Ein Gospel-Konzert in einer gotischen Kirche? Sie hat einen exzellenten Hall, sagt Dorretta Carter, und sie fordert das Publikum auf, mitzuklatschen, mit den Fingern zu schnippen, mitzusingen, weil das eine Gospel-Veranstaltung ist und weil bei einer solchen die Menschen eben teilnehmen. Und Dorretta erzählt Geschichten aus ihrer Kindheit in England, vom Kirchengehen, vom Wäschewaschen, vom Kochen mit der Mutter – und vom Singen in der Kirche. Und dazwischen gibt es wunderschöne Gospels, begleitet vom famosen Pianisten Paul Urbanek und gelegentlich, wie gesagt, von uns, ihrem Publikum. Und es macht Freude, diese alten Klassiker zu hören; ein neues Repertoire, nur wenige Songs aus ihrem Gospel-Album »For Mabel«. Wie gut Dorretta Carter singen kann! Und was man nicht aus einer Stimme, einem Piano und einer Rassel bzw. einem Schellentamburin alles herausholen kann. Das ersetzt ein ganzes Orchester. Und man kann darüber sinnieren, dass fast jede Musik, jedes Genre, das uns seit der Kindheit begleitet, hierher kommt: nicht nur aus Amerika, aus den Schwarzen-Ghettos, sondern aus der Kirche. Dort haben sie alle angefangen; auch die, die es nicht wissen. Und so schweben sie alle durch diese Wiener Kirche, von Mahalia Jackson über Billie Holiday, Ray Charles bis zu Van Morrisson, denn auch der kommt aus einem katholischen Land mit einer allgegenwärtigen Musiktradition. Ein Lied von Elvis will Carter aber nicht singen, auch wenn sie sonst Publikumswünsche gerne erfüllt: Der hat nämlich alles nur von »uns genommen, was er hatte«.
Dorretta Carter & The Funkmonsters am 31.12. im Porgy & Bess (feat. DJ Lady Funk)