»Darshan« ist Teil 1 einer geplanten sechsteiligen Serie namens »Another Reality«, die Regisseur Jan Kounen und Produzent Manuel de la Roche verwirklichen wollen. Inhalt dieser Filmreihe soll es sein, »das Universum derjenigen Menschen zu beleuchten, die in einer anderen Realität leben oder mit alternativen Modellen experimentieren«, so Jan Kounen. Die »andere Realität« des Hinduismus fasziniert Europäer nach wie vor. Mata Amritamandamyi, genannt Amma, ist eine der wenigen Frauen, die als Guru und Mahatma (»große Seele«, »Heilige«) eine große Zahl von SchülerInnen und VerehrerInnen in Indien aber auch im Westen hat. Kounens Filmteam drehte im ashram (religiöses Zentrum) und begleitete Amma und ihren Tross bei ihrer jährlichen Indien-Tournee. Neben Interviews mit Amma und deren MitarbeiterInnen zeigt »Darshan« Alltagsszenen mit den BewohnerInnen des ashram und vor allem religiöse Feiern/Events der Gemeinde.
Umarmen im Akkord
Höhepunkt der Zeremonie und sozusagen die »Spezialität» Ammas ist ihre Umarmung, die sie ihren Anhängern und allen, die sich das wünschen spendet. Rund 20.000 Menschen sind das innerhalb mehrerer Stunden. Anlässlich der Feier ihres 50. Geburtstages in einem Sportstadium in Delhi nahm Amma 45.000 Personen in die Arme. Schätzungsweise 21 Millionen konnte die lebende Heilige bisher auf diese Weise Trost und Kraft geben. Angesichts der Massen und der Organisiertheit beschleicht einen einerseits Unbehagen, andererseits Staunen über die Anziehungskraft einer matronenhaften und ganz und gar nicht abgehoben wirkenden Frau. »Ich möchte zeigen, wie der Mythos Amma kreiert wurde und wie sie es geschafft hat, sowohl in Indien als auch in anderen Ländern, eine große Anzahl von Anhängern zu finden,« erklärt Jan Kounen. Obwohl sich die Kamera oft mitten im Geschehen befindet, vermitteln die Bilder keinen »Zauber«, kein Flair. Aus der Welt außerhalb des ashram sehen wir Elefanten, Räucherstäbchen, Verkehrsgewühl, meditierende Asketen, Leichenverbrennungen in Varanasi. Nur in wenigen Szenen – etwa wenn Mitarbeiter Ammas über den Ablauf des Gottesdienstes sprechen – wird die »Konstruktion« sichtbar. Vielleicht liegt es auch am Einsatz der Steadycam, deren schwebend wirkender Blick distanziert wirkt, dass »Darshan« eher befremdend wirkt.
Tristan & Isolde: Kriege und Liebe, Intrige und Hiebe
Ganz ohne überirdische Mächte, Zauberei und Liebestrank zeichnet Kevin Reynolds die dramatische Beziehungsgeschichte aus dem frühen Mittelalter. In dieser finsteren und spinnwebverhangenen Zeit liefern sich Iren und britische Stämme blutige Kriege. Als es endlich zum Friedensschluss kommt, soll dieser mittels einer Hochzeit besiegelt werden. Marke (Rufus Sewell), Cornwalls Herrscher erhält die Tochter des irischen Königs Isolde (Sophia Myles) zur Frau. Die ist allerdings bereits die Geliebte von Markes Ziehsohn und ersten Gefolgsmann Tristan (James Franco). Klar, dass sich der junge Mann in einem moralischen Dilemma findet…
Kein Mittelalter-Boom
Klirrende Schwertduelle, brutales Niederbrennen und was sonst noch so zu den seinerzeitigen Kampfsportarten zählte, bilden die Höhepunkte des eher unoriginellen Kostümfilms. Dabei haben Reynolds und sein Team mit »Robin Hood» bewiesen, dass Legenden, wenn sie nicht allzu ernst genommen werden, äußerst unterhaltsam sein können. Spaßig ist diesmal vielleicht noch die Innenarchitektur: So erinnert der Thronsaal des irischen Königs frappant an einen Heustadel. Und dass die Landschaften Irlands und Cornwalls wunderschön sind muss eigentlich auch nicht mehr erwähnt werden. Hoffte man nach den mittelmäßigen Erfolgen von »Königreich der Himmel» und »Ritter aus Leidenschaft« etwa auf einen Mittelalter-Boom im Kino? »Tristan und Isolde« wird diesen wohl auch nicht auslösen.
Beide Filme laufen zurzeit in österreichischen Kinos.