Manier zwischen Tinder-Dates, Drogen von der Tankstelle und Telefonaten mit ihren Besties in L. A. das Klischee des planlosen Millennials erfüllt, hat Harvey ein klares Ziel: Bevor sein Junior ihn ins Heim steckt, will er noch wissen, wie es ist, einen Menschen umzubringen.

In der folgenden Tour de farce zeigt sich, dass die beiden Hauptfiguren trotz Generationskonflikt und konträrer Lebenseinstellungen auch einiges verbindet: Beide haben einen geliebten Menschen durch Suizid verloren – hier den Vater, dort die Ehefrau – und versuchen auf ihre Art, das Trauma zu bewältigen. Beide haben sich ihren Familien entfremdet – hier der Mutter, dort dem Sohn – und stellen sich allein ihren Problemen. Und beide entziehen sich der Realität – hier einer unglücklichen Ehe, dort eines nicht vorhandenen musikalischen Talents – durch fragwürdige Methoden der Selbsttherapie und zwingen einander letztlich über die Schneide eines Tomahawks hinweg, der Wahrheit ins Auge zu blicken.

Nach den Horror-Next-Door-Geschichten »Excision« (2012), »Suburban Gothic« (2014) und »Trash Fire« (2016), die ebenfalls beim slash Filmfestival zu sehen waren, beweist Richard Bates Jr. mit »Tone-Deaf« einmal mehr sein Talent zu blutig-guter Unterhaltung. Der subtile Humor verleiht dem Film trotz vordergründiger Gesellschaftskritik eine morbide Leichtigkeit, die teils herrlich absurden Plot-Twists lassen keine Langeweile aufkommen und der spielerische Einsatz der Vierten Wand bereitet vor allem in Patricks Szenen viel Vergnügen. Ein gelungener Wurf von Bates Jr. und sicherlich nicht der letzte beim slash.

»Tone-Deaf« ist beim slash Filmfestival noch einmal am 29. September 2019 um 15:30 Uhr im Historischen Saal des Metro Kinos zu sehen.

Link: https://slashfilmfestival.com/programm-2019/tone-deaf/

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