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»Tout est pardonné« (All is forgiven)

Junges französisches Autorenkino: Mia Hansen-Løve erzählt in ihrem Spielfilm-Debüt von einer speziellen Vater-Tochter-Beziehung.

Mia Hansen-Løve ist Schauspielerin und Filmregisseurin, sie schreibt für die Cahiers du Cinéma. »Tout es pardonné« ist ihr erster Langspielfilm. Mit den Autorenfilmern der Nouvelle Vague, verbindet sie das Publizieren in den Cahiers und der schnörkellose Erzählstil ihrer Inszenierung. Die Geschichte beginnt am Tag des 6. Geburtstages von Pamela. Der wird gro&szlig gefeiert im Kreis der bürgerlich-intellektuellen Familie von Pamelas Mutter Anette (Marie-Christine Friedrich). Danach ist ein Besuch im Prater angesagt. Pamelas Vater Victor (Paul Blain) muss angeblich dringend mit einem Freund sprechen. Anette zweifelt an seinen Angaben; zu Recht, denn Victor trifft sich mit einem Dealer. Anette wei&szlig von seiner Sucht, sie hofft, dass eine Veränderung – der Umzug von Wien nach Victors Heimatstadt Paris – Besserung bringt. Aber Victors Drogenabhängigkeit wird schlimmer. Nach einigen Monaten zieht Anette einen Schlussstrich unter die Beziehung und geht mit Pamela weg, bricht jeglichen Kontakt mit Victor ab.

Distanziertheit

Jahre später: Pamela ist 17, Gymnasiastin, lebt mit ihrer Patchworkfamilie in Paris. Sie erfährt, dass ihr Vater in der Nähe wohnt und sie gerne sehen möchte. Pamela willigt ein, ihn zu treffen. Victor ist inzwischen von der Sucht losgekommen. Zwischen ihm und seiner Tochter entwickelt sich eine scheue, liebevolle Beziehung. Der Titel des Films – übersetzt: Alles ist verziehen – ist als Thema zu verstehen, um nicht zu sagen, als Moral der Geschichte. Auch die schlimmste Erfahrung kann überwunden werden, ein Neuanfang ist möglich, ein Aufeinanderzugehen und eben auch Vergebung. Das ist weder neu, noch besonders aufregend. Der Film vermittelt ziemlich viel Distanziertheit, auch die wenigen Szenen emotionaler Ausbrüche wirken fast theaterhaft. »Tout est pardonné« bietet kein gefühlsduseliges Kitschkino. Auch ein vollkommenes Happy End verweigert Hansen-Løve. Es gibt Veränderung, Entwicklung, Phasen der Ruhe, Streit, Schmerz … und eben Verzeihen.

»Tout est pardonné« (R: Mia Hansen-Løve. Frankreich 2007)
Ab 21.8.2009 in österreichischen Kinos

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Text
Jenny Legenstein

Veröffentlichung
16.08.2009

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