Das Wien-Grazer Band-Kollektiv Fetish 69 zeigt der Genre-Falle (Ungustl-TripHop in Bleistieferln) wieder einmal die lange Nase. Nach »Geek«, das für Sänger und Texter Christian Fuchs ein Blueprint für alles Folgende war, versucht die Fetish Army mit »Dysfunctions& Drones« (Trost) der Remix-Culture einen Tritt in die Magengrube zu verpassen.
Mag der Titel auch ein wenig affirmativ klingen: Genreübergreifend ist das Machwerk mit seinen schroffen Spielereien um dysfunktionierende Zuordnungen und Sound-Geschwüren allemal. Und wenn Drum-Loops und kratzige Gitarren-Samples allerortens kollidieren, machen sich Fetish 69 dieses Prinzip nur zunutze und drehen den Spieß einfach um: Je ein Drittel des Albums sind neue eigene Tracks, Solo-Stücke bzw. Remixe.
»Die neue CD knüpft an die Anfangsphase von Fetish 69 an. »Geek« enthielt fast ausschließlich Autobiographisches. Auf ???Dysfunctions‘ kam es zum Umkehrschluss, auf dem ich mich ein wenig zurückgenommen habe. Es war ein spannender Prozess zu hören, was Leute wie Spectre, Tribes Of Neurot oder James Plotkin aus der ursprünglichen Atmosphäre, aus meinen Geschichten, gemacht haben.«, so Fuchs.
»To mix or to remix, that’s the question!« Der Ballast unnötiger Überladungen wird dabei abgeworfen. Fetish 69 preschen in das Terrain zwischen Metal und Electronica vor und entblössen beide Genres bis zum letzten Riff und Bleep. Von den Vocals bleibt da nicht mehr viel übrig. Oder aber wie beim Spectre-Remix zuviel. »Er hat uns als Rockband und mich als Rocksänger gesehen. Wir haben ihm extra nur ganz wenig Vocal-Fetzen geschickt, aber die hat er bis zum Exzess aufgeblasen.«
Jedenfalls sind die Sound-Karten jetzt einmal neu gemischt: Alles ist möglich und so verlangen Fetish 69 auch dem Publikum einiges ab, wenn sie mit TripHop-ähnlichen Beats, einem D’n’B-Noise-Gewitter und Distortion-Gitarren den Saal rocken. Das ist die gelebte Heimsuchung im Zeichen soundästhetischer Verwirr-Taktiken.
»Dysfunctions & Drones« ist neben CD und Vinyl limitiert auf DCD erhältlich, siehe Review.