»Heiliger Sebastian« ist nach »Go Johnny go« ein weiterer Versuch, eine Obsession auszustellen. Geht es in der E-Gitarrenschau um den Kult um einen männlichen Masturbationsersatz, so bewegt sich das Obsessive in »Heiliger Sebastian. A Splendid Readiness For Death« im dekadent-perversen Dreieck zwischen jugendlicher Schönheit, Lust und Tod. Doch anstatt einfach in medias res zu gehen und diese Aspekte sinnlich wie intellektuell zu deklinieren, wird ein wenig schamhaft einiges bloß angerissen, das mit der Figur dieses Märtyrers assoziiert wird oder in Anlehnung an sie entstanden ist: Homosexualität, AIDS, Sadomasochismus, der Künstlers als exemplarisch Leidender, ein Motiv, das traditionell eigentlich auf Christus bezogen ist. Symbole wie Rosen oder Lilien werden erwähnt, aber nirgends erfährt man mehr darüber, welche kulturhistorischen Hintergründe für das anhaltende Interesse am Mythos des Heiligen Sebastian verantwortlich sind.
Es sind gute Arbeiten dabei, die zeigen, dass sich auch zeitgenössische Künstler der »Faszination am chamäleonartigen Wesen dieses Heiligen« (Pressetext) nicht entziehen können. Doch warum das alles für die Allgemeinheit relevant sein soll und die Schau nicht nur die Zusammenstellung privater Obsessionen einiger Freaks, das bleibt im Dunkeln. Diese Ausstellung ist eindeutig kein aufklärerisches Unterfangen. Die bloße Repetition einer Auswahl von Motiven kann das nicht ändern. Zu viele Türen werden aufgemacht, doch das Dahinter kaum wirklich ausgeleuchtet. Als Collage verliert sich das Projekt im Vagen und Belanglosen. Was hier fehlt, ist die zentrale Figur, auf die das alles recht eigentlich bezogen ist: Wo sind die Fotos von Paul Albert Leitner, die Ausstellungs-Mastermind Gerald Matt selbst als Heiligen Sebastian darstellen? Schade. Wir hätten zu gerne gesehen, woran er zu leiden hat.
1070 Wien, Museumsplatz 1, noch bis 15.02.2004
>> http://www.kunsthallewien.at