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Festivaltagebuch 24. 10. / Tag 7

Reviews: »Medicine for melancholy«, »Patti Smith: Dream of Life« / Shortcuts: »Loos ornamental«, »süden« / Events: Gespräch: »The state of the union«, Protest Song Lounge

»Medicine for melancholy«
Ein One-Night-Stand auf irgendeiner Party und der Morgen danach. Jo will so schnell wie möglich verschwinden. Micah lässt sich nicht so schnell abwimmeln. Der Beginn dieses wunderbaren Independentfilms kommt eher reduziert herbei. Wenig Dialoge, Schwarz-Weiß-Aufnahmen, kein Off-Ton. Barry Jenkins lässt sich Zeit, um seine Geschichte sorgfältig einzuführen. Erstmal trinken die beiden auf Micah’s Initiative einen Kaffee, dann teilen sie sich ein Taxi. Jo vergisst ihre Geldbörse, ein willkommener Anlass für Micah die junge Frau erneut aufzusuchen. Es stellt sich heraus, dass Jo eigentlich liiert ist und ihr das ganze sichtlich unangenehm ist. Er stößt sich mehr an der Tatsache, dass ihr Freund weiß ist, als an der eigentlichen Beziehung. Bald stellt sich heraus, dass Micah’s schwarze Identität überhaupt eine wichtige Rolle für ihn spielt, für die emanzipierte Jo ist dies weniger von Bedeutung. Jo lässt sich von Micah zu einem Ausflug ins »Museum of African Diaspora« überreden. Schließlich verbringen die beiden den ganzen Tag (und die Nacht) zusammen. Romantische Gefühle flackern wieder auf, wiederholt schleichen sich Themen wie race, gentrification und (linke) Politik ein. Barry Jenkins ist es gelungen einen wunderbaren Indiefilm (mit allen dazugehörigen Attributen: MySpace, cheap monday jeans und die richtige Musik aus dem Off, inklusive Dialoge über »TV On The Radio«, der einzigen schwarzen Band im Indiezirkus, wie Micah bemängelnd anmerkt) über junge schwarze Menschen in San Francisco, einer Stadt die ständig präsent bleibt. Ein politischer Film, der es schafft seine Themen nicht aufdringlich in den Vordergrund zu stellen, sondern diese irgendwie beiläufig und nebensächlich verhandelt, wobei die Romantik nicht zu kurz kommt und süße Gesten den Film bereichern.
Heute um 13.30 in der Urania

»Patti Smith: Dream of life«
Dieses biopic über die »godmother of punk« flechtet sich aus mehreren Elementen zusammen. Interviewsequenzen, vermischen sich mit Found-Footage-Bildern, Besuchen des Elternhauses, Konzertsequenzen ihrer Tour 2005 in London, wo sie ihr erstes Album »Horses« darbot, und immer wieder poems der Künstlerin aus dem Off. Das Filmprojekt von Steven Sebring begann vor 11 Jahren, für den Fotografen war es sein erstes filmisches Projekt. Man erfährt wie Patti Smith als junges, androgynes Mädchen vom Land zur Künstlerszene in New York stieß, und wie wichtig die Begegnungen mit den angesagten Beatpoeten und Musiker jener Zeit war. Wie mit dem legendären CBGB’s endlich ein Ort für die Musik der Präpunk-Ära geschaffen wurde. New York ist stark mit dem Schaffen der Künstlerin verbunden. Nach dem Tod ihres Mannes Fred »Sonic« Smith zog sie wieder in jene Stadt zurück, der sie nach der Geburt ihrer Kinder für einige Jahre den Rücken gekehrt hat und engagiert sich nunmehr weiterhin als politische Aktivistin und ist nach wie vor in vielfältiger Weise künstlerisch tätig. Sebring ist es gelungen intime Momente einzufangen und ein innovatives Künstlerporträt zu schaffen.
Heute um 24:00 im Gartenbaukino

Shortcuts:
»Loos ornamental«
Ein weiterer Film von Heinz Emigholz (»Schindlers Häuser«) der sich mit dem Schaffen des österreichischen Architekten Adolf Loos befasst.
27 Bauwerke werden chronologisch vorgestellt, Off-Kommentar braucht es dabei keinen.
Heute um 14:30 im Künstlerhaus

»süden«
Der Komponist Mauricio Kargel, bedeutender Vetreter des Genres Neue Musik, in Argentinien geboren und nach Deutschland ausgewandert, besucht seine Heimat. Der Regisseur Gaston Solnicki begleitet ihn und hält die Arbeit mit jungen argentinischen Musikern filmisch fest.
Heute um 16:00 in der Urania.

Events:
Um 19:00 steht John Gianvito für ein Filmgespräch zur Verfügung. Anlass sind die bevorstehenden US-Wahlen.
Ab 21:00 gibt es in der Urania in Kooperation mit TBA und angelehnt an die Dylan-Retrospektive diverse Protestsongs zu hören.

Home / Kultur / Film

Text
Sangam Sharma

Veröffentlichung
23.10.2008

Schlagwörter

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