P.A. Hülsenbeck © TransCentury Update
P.A. Hülsenbeck © TransCentury Update

Klangimpressionen aus Leipzig

Kaum zu fassen: Nun hat das vierte TransCentury Update geendet und alle Teilnehmer*innen fallen in ein dunkles Loch. Doch die Erinnerungen an drei wundervolle Festivaltage helfen, die Zeit bis zum nächsten Jahr zu ertragen.

Das TransCentury Update IV, das am Wochenende von 15. bis 17. November 2019 in Leipzig stattfand, lockte mit einem formidablen Line-up und einer Mischung aus Neuem und Altbewährtem. Die Erwartungen waren hoch und wurden voll erfüllt – hier ein kurzer Rückblick auf das Beste aus drei Tagen vollen Festivalprogramms.

P.A. Hülsenbeck
Heuer starb ja Mark Hollis und mit ihm diese äußerst warme, introspektive Stimme, die von spärlichen Tönen begleitet eine sakrale Stimmung erschaffen konnte, die seitdem so nicht gehört ward. Mit P.A. Hülsenbeck jedoch feiert das Festival einen grandiosen Beginn. Dessen Sound erzeugt eine Stimmung, die dem schon ganz nahekommt. Als würde er seine innersten Gefühle herauspressen, herausquälen, doch sind sie so lieblich und schön, dass es einen Schlagzeuger wie Döppner braucht, der mit seinem free-jazzigen Spiel neben dem wuchtigen Bass einen Gegenpol dazu bietet und das ganze perfekt macht. So schön warm das alles auch ist, droht es doch hier und da in seinem Ästhetizismus in eine kühle Leere zu kippen. Aufgepasst!

Derya Yıldırım & Grup Şimşek © TransCentury Update

Derya Yıldırım & Grup Şimşek
Aufs Siegertreppchen des Grand Prix de TransCentury schaffen es Derya Yıldırım & Grup Şimşek, die äußerst stilvoll und gekonnt eine Richtung wie die Psychedelic Rocker Altin Gün einschlagen, also türkisch-anatolische klassische Melodien aufnehmen und in janglige, irgendwo dreampoppige Rockmusik einspeisen. Während ihr Gesang Ohrenschmaus bedeutet, regt die lebendige und treibende Rhythmik, besonders der tollen Schlagzeugerin wegen, an, den ausufernden Stücken auch tänzelnd-träumend zu folgen. So unbekannt wie die Band noch ist, scheint sie für viele eine Überraschung zu sein. Eine äußerst positive zumal.

Beverly Glenn-Copeland © TransCentury Update

Beverly Glenn-Copeland
Ganz, ganz Magisches und Intimes am Sonntag. Im Kino Prager Frühling wird der Dokumentarfilm »Keyboard Fantasies – The Beverly Glenn-Copeland Story« gezeigt. Das Lichtspielhaus ist voll, zurecht. Anwesend auch B. Glenn Copeland, Thema des Films. Copeland, geboren als Beverly Ann Glenn Copeland, Musiker, Afroamerikaner, Transgender-Aktivist, ist eine Persönlichkeit, eine Erfahrung, die den meisten der Besucher*innen wohl nachhaltig ins Gedächtnis gebrannt bleibt. Viele Tränen des Glücks fließen. Copeland ist wie ein Guru. Im positivsten Sinn. Seine Musik verbreitet eine positive Botschaft. Nicht im naiven Sinne. Dafür hat er in seinem Leben viel zu viel Negatives, Schlechtes erlebt. Copeland schafft ein starkes Gegengewicht. In einer im positiven Sinne seltsamen Mischung aus Ambient, Pop-Ballade, World Music bleibt der rote Faden stets die frohe Botschaft von Liebe und Empathie. Über viele Jahrzehnte blieb er völlig unbekannt, jetzt ist seine Zeit endlich gekommen.

Wer das diesjährige TransCentury Update verpasst haben sollte, nicht traurig sein, die Nummer V steht schon in den Startlöchern und wird von 13. bis 15. November 2020 in Leipzig stattfinden. Early Tickets dafür sind bereits jetzt verfügbar.

Link: http://www.transcenturyupdate.com/

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Text
Lutz Vössing

Veröffentlichung
25.11.2019

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