Auf »Joggers & Smoggers« von 1989 wird erstmals das Faible von The Ex für Improvisation und Jazz deutlich. Nebst Ab Baars (diverses Gebläse) oder Wolter Wierbos (Posaune, auch Teil des ex Orkest) sind als Gäste Lee Renaldo und Thurston Morre vertreten, die musikalische Palette reicht von sehr experimentell und noisy bis zu sehr jazzy.
Die Kollaborationen mit Tom Cora sind eh Legende, weniger bekannt ist, dass The Ex bereits 1991 mit einem größeren Impro-Ensemble auftraten. Beim Amsterdamer »Bimhuis October Meeting«, einem Treffen relevanter Improvisatoren, waren »The Ex & Guests« zu hören. Selbige Bezeichnung trägt »Instant« von 1995, eine Doppel-CD voller Impro-Miniaturen, eingespielt mit den verschiedensten Gästen (wie Han Bennink (Jazzlegende) oder Tristan Honsinger (Cello)), auf der Überraschungen und Spontaneität den Ton angeben.
Nebst dem Bimhuis waren und sind The Ex auch auf anderen Jazzfestivals von Montreal bis Nickelsdorf gern gehörte Gäste. Wobei Ex immer Ex bleiben, im Zusammenspiel mit Jazzern oder Improvisatoren mag sich das musikalische Vokabular ändern, nicht aber das ausgedrückte Gefühl.
Een Plezante Aangelegenheid
Im Amsterdamer »Paradiso« stieg im Dezember jenes Jahres 1995, im Anschluss an eine Instant-Tour (u.a. mit Tony Buck), dann eine von The Ex veranstaltete Party, »Een Plezante Aangelegenheid«.
Diese »angenehme Sache« führt uns dann auch gleich ins Jahr 2001. Begonnen hat sie am Jazzfestival Saalfelden mit dem 20-köpfigen ex Orkest. Mit diesem Ensemble hat sich besonders Luc den lang gehegten Wunsch erfüllt, ex Musik mit einem »Orchester« zu präsentieren, das »Holland Festival« hat dies finanziell ermöglicht. Auch wenn Andy sehr energisch meint »this is not a rock band!« ist das Rock-Feeling unüberhörbar. Energiegeladen, sowohl die Gitarren als auch der fette Bläsersatz, wild und anarchisch, wenn auch durchdacht und ausgezeichnet arrangiert. Und natürlich mit einer gehörigen Portion Humor.
Besonders plezant wird es vom 9. Bis 11. November, am 15. »music unlimited« im »Alten Schlachthof« in Wels.
The Ex haben sich und ihre Freunde geladen, um uns drei Tage lang zu unterhalten. Ohne Metastory oder sonstige Kopflastigkeiten haben sie »nur eine Kombination von Bands die wir kennen und mögen gewählt, es gibt kein Thema, nur gute Musik«.
Shellac sind da wohl als erste zu nennen. Nicht nur, dass sie eine große Band sind und Steve Albini Gott ist, auch ist er langjähriger Ex Fan und Freund und hat ihre vorletzte Platte »Starters Alternators« (1998) produziert. ZU aus Italien sind ebenfalls »brothers in crime« und ihrerseits wieder involviert in Banda Ionica, ein 20-kopfigen Brass-Ensemble, das sizilianische Begräbnismusik zum Besten geben wird.
Ansonsten werden nebst The Ex persönlich einige Formationen rund um diverse Mitglieder präsentiert.
Besonders freuen darf man sich auf Kletka Red (Andy Ex an der Seite Tony Buck, Joe Williamson und Leonid Soybelman), 4Walls (Luc Ex mit Michael Vatcher, Veryan Weston und Phil Minton) und ein Dou von Katrin Ex mit Iva Bittova. Allesamt sind fixe und nicht nur für das Festival zusammengewürfelte Side-Projects, die den riesigen musikalische Rahmen, in dem sich The Ex bewegen, abstecken.
Das Besondere an The Ex ist ja, so Andy, »dass wir alle völlig verschiedene Geschmäcker haben«.
Dass mit Ethiopian Azmari Group feat. Masenko PLayers eine Äthiopische Band mit dabei ist, ist auch kein Zufall. Terrie war bereits 1996 ein Jahr in Afrika unterwegs, gemeinsam mit Andy dieses Jahr in Äthiopien. Wo sie dann in einer Bar einige Bands sahen, die sehr begeisterten, und somit gleich eingeladen wurden. Weit weg von allfälligen Überinterpretationen geht es auch hier nur um die Musik an sich:
»Wir wollen niemanden direkt auf etwas hinweisen oder Leute gar konvertieren, also ist es auch keine Aufforderung, diesen Kulturkreis bewusst zu rezipieren, es ist einfach nur unser musikalischer Horizont. Wir zeigen nur, in welche Musik wir interessiert sind. Wenn wir ein Festival wie »unlimited« machen, wollen wir das Spektrum so weit als möglich gestalten und nicht nur Gitarrenbands einladen«
Bleibt nur noch die traurig-ironische Frage: »Which desaster will hit first: War or Jazz?«
(The Ex)