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Actrices

In ihrer zweiten Regiearbeit stellt Valeria Bruni-Tedeschi eine Schauspielerin in der Midlife-Crisis halblustig, halbpeinlich dar.

Valeria Bruni-Tedeschis zweite Regiearbeit ist eine Komödie mit autobiografischen Einsprengseln. Als reales Erlebnis im Leben der italienischen Schauspielerin und Regisseurin steht die Erfahrung, dass ihre Rolle in einem Theaterstück einfach durch die Regieassistentin ersetzt wurde. Auch in »Actrices« geht es um ein Theaterstück, man probt Turgenjews »Ein Monat auf dem Lande«. Marcelline (Bruni-Tedesci), der mondäne Star der Produktion, trifft auf eine alte Freundin/Kontrahentin aus Schauspielschulzeiten. Nathalie (Noémie Lvovsky, die auch das Drehbuch verfasste) hat den großen Durchbruch nicht geschafft, als Assistentin unterstützt sie den Regisseur Denis (Mathieu Amalric), sie wird später die Bühnenrolle von Mearcelline übernehmen, die sich ihrer Rolle, in dem erfolgreich angelaufenen Stück durch eine hysterische Flucht entzieht.

Konkurrenz und Begehren

Die Theaterarbeit bildet den Hintergrund für die Darstellung von Beziehungen und Nicht-Beziehungen im Bühnenmilieu. Es geht um Konkurrenzkampf, Hysterie, sexuelles Begehren, auch um die Frage, was Kunst und Leben miteinander zu tun haben. Wie in ihrem Regieerstling »Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr« mischt Bruni-Tedeschi auch in ihrem aktuellen Film imaginierte Szenen ins reale Geschehen. Es erwacht etwa die Bühnenfigur Natalja Petrowna zum Leben und geistert durch die Kulissen. Die Leichtigkeit und das rechte Maß an Ironie fehlen jedoch in Actrices. Valeria Bruni-Tedeschi inszeniert sich wieder als spätes Mädchen, überreizt, abgehoben und mit Torschlusspanik in einem Netz aus Begehren und Intrigen und irrationalen Wünschen. Mit dem Theaterregisseur Denis steht sie in permanentem Konflikt. In einer Szene, die man wohl kaum anders als als Vergewaltigung bezeichnen kann, zeigt er ihr, wer der Herr im Haus ist. Gegen die drängende körperliche Anmache seiner Regieassistentin kann er sich jedoch nicht wehren.

Orientierungslosigkeit

Es ist auch schwer auszumachen, ob Marcelline verzweifelt auf der Suche nach einer Liebesbeziehung oder einfach einen Samenspender ist. Denen, die sie begehren, kann sie keine Zuneigung entgegenbringen. Mit dem jungen Mimen ??ric (Louis Garrel) spielt sie anscheinend nur. Zusätzlich wird die Hauptfigur auch von diversen Frauenleiden heimgesucht. Peinliche Dialoge und Szenen bei der Gynäkologin bekommen die ZuseherInnen da serviert. Die Orientierungslosigkeit der Hauptfigur lässt auch das Publikum ratlos zurück. Der Film kann sich nicht entscheiden, ob er Seelendrama oder Komödie sein will und so bleibt es bei einer exhibitionistisch anmutenden Selbstdarstellung mit halblustigen Sketches als Zwischenspiele in einem nicht geglückten neo-surrealistischem Werk.

»Actrices« (R: Valeria Bruni-Tedeschi; Frankreich 2007. Mit Valeria Bruni-Tedeschi, Mathieu Amalric, Maurice Garrel, Louis Garrel, Marisa Borini u.a.)
>> www.polyfilm.at

Seit 10. Oktober 2008 in österreichischen Kinos.

Home / Kultur / Film

Text
Jenny Legenstein

Veröffentlichung
12.10.2008

Schlagwörter

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