Anvil haben nicht die Anerkennung, die sie verdienen würden – darüber sind sich Kenner der kanadischen Metal-Band einig. Warum die Gruppe den großen Durchbruch nie schaffte, kann in Sacha Gervasis Dokumentarfilm nicht beantwortet werden. »Sie waren einfach nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort«, meint der Musikproduzent Chris Tsangarides. Möglicherweise aber sind Steve »Lips« Kudlow (Lead Vocals, Gitarre) und Robb Reiner (Drums), die Masterminds und Gründer der Band, einfach viel zu nett für das Musikbusiness. Mit Outfit, Bühnenshow und Sound beeinflusste die Gruppe Anthrax, Slayer und viele andere Heavy-Metal-Bands. Mit »Metal On Metal« gelang ihnen in den 1980er-Jahren ein veritabler Hit. Doch während die »Nachahmer« Stadien füllen, dümpeln Anvil am Rande der Bedeutungslosigkeit. Trotzdem gaben Kudlow und Reiner die Band nie auf.
Enthusiasmus
Sacha Gervasi, der als Jungspund als Roadie mit der Band unterwegs war, porträtiert die mittlerweile in die Jahre gekommenen Metaller in seinem Erstlingsfilm. ?ber zwei Jahre erstreckten sich die Dreharbeiten. In dieser Zeit machten Anvil eine chaotische und zeitweise desaströse Europatour und nahmen auf eigene Kosten ihr 13. Album (»This Is 13«) auf. Diese kraft- und nervenzehrenden Projekte brachten die Band an den Rand der Auflösung und stellten vor allem die Freundschaft Kudlows und Reiners auf eine sehr, sehr harte Probe. Als Teenager lernten sie einander kennen, gründeten die Band und die beiden gehen seit über dreißig Jahren buchstäblich durch dick und dünn. Dass der deutsche Untertitel des Films »Die Geschichte einer Freundschaft« lautet, ist da durchaus passend, denn »Anvil« ist kein 08/15-Musikfilm (= Konzertmitschnitt plus Wortspenden der Musiker), sondern es geht im Kern um diese beiden Typen, die sich und die Band einfach nicht aufgeben. Zuerst erscheinen sie einem lächerlich in ihrem Early-1980ies-Styling, doch dann wird der Zuschauer doch beeindruckt vom unglaublichen Enthusiasmus, von der Zähigkeit und dem musikalischen Können der Leute.
Vertrauen
Gervasis Film zeigt die Band bei erfolgreichen Auftritten vor enthusiasmiertem Publikum, aber auch bei Konzerten in obskuren Kellerlokalen vor einer Handvoll Zuhörern. Es gibt private Szenen mit Familien und Freunden. Die Kamera ist dabei, wenn Tränen fließen und böse Worte fallen – das hat schon einiges von einer Doku-Soap, mit dem Unterschied, dass Gervasi hinter seinen Protagonisten steht, dass er den Menschen und Situationen vertraut und es daher nicht nötig hat, sie als kuriose Spinner darzustellen.
»Anvil« (»Anvil – Die Geschichte einer Freundschaft«) USA 2008. Regie: Sacha Gervasi
Derzeit in österreichischen Kinos.