Österreich im Dezember 2003. Nach einem für die österreichische Filmlandschaft sehr turbulenten Jahr im Hinblick auf die Diagonale – Christine Dollhofers Vertrag wurde nicht verlängert und Herr Staatssekretär Morak hatte eine neue Intendanz mit den Personen Miroljub Vuckovic und Tillmann Fuchs bekanntgegeben – so dass plötzlich im Laufe 2003 zwei Diagonalen (die »originale« Diagonale, sowie die neue Diagonale, die oftmals als »Morakonale« bezeichnet wurde) in Graz präsentiert werden sollten. Erwähnenswert ist, das die »originale« Diagonale von den kreativen Filmschaffenden unterstützt wurde, während die »Morak-Diagonale« von denselben (außer den Produzenten) boykottiert wurde. Am 17. 12. 2003 treten die beiden Intendanten Vuckovic und Fuchs zurück – somit bleibt die »originale« Diagonale das einzige Festival des österreichischen Films.
Unter der sechseinhalbjährigen Intendanz von Christine Dollhofer und Constantin Wulff gelangen mehrere Dinge, wie beispielsweise verschiedenste Filmschaffende an einen Tisch und zum selben Festival zu bringen, konzeptuell zu arbeiten und die Diagonale als Trademark in den Köpfen der Grazer zu verankern. Nicht zuletzt stammten die ersten Unterstützungszusagen letztes Jahr von Altbürgermeister Alfred Stingl und seinem Nachfolger Siegfried Nagl bei der Eröffnung der Diagonale 2003. Die zur Zeit vorhandenen EUR 500.000,- für das heurige Festival setzen sich etwa so zusammen: EUR 200.000,- von der Stadt Graz, EUR 75.000,- vom Tourismusverband, EUR 72.000,- vom Land Steiermark, EUR 40.000,- von der Stadt Wien, rund EUR 100.000,- sind Sponsoring (wie etwa A1, Wiener Städtische, ORF, Styrian Spirit, …) oder Spenden wie z.B. EUR 10.000,- vom Filmfest Rotterdam mit EUR 10.000,- oder kleinere Beträge von den verschiedensten Verbänden der kreativen Filmschaffenden.
Bei der Diagonale 2000 wurde die Sonderreihe »Die Kunst der Stunde ist Widerstand« gezeigt. Anscheinend dürfte sich da der eine oder andere auf die Hühneraugen getreten fühlen – denn die tun ja bekanntlich weh – so gibt es nämlich vom BKA keine Unterstützungszusage für die Diagonale 2004, allerdings gibt es Zusagen für die Diagonale 2005 und man hofft, dass die Beträge wie bisher (EUR 255.000,-) sein werden. Zum Vergleich: Die abgesagte Diagonale von Fuchs/Vuckovic kostete das BKA EUR 385.000,-.
Konsequenzen für die Diagonale 2004: Sie ist zwei Tage kürzer und viele Filme werden nur einmal vorgeführt. Das Diagonale-Team arbeitete seit Dezember großteils ehrenamtlich, wahrscheinlich werden aber Deckungsbeiträge abgegolten werden können. »So ein Festival ist heuer ein Ausnahmezustand, ohne Unterstützung des Bundes kann es so genau ein Mal gehen« (Zitat Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Koordinator der alternativen Diagonale).
Der Verein Forum österreichischer Film schreibt für die Diagonale (als diskursive Plattform des österreichischen Films, die künstlerisch und gesellschaftspolitisch weit über das Festival hinauswirkt) eine neue Intendanz aus (Einreichfrist 18. März). Diese wird vom Diagonale-Beirat nominiert.
Als Sonderprogramme gibt es z.B. die Reihe »Festivals im Dialog« heuer mit dem Forum of Independents des Internationalen Filmfestivals Karlovy Vary, welches zwei Programme präsentiert, sowie ein Tribute an den serbischen Filmemacher Goran Markovic (»Die serbische Trilogie des Widerstands«). Wünschenswert wäre, wenn in näherer Zukunft (Stichwort EU-Osterweiterung) entweder Kooperationen mit slowenischen und ungarischen Filmfestivals bei Sonderprogrammen, die rotieren stattfinden könnten. Oder Einblicke in polnisches, ungarisches oder kroatisches Filmschaffen. Vor allem letzteres würde die bosnische und kroatische Community, die (nicht nur erst seit dem Krieg) in Graz lebt, begrüßen!
Eine andere Möglichkeit die Diagonale zu dokumentieren und auch zu fördern, wäre beispielsweise die Edition von DVDs der Spezialprogramme.
>> www.diagonale.at