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Sonar 2001 – Tag 2

Es wird heisser, die Besucher werden mehr, der Schlaf weniger, aber es ist grossartig!

Wieder mal sitze ich fruehmorgens nach durchzechter Nacht schreibend im Pressezentrum – die Pflicht ruft!
Und die lange Nacht war es wieder mal wert, besonders aber der Nachmittag.

I did it! ich habs geschafft zu Sonar Macba zu kommen, einer kleinen Kirche mit experimentelleren Dingen am Programm, in die aber schwer reinkommen ist. Der gestrige Tag war, Elektronik zum Trotz, der Gitarre gewidmet.
a+r, die Leiter des Alku Labels, legten mehrmals auf, und wie! Ein wuester Ritt durch die gesamte Gitarrengeschichte, von Napalm Death ueber Naked City und Shellac bis zu Mick Harvey und Country war da alles im Mixer.
Ein Tipp sind die beiden Spanier von Shudo, die einzigen, die diesen Tag in Macba an Computern werkten – fette Bassdrones als Basis fuer gefrickelige bis sehr melodioese Elektroniksounds, die Kirche hat vibriert, meine Ohren jubelten und selbst Peter Rehberg hat den Saal nicht verlassen – wie auch andere Prominenz aus Wien. Der Adabei hat unter anderen Pure und Molin gesichtet und auch Curd Duca laesst es sich nicht nehmen, das ganze Festival zu besuchen.

Kevin Drumm war ungewohnt laut und heftig, aber sonst wie gehabt: Soundscapes und Gitarrentreatments, sehr spacig und weniger kopfig als kuerzlich im Wiener Porgy&Bess.

Um 21.00 rockte dann der Meister der Laermgitarre persoenlich das Haus: Mister KK Null (Zeni Geva) spielte nicht Gitarre, er zelebrierte sie. Maechtige Walls of Sound, lange Drones unterbrochen von schrillen Attacken und wieder unglaublich laut – so, dass das ganze zu Body Music im eigentlchen Sinn des Wortes wurde.
Sicher hat der Mann ein bisschen Jimi Hendrix gehorcht – schien mir sehr davon inspiriert, und das nicht nur, weil auch Null gerne mir der Zunge und den Zaehnen Gitarre spielt.

Mike Dread soll sehr fein gewesen sein, an vier Laptops werkend, hab ich aber verpasst, wie vieles andere auch.

Und dann wieder mal der weite Weg ins ganz am Rand Barcelonas gelegene Messezentrum zum Nachtprogramm – das sehr Techno und daher fuer mich eher entteuschend war, aber die Hoehepunkte waren allemal das Kommen wert.
Bis dorthin musste ich aber einiges Schlimmes ueber mich ergehen lassen, besonders die Spanier Chico y Chica, schlimmster 80er Elektropop mit einer noch schlimmeren Saengerin, aber gut.

Die bald darauf folgend Leila (Arab), Freundin einer Haelfte von Plaid, entschaedigte dafuer.
Trotz technischer Probleme ein grosser Gig, sehr bjoerkig, besonders wenn sie sang (ansonsten Live Elektronics). Aber keine Kopie, sondern sehr eigenwillig, immer wieder von fiesen Krrrchattacken zerschnitten, aber in Summe schoen und vor allem sehr tanzbar. Ein heisser Tipp, von der Frau sollte man sich mal was besorgen!

Dann war da nebst erwaehntem Techno (wo ist eigentlich hier Drum ’n‘ Bass, abgesehen von wenigen ausnahmen wie Storm?) mach sehr popiges und betont froehliches wie Frankie Knuckles, fuer meinen Geschmack eindeutig zu viel Party und Happyniess.

Adrew Wetherall (Two Lone Swordsmen) schmiss dann wieder die Party: Beats, zum Teil gerade Technobeats, zum Teil housig, oft Drum ’n‘ Bass inspiriert wurden mit den von den Swordsmen bekannten Elektrosounds belegt, manchmal wurde das ganze sogar sehr frei und somit untanzbar, war aber dabei nicht minder interessant.
Besonders waehrend dieses Gigs begeisterten die von der Lomograhischen Gesellschaft gestalteten Visuals, die ansonsten auch manchmal in eher platte Musikvideoaesthetik abdriften.

Laurent Garnier beschloss den Abend, war mir aber zu sehr House, die Stimmung aber war bestens.

Auch weiterhin, so es funktioniert, ich habs noch nicht getestet, gibt’s unter sonar.ya.com den Stream des Festivals zum Mithoeren.

Mich rufen jetzt Rune Grammofon, John Peel und nicht zuletzt Techno Animal, somit bis zum naechsten und letzten Bericht aus Barcelona, vermutlich Montag Nachmittag online.

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Text
Stefan Parnreiter

Veröffentlichung
15.06.2001

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