Gegen das Zuviel: Spurensuche über Feldman heute

Feldmans eigener Beitrag war es, das Tempo der Ereignisse im Wiener Universum zu verlangsamen. Schoenberg war vor allem ungeduldig und musste immer rasch zur nächsten Tonkombination eilen. Feldman hingegen war geduldig. Er ließ jeden Akkord sagen, was er zu sagen hatte. Indem er sich auf so wenig Material beschränkte, setzte Feldman die Ausdruckskraft des die Töne umgebenen Raums frei. Die Rhythmen sind unregelmäßig und überschneiden sich, sodass die Musik über dem Schlag dahinschwebt. Die Harmonien bewohnen ein Niemandsland zwischen Konsonanz und Dissonanz, zwischen Paradies und Vergessen.
Alex Ross: »The Rest Is Noise. Das 20. Jahrhundert hören«. Piper, München/Zürich, 2009, 535.

Foto: Rob Bogaerts/Anefo/wikipedia

Ursprünglich publiziert für Katalog Festival wienmodern, 2010, S. 89–93

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Heinrich Deisl
VERÖFFENTLICHUNG

30.10.2013

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