Reihe: Vertonung NOVI FILM – Schönheit, Lebendigkeit und Durcheinander.
Vlado Kristls »Zerstörung der Systeme«
Verglichen mit Schlöndorff, Herzog, Wenders und Kluge, seine ersten Kurzfilme zeugen von feiner satirischer Metapher, beispielloser Technikregel und jener Energie, die man nur einem jungen Eisenstein zuordnen könnte. Vlado Kristl (1923-2004), Absolvent der Zagreber Kunstakademie, gehörte zum kompromisslosesten Kreis der Zagreber Schule des Animationsfilms. 1963 verließ er unwiderruflich Jugoslawien, nachdem sein erster Film »Der General und der ernste Mensch« verboten, und beschlagnahmt wurde. Im Umfeld des Neuen Deutschen Films übernahm er, in München niedergelassen, die Rolle des Provokateurs, der gegen jegliche Form der Verwertbarkeit seiner künstlerischen Arbeit Front machte. Man „duldete“ ihn, zumal seine dissonanten Kunstpartituren bei den Festivals immer wieder gerne gesichtet, und diskutiert wurden. Als Maler, Zeichner und Literat torpedierte er zeitlebens die Konventionen des Kulturbetriebs. Sein authentisch nonkonformistischer Kommunikationsapparat ist genau jener eines beginnenden Kafkas, dasselbe, Instrument, das später von Deluze und Guattari kreuz und quer analysiert wurde.