»Le Passager«
Ein schönes Regiedebüt von ??ric Canvanca: Als Thomas vom Tod seines Bruders Richard erfährt, fährt er zurück zum Familienurlaubssitz, um ihn zu beerdigen. Es wird eine Reise in die Vergangenheit und nicht verarbeitete Traumata werden offenbar. Er beginnt sich mit der Hotelbesitzerin, ehemals Richards Freundin, sowie ihrem Patensohn Lucas anzufreunden, ohne seine wahre Identität preiszugeben.
Langsam und als Freund dringt Thomas in deren Leben ein. Er ist auf der Suche nach Vergangenem. Ein Drama zweier Brüder, der eine am Leben, der Tote immer präsent. Teilweise wortkarg und schön nuanciert von den Darstellern in Szene gesetzt, eingebettet in kühle Aufnahmen der französischen Provinz, die durch Leere und Langeweile glänzt. Diese Ereignislosigkeit scheint sich auch in den Figuren wieder zu finden, die sich allesamt ein wenig lethargisch verhalten. Langsam enthüllt sich das Rätsel um den Bruder und bringt teilweise klischeehafte Vorkommnisse zutage.
Schön seltsame Bilder, wie die vom jugendlichen Lucas der sämtliche Umgebungsgeräusche aufnimmt, um sie sogleich über seinen Walkman wieder anzuhören, damit er den Lärm, der in seinem Kopf vorherrscht, betäuben kann. Er sitzt allein mit seinen Kopfhörern in der Boxarena und hört sich die Geräuschkulisse des Kampfes, dem er kurz zuvor beigewohnt hat noch einmal an. Wundervoll fotografiert ist »Le Passager« ein feines Regiedebüt, das von Langsamkeit geprägt wird. Ein Film der behutsam und nüchtern die Verstrickungen einer Familie entwirrt und der durch hervorragende Darsteller glänzt.
Heute um 20:30 Uhr im Künstlerhaus.
»Du hast gesagt, dass du mich liebst«
Rudolf Thome (»Mann fährt, Frau schläft«) hat in seinem neuen Streifen wieder mal Hannelore Elsner zu einer Hauptrolle auserkoren.
Diesmal spielt sie eine ehemalige Schwimmerin, die seit zwei Jahren alleine lebt und ein wenig verloren scheint, da sie nicht weiß wie sie ihre Zeit nach dem Berufsleben verbringen soll. So sieht Johanna zum Beispiel bei Grabbesuchen, beim Lesen und beim Kochen, ständig begleitet durch einen ihr manchmal das Leben zu sehr dramatisierenden Off-Kommentar.
Ein Film, der durch seine literarisch gewählte Sprache auffällt. Die Frau antwortet auf eine Kontaktanzeige (»Suche Heilige, Gefährtin und Hure«) und trifft sich mit dem Mann. »Sie wird ziemlich pünktlich sein«. Der Mann entpuppt sich nunmehr als bislang erfolgloser Schriftsteller, sie wird zu seiner Muse, eine Rolle die ihr sichtlich gefällt.
Thomes Film befasst sich mit dem Leben einer älteren Frau und deren Höhen und Tiefen. Ein sehr sympathisches Werk, das mitunter auch durchaus amüsante Momente bereithält und in dem die Elsner als großartige Hauptfigur glänzen darf.
Heute um 21:00 Uhr in der Urania.
Shortcuts:
»Là-bas«
Der neue Dokumentation von Chantal Akerman wurde in Tel Aviv im Sinne eines Tagebuchfilms aufgenommen, lange statische Einstellungen aus ihrer Wohnung machen einen Großteil der Arbeit aus. Blicke auf die gegenüberliegende Wohnanlage, hinunter zur Straße, hinauf zum Himmel, verschwommene Menschen auf ihrem Balkon. Manchmal ertönt Akermans Stimme aus dem Off, wie sie telefoniert oder man hört die Tastaturgeräusche ihres Laptops. Dazwischen mischen sich Aufnahmen vom Meer.
Heute um 18:30 Uhr in der Urania
»David Chapelle’s Block Party«
In anderen Ländern bereits längst angelaufen, bietet die Viennale die Möglichkeit diesen Film auch endlich bei uns anzusehen. Michel Gondry verfilmt ein Konzertereignis, welches 2005 in Brooklyn stattfand, prominente Musikerinnen wie Kanye West, Erykah Badu, The Roots, Dead Prez, Mos Def und viele mehr treten auf. Der Film zeigt nicht nur das Konzert selbst, sondern auch die Vorbereitungen dazu.
Heute um 23:00 Uhr im Gartenbaukino
Events
Um 16:00 Uhr darf in der Urania unter dem Titel »Der Kiosk« mit Fachleuten über das heimische Kino diskutiert werden. Anlass bietet die neue 50-teilige DVD-Edition zum österreichischen Film.
Wem heute noch nach Party zumute ist, der kann am Abend ab 22:00 Uhr noch dem Konzert von Soffy O And A Group Of O’s beiwohnen.
Anschließend begibt sich Tschamba Fii an die Plattenteller.