Liquid Earth © Valk
Liquid Earth © Valk

Mehr Delay!

Zu den Dresdner Bands Gorilla Monsoon und Generation Breakdown gesellten sich die Wiener Liquid Earth am Mittwoch, dem 13. Februar 2019 in den Viper Room. Über einen Abend, der manche Dinge in Perspektive rückte.

Im Viper Room ist es kühl. Der Merch ist heute gut bestückt, Besucher*innen sind jedoch kaum da. Aus der Anlage schallt das Repertoire von Motörhead. Als die Raucher*innen sich von draußen hinunter ins Kellergewölbe gesellen, wird es zwar dezent belebter, die Halle bleibt insgesamt jedoch zu leer für das, was heute geboten wird.

Liquid Earth
Die erste Supportband Liquid Earth leitet den Abend pünktlich um 20:00 Uhr ein. Hier raucht die Bühne bereits vor dem Auftritt. Die Show wird aber, angesichts der im Grunde nicht vorhandenen Besucher*innen, mit einem noch zögerlichen Marsch der Truppe hin zur Bühne und den leisen Worten »Dann spiel’ ma halt amal … wuuh!« eingeleitet. Das Three-Piece aus Wien gibt es seit 2016, sie spielen instrumentalen Psychedelic Stoner Rock und entpuppen sich als mein persönliches Highlight des Abends. Die Musiker Thomas Steinschauer (Gitarre), Lukas Jäger (Bass) und Sebastian Krems (Schlagzeug) kündigen ihr Set mit schweren, lauten Tönen an. Sofort wird die Namensreferenz zur Band Earth klar. Die anfangs kleine Publikumstraube von vier Personen wächst auf neun, elf, dann auf fünfzehn an. Bei dem fetten Sound, dem spannenden Song-Aufbau und den abwechslungsreichen Rhythmen verwundert der Zuwachs an Zuhörer*innen nicht. »Floating Mind«, die zweite Nummer des Sets und der eindeutige Favorit, sorgt für Gänsehaut. Als die Gitarre, versehen mit Wah-Wah-Effekt, betont gefühlvoll eingesetzt und immer entschlossen klingend, sich zu einem ersten Höhepunkt hochschlängelt und dann sogleich, nachdem man dort kurz verweilen darf, ein schneller, treibender Part einsetzt, wird klar: Die Melodien von Liquid Earth suchen das Publikum heim. Entsprechender Beifall würdigt diese Leistung, nachdem der Song mit der Anfangspassage und einem Gitarren-Arpeggio schließt. Das Gestaltungskonzept der Band ist im Grunde für jeden Song sehr ähnlich, unterscheidet sich jedoch in der Ausführung erheblich. Dies lässt jeden Song zu seinem eigenen kleinen-großen Universum werden, in das man eingeladen wird, sich zu verlieren. Und als der letzte Klang verstummt, ruft die Publikumstraube, die nun aus dreißig Personen besteht, enthusiastisch um Zugabe.

Generation Breakdown © Generation Breakdown

Generation Breakdown
In der Pause wird auszugsweise das Debütalbum »Temple Without Walls« der Wiener Instrumentalband Mothers of the Land abgespielt, was für Anerkennung im Publikum sorgt. Bestimmt kann die Band, die sich bereits einen Namen in der Szene gemacht hat, als Vorbild für Liquid Earth angesehen werden. Um 21:15 Uhr betreten Generation Breakdown die Bühne. Die in Dresden beheimatete, selbstbetitelte Heavy-Rock-Band (in meinen Augen handelt es sich hier viel eher um Punk), besteht aus Robert Ipkiss (Bass, Gesang), Börni (Gitarre, Gesang) und EnTombed Krüger (Schlagzeug) – und das bereits seit dem Jahr 2000. Beim dritten Song kündigt Ipkiss an: »Schön in Wien zu sein, der schönsten Stadt der Welt. Wenn ihr wissen wollt, wie sich der nächste Song anfühlt, dann lasst euch doch mal von ’nem Nazi die Nase brechen!« Die Band verkörpert deutlich, wofür sie steht, und das ist immer gern gesehen. Die Performance ist auch professionell umgesetzt, kann aber dennoch nicht fesseln. Zu generisch klingen ihre Songs wie »Disco in Moscow« oder »Future Past Time«.

Gorilla Monsoon © Jörg Steinhauer

Gorilla Monsoon
Es wird Zeit für den Headliner Gorilla Monsoon, wie Generation Breakdown beheimatet in Dresden. Als Southern Rock/Death Metal bezeichnet die Gruppe, die u. a. Black Sabbath, Led Zeppelin und Pantera als Einflüsse listet, ihr musikalisches Programm. Ganz vorne auf der Bühne steht ein Mikrofon mit Retro-Optik, dessen Ständer von einem riesigen, gehörnten Tierschädel geschmückt ist. In der Musik von Gorilla Monsoon hört man Kyuss, hört man Monster Magnet und Motörhead. Nur insgesamt härter, lauter, und, ganz wichtig: mit enorm viel Delay. Die Musiker Jack (Gitarre, Gesang), K.K. (Gitarre), Chris (Bass) und Drumster (Schlagzeug) können gar nicht genug davon bekommen, fordern nach fast jeder Nummer noch mehr davon vom Soundtechniker ein. »So, wir sind heut’ Abend das Kulturprogramm. Schön, dass ihr alle da seid, habt ihr nichts zu tun?« Auch wenn Deko und Attitüde es suggerieren: Gorilla Monsoon spielen kein Theater. Es handelt sich hier um echte Qualität. Die kraftvollen Vocals und präzise Technik an den Instrumenten können überzeugen. Natürlich muss Death Metal den persönlichen Geschmack treffen, was bei mir sicherlich nicht der Fall ist. Aber: Bands wie diese lassen einen verstehen, warum manche Menschen diese Musikrichtung lieben. Ich ziehe meinen Hut.

Links:
https://liquidearth.bandcamp.com/
http://www.generationbreakdown.net/
http://www.gorilla-monsoon.de/

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