Film as a subversive Art: Amos Vogel and Cinema 16:
Eine der zahlreichen Retrospektiven der diesjährigen Viennale ist Amos Vogel gewidmet. Diese Dokumentation von Paul Cronin porträtiert diesen Mann. Als Amos Vogelbaum ist er in Wien geboren. Unter Hitler musste er in die USA emigrieren. Vogel ging ins aufregende New York und fand dort die Frau seines Lebens. Weil die Filme, die er sehen wollte, nicht gezeigt wurden, gründete Vogel 1947 das Cinema 16. Dort wurden unter anderem Werke von Maya Deren und anderen aufstrebenden Filmavantgardekünstlern erstmals aufgeführt. Eine anspruchsvolle Filmszene etablierte sich. Cinema 16 wurde der größte Filmklub in den USA und fungierte auch als ein Verleih für Experimentalfilme. Trotz hoher Mitgliederzahl musste Cinema 16 1962 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten schließen. Im Rahmen der Viennale sind noch einige der Arbeiten zu sehen, die seinerzeit im Cinema 16 aufgeführt wurden. Ein Pflichttermin für alle Cineasten.
»Film as a Subversive Art: Amos Vogel and Cinema 16«, heute um 11:00 im Stadtkino.
Bu jian:
Eine ältere Frau geht auf eine öffentliche Toilette in einer Parkanlage, um ihr großes Geschäft zu verrichten. Als sie herauskommt vermisst sie ihren Enkel. Verzweifelt sucht sie nach ihm, rennt umher, fragt Kinder und Passanten nach einem Buben mit orangenem Pullover. Keiner hat ihn gesehen. Langsame distanzierte Aufnahmen vermitteln das Geschehen. Die Minuten vergehen, immer panischer sucht die Großmutter nach dem Kind. Apathisch durchquert sie den Spielplatz, läuft durch die Parkanlage, immer weiter entfernt sie sich vom Ort des Verschwindens. Später sitzt sie wieder auf dem Klo. Sie ist zuhause, allein und verzweifelt. Sie weint.
Schauplatzwechsel. Ein Junge,12-13 Jahre alt, sitzt in einem dunklen Internetcafe vor dem Computer, seine Augen fixieren den Bildschirm, laute Schießgeräusche sind wahrnehmbar. Indifferent ballert er auf imaginäre Feinde dieses Egoshooters. Gefühlsregung ist keine wahrnehmbar. Am nächsten Morgen fährt die Großmutter verzweifelt mit der Suche nach ihrem Enkel fort. Der Junge hingegen sitzt immer noch in dem miefigen Kellerloch vor dem Computer und chattet. Er erzählt von seinem Großvater, der Alzheimer hat und seit drei Tagen abgängig ist.
Der Junge geht in ein leeres Zuhause. Dort setzt er sich vor den Fernseher, um sich die Zeit mit Videospielen zu vertreiben.
Am Ende läuft er bei Nacht durch die Stadt, treibt sich herum und sucht seinen Großvater. Die Großmutter ist ebenso noch unterwegs. Sie laufen, Wege kreuzen sich mehrmals, am Schluss sitzen sie nebeneinander, während hinter dem runden Zaun ein alter Mann mit einem Kind an der Hand spazieren geht und ein Lied singt. „Ein Film, traurig und schön wie der leere Himmel“.
»Bu jian«heute um 13:00 im Gartenbaukino.
DIG!
In „DIG!“ von Ondi Timoner geht es nicht nur um die Geschichte der Band
Brian Jonestown Massacre und dessen Leader Anton Newcombe. Das Voice Over von Courtney Taylor von den Dandy Warhols führt uns durch die Dokumentation. Taylor erzählt die gemeinsame Geschichte zweier Bands, welche sich über sieben Jahre erstreckte. The Brian Jonestown Massacre, eine Band, die Kontroversen bedeutete. Eine Band, die sich auf der Bühne prügelte, als es darum ging einen Plattenvertrag bei einem Major zu bekommen. Streitereien und Drogengeschichten durchziehen die Geschichte der Band. Drogen. Der exzentrische Bandleader, Wahnsinniger oder Genius, der Musik macht wie vor 30, 40 Jahren, der so retro ist, dass es die A&R-Menschen schon wieder hip finden.
Zwei befreundete Bands und zwei rivalisierende Bands.
Eine Band, die es geschafft hat, und eine Band die sich selber zerstört hat. Und einer, der nicht aufgibt. Anton hat gerade seine zwanzigste Platte herausgebracht und tourt weiterhin. Ein Mann der für seine Musik lebt.
Tolle Dokumentation, die einen Einblick in das wahre Rock ’n’Roll-Leben gibt. Vielleicht sollten die Jungs von Metallica sich das mal ansehen. „DIG!“, heute um 18:30 in der Urania.
»DIG!« heute um 18:30 in der Urania.
Shortcuts:
»Chain« ist das neue Werk von Jem Cohen. Ein Film, der wie eine Dokumentation daherkommt. Fragmentarische Bilder der „Corporate World“; Flughäfen, Einkaufszentren und Hotels. Und Menschen, deren Arbeit sich in diesen (Nicht)Orten abspielt.
Heute um 13:00 im Stadtkino.
»Hakoah Kischkot« porträtiert sieben Frauen, die einst als Meisterschwimmerinnen im Wien vor dem 2. Weltkrieg für Furore gesorgt hatten. Der Film von Yaron Zilberman besucht die Damen heute und rollt ein Stück Geschichte wieder auf.
Heute um 11:00 im Metro.
»The Big Sleep« wird heute in einer Galavorführung anlässlich des Ehrengastes Lauren Bacall gezeigt, welche auch zugegen sein wird. Ein Highlight für Fans von Hawks und der Bacall.
Heute um 20:30 im gartenbaukino.
Veranstaltungen: Gandulf Henning (dessen Film „Fallen Angels“ erst gestern zu sehen war) spielt heute mit seiner Band Norrin Radd ab 22:00 in der Zentrale.