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»Draußen tobt die dunkelziffer«

»... zum Inhalt: Das Stück zeigt die Szene der Schuldner und Schuldnerberater. Die Figuren fragen sich, was Menschen, die in Finanznot geraten, erleben, wie sich ihre Not auf ihre Familien und ihr soziales Umfeld auswirkt.«

Die Autorin Kathrin Röggla, heißt es, sammelt Belege für das, was sich in den Köpfen abspielt: »Draußen tobt die dunkelziffer« basiert wie ihre letzten Stücke »Junk space« und »Wir schlafen nicht« auf Gesprächen und Feldforschung in Betrieben und Institutionen. Die Produktion ist ein Auftragsstück des Volkstheaters Wien, entstanden in Koproduktion mit den Wiener Festwochen.

Inszeniert wurde es von Schorsch Kamerun, Sänger und Songschreiber der Hamburger Punkband Die Goldenen Zitronen, Performer, Aktionskünstler und Regisseur am Hamburger und Zürcher Schauspielhaus und der Volksbühne in Berlin. Es spielen u.a. Babett Arens, Gustav (Eva Jantschitsch).

Eine intressante Verbindung, die die Beteiligten hier eingegangen sind, und schon im Vorfeld die Frage, was diese Kombination zwischen Punk- und Hochkultur, was diese »Melange in Wien« denn nun hervorbringen kann – allein die Zusammensetzung des Publikums des Abends gäbe schon den Rahmen für eine hübsche Soziologiestudie.

Nun, der Autorin sind mannigfaltige Wege eingefallen, das Dilemma der Schuldenfalle zu beschreiben, Schorsch Kamerun hunderterlei Arten das Thema zu präsentieren, oder großteils zu persiflieren: Das Ergebnis ist ein konsequentes Neben- nicht Miteinander: Keine »Meta-Ebene« , auf die sich der Zuseher flüchten kann, keine Zeit um das Gezeigte und Gesagte auf sich wirken zu lassen.

Die Bühne dreht sich, eine Szene folgt der anderen, viel Klimbim, ein neues Drama, Videosequenzen, Lieder, performative Elemente, Zuschauereinbindung, Spielautomaten, blaues Licht. Reizüberflutung.

Was die Beteiligten zeigen ist durchaus sehenswert. Allein es bleibt nichts übrig als der Vorhang fällt, kein Statement, keine Botschaft mit der man aus dem Theater entlassen wird.

Außer vielleicht der Wunsch, das Stück noch einmal anzuschauen: Weil man das ungute Gefühl nicht loswird auf eine falsche Fährte gelockt worden zu sein, meint, den tieferen Sinn in all dem postmodernen Trara aus den Augen verloren zu haben …

Vielleicht ist es genau das was man aus diesem Stück mit nach Hause nehmen soll.

Home / Musik / Konzert

Text
Sanna Samsara

Veröffentlichung
21.06.2005

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