Okay, die CD ist schon ein paar Monate alt, doch die Band ist ständig auf Tour, ihre Platte permanent in meiner Stereoanlage, also – Vorhang auf für die Abdomen-Madmen…
Die geben es sich echt live (eher ostösterreichischer Volksmund für jede Tätigkeit, die von den ProtagonistInnen mit einer gewissen Begeisterung ausgeübt wird.)
Es ist eigentlich unglaublich: Offene Münder, aufgerissene Augen, euphorisierte Menschen. Was war geschehen? Nichts anderes als ein Live-Auftritt der Band Bauchklang findet gerade statt. Dub, Reggae, HipHop, Drum’n’Bass wird in die Halle geschleudert. Erzeugt wird diese Stil-Melange allein mit der Kraft der menschlichen Stimme, sowie dem menschlichen Körper als Resonanzraum. Und dies alles wird mit einem ungemein hohen Energie-Level zelebriert, ganz wie es sich für die dargebrachten Musikstile geziemt. Keine Instrumente. Nur Körper. Bandmitglied Andi stellte sich der Fragenphalanx.
Provinz provides
Und dabei stammt der Hauptteil der Band aus, ja, Sankt Pölten. 50 000 Seelen wohnen dort, und ein paar davon haben sich aufgemacht, den reichlich ramponierten Ruf von a capella ( Flying Pickets sei dank) nicht nur zu retten, sondern gleich einer deutlichen Umdeutung zu unterziehen. Wobei die – relative – Abgeschiedenheit dieses Städtchens durchaus auch Vorteile zu bieten hat. Andi: »Gerade in einer so kleinen Industriestadt wie Sankt Pölten ergibt sich ein angenehmer Freiraum, da im öffentlichen Raum so wenig passiert, daß ohne jeglichen Druck an dem eigenen Stil gefeilt werden kann. Zudem verfügt diese von uns geliebte (und auch ein wenig gehasste…) Stadt über viele gute Musiker und funktioniert ganz gut als musikalisches Biotop.«
Bauchklang selbst gibt es schon seit fünf Jahren, wobei sich der Kern der Gruppe bereits von diversen Musikprojekten oder von der Schule her kannte. Black Music war die Grundlage seit Anbeginn, und wieder war Experimentierfreude Mutter und Vater von einem wunderschönen Kind. »Wir schafften es immer wieder uns gegenseitig mit neuen Soundkreationen zu überraschen. In zig Proberaumsessions wurde uns immer klarer, daß das Soundspektrum von sechs Stimmen sehr weit reicht, wenn man sich darauf einlässt und althergebrachtes Terrain verläßt.« Andreas Fränzl, seines Zeichens DJ – deswegen firm im Bereich der elektronischen Grooves – infizierte die Bauchklang-Crew mit der Idee, Elektronik auf rein stimmlicher Basis zu machen. Nach einiger Zeit der Übung, des Feilens und der Forcierung des Rhythmus ist das Sextett bei dem »Sound aus einem Guss« angelangt. Alex Böck, die Beatbox; Andreas Fränzl, Lead Vocals; Gerald Huber, Beatbox; Karl Schrumpf, Groovemachine, Mouthpercussions und Snares; Flow Weinberger, Vocals und last but not least Peter Groissböck, die Mannschaft in voller Stärke.
Life is live
Die Live-Auftritte bildeten bisher das Rückgrat des Projekts. Die Konzerte voller Energie hinterlassen regelmäßig glückliche Menschen. Nicht nur in Österreich, sondern inzwischen auch in der Schweiz oder Deutschland, sogar auf der POPKOMM. Vielleicht liegt dies auch an der Einstellung der Gruppe, denn »Es gab noch keinen Gig, wo wir weniger zurückbekommen haben, als wir gegeben haben.«
Wobei für die Gruppe kein Unterschied zwischen der Live-Präsenz und der Konserve, also der Präsentation ihrer Musik auf der aktuellen Platte »Jamzero« (Echochamber) besteht. Vielmehr wird der Longplayer als eine weitere Dimension des Bauchklangsounds gesehen. Zugleich fällt auf, in welch unterschiedlichen Zusammenhängen von den Vokalisten die Rede ist. Es gibt etwa Rezensionen in Jazz-Zeitschriften, einfach der Party verpflichtete Auftritte im Wiener Flex, eine lose Verbindung zu den deutschen Beatbox-HipHoppern von www.beatboxing.de. Diese Unterschiedlichkeit der Wahrnehmung ist nur logisch, entzieht sich die Gruppe automatisch der Kategorisierbarkeit. »Wir sind vom musikalischen Spektrum einfach nicht eindeutig einzuordnen. Unser Sound hat seinen Ursprung in den verschiedensten musikalischen Gefilden und wir wollen keine streng einzuhaltenden Codes. Wir versuchen neuartige musikalische Wege zu gehen und uns nicht zu verkaufen.« Danke, Andi.
Bauchklang – free your mind, and your voice will follow. Your ass will do the same soon.