Mara Mattuschka: Different Faces on an Anti-Diva
Mara Mattuschka: Different Faces on an Anti-Diva

Austrian Movie Playground

Vom 18. bis 23. März steigt in Graz die 17. Ausgabe der Diagonale, des renommierten Festivals des österreichischen Films.

Als Eröffnungsfilm wird die Doku »Das große Museum« von Johannes Holzhausen über das Kunsthistorische Museum Wien gezeigt. Die Streifzüge durch die Prunkräume und Magazine des Museums samt belauschter KuratorInnengespräche sollen dabei einen »verschmitzt humorvollen Blick hinter die Kulissen« erlauben, der auch schon in Berlin goutiert wurde.

Im Programm laufen 106 Filme, davon 44 Uraufführungen und 28 österreichische Erstaufführungen. Darunter Dokumentarfilme von Sebastian Brameshuber (»Und in der Mitte, da sind wir«), Tizza Covi und Rainer Frimmel (»Der Fotograf vor der Kamera«), beide waren im Vorjahr Diagonale-Preisträger/innen, weiters Ivette Löcker (»Wenn es blendet, öffne die Augen«) oder Andreas Horvath (»Earth’s Golden Playground«, wurde in Saarbrücken ausgezreichnet). Erwähnenswert auch »Different Faces of an Anti-Diva« von Mara Mattuschka. Gezeigt werden außerdem die Langfilmdebüts der jungen Regisseurinnen Gloria Dürnberger (»Das Kind in der Schachtel«), Ruth Kaaserer (»Tough Cookies«) und Lisa Weber (»Sitzfleisch«) sowie neue Filme von Katharina Copony (»Spieler«) und Elisabeth Scharang (»Kick Out Your Boss«).
In der Spielfilmsektion laufen unter anderem Elfi Mikeschs »Fieber« und Johanna Moders Langfilmdebüt »High Performance«, Houchang Allahyaris »Der letzte Tanz«, Peter Kerns »Sarah und Sarah« und Ludwig Wüsts »Abschied«. Michael Glawoggers Landkrimi »Die Frau mit einem Schuh« (mit Nina Proll, Robert Palfrader, Johannes Krisch) ist zugleich eine ORF-Premiere.

In der Österreichpremiere von Benjamin Heisenbergs »Ûber-Ich und Du« ist Georg Friedrich zu sehen, der als diesjähriger Preisträger des Großen Diagonale-Schauspielpreises bereits angekündigt wurde. Im Bereich »Innovatives Kino« laufen neue Arbeiten von Norbert Pfaffenbichler (»A Masque of Madness«), Billy Roisz (»darkroom«), Josef Dabernig (»River Plate«), Tone Fink (»end.wurf«) oder Lukas Marxt (»High Tide und Reign of Silence«) gezeigt. Im Kurzfilmprogramm läuft außerdem Georg Tillers »Anti-Musikfilm« »DMD KIU LIDT«, in der es natürlich um die Austro-Indie-Band Ja, Panik geht. Mit 55 Minuten Länge ein ganz schön üppiger Kurzfilm übrigens.

Wem hier prominentere Namen abgehen: auch »Bad Fucking« von Harald Sicheritz, »Blutgletscher« von Marvin Kren, »Das radikal Böse« von Stefan Ruzowitzky oder «Alphabet« von Erwin Wagenhofer werden gezeigt, alle unter dem Nenner »Jahresrückblick«, der alles in allem einen beträchtlichen Platz innerhalb der Diagonale einnimmt. In dieselbe Kategorie fällt auch Claude Lanzmanns absolut sehenswerte Doku »Der Letzte der Ungerechten«.

Liebe das Leben, liebe den Film
Bei der Diagonale zu Gast ist die mehrfach mit dem französischen Filmpreis »César« ausgezeichnete Kamerafrau Agnès Godard. Godard (die nicht mit Jean-Luc Godard verwandt ist) begann ihr Schaffen Mitte der 1980er-Jahre, nachdem sie zunächst bei Wim Wenders assistierte (z. B. »Der Himmel über Berlin«). Ihr Kameradebüt machte sie bei der großen Agnès Varda (z. B. »Jacquot des Nantes«), danach folgten einige bemerkenswerte Filme, etwa »La Vie rêvée des anges« (»Liebe das Leben«), das Debüt von Eric Zoncka, oder »Beau Travail« (»Der Fremdenlegionär«) mit Claire Denis, damals ein wegen seines weiblichen Blicks auf männliche Körperlichkeit durchaus umstrittener Film. Zur Diagonale kommt sie erneut mit einem Film von Claire Denis, »Les salauds« (»Die Dreckskerle«), ein ruppiges Noir-Drama mit missbräuchlich verwendetem Maiskolben. Die Diagonale zeigt eine Filmauswahl und lädt die Künstlerin zu einem Werkstattgespräch.

Weiters wird der österreichische Filmkünstler Manfred Neuwirth mit einer Personale gewürdigt. Präsentiert wird eine umfassende Auswahl seiner Arbeiten von den 1970ern bis heute. Geplant ist außerdem ein Werkstattgespräch, die Präsentation einer Synema-Publikation (die Filmbuchreihe des Filmmuseums) und eine Installation. Apropos Filmmuseum: Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Österreichischen Filmmuseum wühlt dieses für die Diagonale in seinen Archiven und präsentiert in einem fünfteiligen Programm verschiedene (Film-)blicke auf Österreich, insgesamt 33 Beispiele aus den Jahren 1896 (!) bis 2014, darunter ein Spielfilm (»Himmel oder Hölle« von Wolfgang Murnberger), ein Dokumentarfilm (»Franz Grimus« von Ereignislosigkeits-Experimentalfilmer Michael Pilz), sowie Filmessays, Fragmente, Amateurfilme u. v. m.

Schließlich wird auch noch Schauspieler und Regisseur Peter Lorre mit einer kleinen Filmreihe gewürdigt – »von seinen Anfängen in Berlin über seine großen Erfolge in Hollywood bis zu seiner missglückten Rückkehr ins Nachkriegsdeutschland«. Gezeigt wird auch Lorres einzige Regiearbeit »Der Verlorene«, allerdings nicht »The Maltese Falcon« (»Der Malteser Falke«) von John Huston, vermutlich der Film, der Lorre am nachhaltigsten ins Kinogedächtnis eingebrannt hat (neben »M« von Fritz Lang natürlich).

Wie jedes Jahr bietet die Diagonale also ein reichhaltiges Programm, um eine Brücke vom (immer) noch unbekannten jungen Filmschaffen in Österreich zur doch sehr zerfransten Tradition zu schlagen. In der Fülle des Angebots wirkliche Highlights herauszuklauben, fällt aber auch bei der 17. Auflage des Festivals schwer.

Diagonale Festival Trailer 2014 from Diagonale Film Festival on Vimeo.

Home / Kultur / Film

Text
Curt Cuisine

Veröffentlichung
10.03.2014

Schlagwörter

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