laff-stell.jpg

»Stella«

Eigene Erfahrungen liegen Silvie Verheydes Spielfilm Stella zugrunde: Szenen einer unbehüteten Kindheit aus Sicht einer Elfjährigen.

Die Pubertät ist nicht nur eine Zeit starker persönlicher und körperlicher Veränderungen, sondern auch eine Phase, in der jemandem bewusst werden kann, dass die Lebensweise der eigenen Herkunftsfamilie nicht die einzig möglichen/wahren/richtigen sein mögen. Fast schockartig verläuft die »Implantierung« der 11-jährigen Stella (Léora Barbara) in eine neue Schul-Umgebung. Aufgewachsen ist sie mehr oder weniger in einem Pariser Arbeitercafé mit einer Klientel aus Arbeitslosen, Kleinkriminellen, die meisten davon Alkoholiker. Stellas Eltern betreiben das Lokal, sie haben kaum Zeit für das Mädchen. Stella hat eine so genannte Chance erhalten: Sie wird in ein Elitegymnasium aufgenommen, wo sie eine Au&szligenseiterin ist. Trotzig richtet sie sich in dieser Rolle ein.

Literatur befreit

»Ich bin keines dieser behüteten Kinder«, stellt Stella schon am Anfang im Off-Kommentar fest. An Lebenserfahrung hat sie ihren MitschülerInnen einiges voraus, die rauen Verhaltensweisen aus der Vorstadt bringen sie allerdings immer wieder in Schwierigkeiten. Irgendwann freundet sie sich mit ihrer Mitschülerin Gladys (Mélissa Rodriguez) an, die aus einer Akademikerfamilie stammt. Langsam überwindet Stella ihre Isolation und entdeckt ein neues Reich der Abenteuer und der Freiheit: Die Literatur. Verheydes Film spielt 1976. Interieurs, Kleidung, Accessoires und vor allem die Musik sind äu&szligerst sorgfältig ausgewählt. Diese Sorgfalt trägt dazu bei, dass »Stella« nicht als sentimentaler Kostümfilm erscheint. Eben, weil diese Kindheit nicht nostalgisch verbrämt wird kann die Erzählung sich mehrdimensional entfalten: Als individuelles Schicksal, als entwicklungspsychologischer Vorgang, nicht ahistorisch freischwebend, sondern in konkrete soziale, politische Strukturen gebettet.

»Stella« (R: Silvie Verheyde, Frankreich 2009) Mit: Léora Barbara, Karole Rocher, Benjamin Biolay, Guillaume Depardieu u.a.

Derzeit in österreichischen Kinos


Home / Kultur / Film

Text
Jenny Legenstein

Veröffentlichung
14.07.2009

Schlagwörter

favicon

Unterstütze uns mit deiner Spende

skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an unseren Verein zur Förderung von Subkultur. Vielen Dank!

Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria

Ähnliche Beiträge

Nach oben scrollen