Was zunächst wie das Werk einer Irgendwie-Post-Britpop-Elektronik-Band aussieht, bekommt man die CD mit dem Titel »popfakes« in die Hände, entpuppt sich, sobald der Tonträger ins Laufwerk eingelegt wird, als eine wahre Fundgrube für überraschende zumeist elektronische Sounds. Tatsächlich sind die sechs heimischen Acts , die auf diesem Sampler versammelt sind, die Aushängeschilder der neu gegründeten Musikvermittlung popfakes, gegründet vom Linzer Plattenhändler Wolfgang Almer. Popfakes ist ein rein kommerzielles Unternehmen, daher erstaunt die hohe Qualität der einzelnen Projekte. Doch Almer ist es wichtig, Musik zu präsentieren, die sich abseits der ausgetretenen Pfade bewegt oder wie er es ausdrückt: »Musik, die zu schüchtern, zu roh oder zu verschroben ist für Formatradio und Zahnarztpraxen ; Sonderlinge und Schmalspurelektroniker, die in ihrem Lärm, in ihrem Pop, in ihrer Spinnerei, in ihrer Sentimentalität oder in Nervtötungsmethoden aufs Ganze gehen.« So kann sich die CD, die gewissermaßen als Promotion für die vertretenen Bands verstanden werden soll, wirklich hören lassen. Sie stellt sechs sehr unterschiedliche Musikprojekte vor, die zum Teil schon Tonträger veröffentlicht haben, zum Teil aber auch Newcomer sind: Von den sehr verspielten, sich durch alle Spielarten elektronischer Musik wuselnden Working Class Heroes und den streng minimalistischen Jomasounds, über die Brealbeat- & Sample-Tüftler Lampe bis zu schrulligem Home-Recording Pop von Gelee Royale mit genial infantilen deutschen Texten und dem halsbrecherischem Eklektizismus von Egotrip. Seltsam aus dem Rahmen fallen die manierierten, expressionistischen Art-Rocker 4 Experimentellen, die nur 2 sind.
Sympathischer Idealismus
Im September gingen die auf dem Sampler vertretenen Bands bereits gemeinsam auf Tour, aber auch im Oktober gibt es noch Gelegenheit, sich live von ihren Qualitäten zu überzeugen. Zudem können noch andere österreichische Bands wie Valina und The Tube über popfakes gebucht werden. Und auch internationale Acts vor allem aus dem Improvisationsjazz- und Postorck-Bereich wie Henry-Cow-Gründungsmitglied und zeitweiliger Residents- & Pere Ubu-Schlagzeuger Chris Cutler oder The Gorge Trio vertrauen sich bei ihren Österreich-Auftritten Wolfgang Almer an. »All diese Projekte haben – neben ihrer Qualität – primär eines gemeinsam: Ich finde sie toll, und ich bin völlig von ihnen überzeugt. Anders könnte ich nicht arbeiten«, so Almer. So ein sympathischer Idealismus ist beeindruckend. Wir können popfakes und den Bands daher nur viel Erfolg wünschen, sie hätten ihn verdient.
www.popfakes.com
www.monochord.com (Wolfgang Almers Plattenladen)